Kleve Romantische Klavierklänge im Urlaub vom Alltag

Kleve · Dass der Klevische Klaviersommer als Garant für hochkarätige Klaviermusik angesehen wird, zeigten auch am dritten Konzertsonntag die voll besetzten Stuhlreihen. Mehr als 600 Zuhörer saßen im Blumenhof des Forstgartens und erlebten das Konzert des niederländischen Pianisten Peter Caelen.

Dieser präsentierte ein durchdachtes Programm, das er mit hochromantischen Charakterstücken von Johannes Brahms begann: vier Intermezzi aus opus 116, 117 und 118, denen zu Recht eine Fülle von Empfindung nachgesagt wurde. Diese fing der Pianist bis hin zum Pianissimo filigran ausgeformt schön ein. Es folgten Préludes von Claude Debussy , u.a. "La fille aux cheveux de lin" - "Das Mädchen mit den flachsblonden Haaren", ebenfalls träumerisch-anmutige Musik, die Caelen auf dem Flügel mit großer Ausdruckskraft umsetzte.

Der Spannungsbogen führte weiter über Richard Wagners Sonate "für das Album von Frau M.W.", ebenfalls im Stile der Romantik und mit viel Dramatik in dem kurzen Stück komponiert. Es begann geheimnisvoll mit einer gewaltigen Steigerung in der Mitte und einem leisen Ausklang, dazu immer wieder melodiöse Ansätze und chromatische Crescendi, in denen Caelen sein Können unter Beweis stellte.

Mit einem Schwenk zu ruhigen, nachdenklichen Werken von Franz Liszt "La lugubere gondola" ("Die Trauergondel") und "R W Venezia" kam eine tragische Stimmung auf, die Caelen mit einer Programmänderung zum Ende wieder aufhob: statt "Isoldes Liebestod" spielte er "Auf dem Wasser zu singen", eine Klavieretüde des bearbeiteten Schubertliedes durch Franz Liszt, gefolgt vom Schubertlied "Widmung", dessen unausgesprochenen Text "Du meine Seele, du mein Herz" man im einfühlsamen Spiel von Caelen gut nachfühlen konnte.

Die Zugabe, Wagners "Lied ohne Worte", beschloss das runde Programm, das gut zum Klevischen Klaviersommer passte. Auch Caelen betonte im Gespräch, wie besonders dessen Atmosphäre sei: Spielen in der freien Natur mit den Geräuschen der spielenden Kinder, der Straße und dem Rauschen der Blätter um ihn herum. Das alles keinesfalls störend, sondern eine ganz besonders nahe und spannende Erfahrung. Da spiegeln schon mal die Tasten und der Klang entfaltet sich ganz anders als im Konzertsaal - aber gerade das macht den Reiz sowohl für Musiker als auch Zuhörer aus, die gerne wiederkommen.

Eine Zuhörerin sagte, sie schließe in diesem Flair gerne die Augen und lasse die Musik einfach wirken; so wird der Klaviersommer immer auch ein bisschen Urlaub vom Alltag. Ein entspanntes Kulturerleben, zu dem auch das Rahmenprogramm beiträgt: Die Möglichkeit zum Picknicken wurde in der Pause gut angenommen, und der sehr gut in die Umgebung passende Getränkewagen ist eine Bereicherung. Ebenso erfreulich wird die "Fütterung" des Spendenschwans angenommen, so dass nicht nur minutenlanger Applaus, sondern auch die Förderung des ganzen Events die Leistung der Künstler belohnt.

(bamü)
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