Kalkar Rochus-Tracht hat in Kalkar große Tradition

Kalkar · Der Heilige aus Montpellier wird in der Nicolaistadt und weltweit seit Jahrhunderten gegen Krankheiten und Seuchen angerufen. Gilden und Bruderschaften tragen die Statue bei der Prozession durch Kalkar.

Heute ist Kalkar mit dem französischen Juvignac, einem Stadtteil des südfranzösischen Montpellier, städtepartnerschaftlich verbunden. Aber schon seit dem Mittelalter fällt der Name Montpellier im Zusammenhang mit der Lebensgeschichte des Heiligen Rochus, den die Kalkarer nach den verheerenden Pestepidemien um Hilfe anriefen und dessen 500 Jahre alte Statue die Bruderschaften und Gilden immer noch abwechselnd am 16. August oder am Sonntag danach durch den historischen Kalkarer Stadtkern tragen. Und noch heute singen die Kalkarer jeden Freitag vor dem Siebenschmerzenaltar den Pestsegen mit der Fürbitte für die Kranken und dem Gebet um Bewahrung vor Seuchen.

Die Kalkarer Bruderschaften und Gilden und der Pfarreirat laden alle, die für Kranke beten wollen, zu einem Bittgang am Sonntag, 16. August, vor der 11 Uhr-Messe ein: Die Gemeinde versammelt sich bereits um 10 Uhr in St. Nicolai zu einem Eröffnungsgebet mit sakramentalem Segen und zieht dann betend und singend über die Monre-Straße, die Grabenstraße und die Kesselstraße zurück nach St. Nicolai. In der anschließenden Liturgie sind ein Gastchor und die Santiago-Fahrer 2015 zu Gast. Die mitgetragene Rochus-Statue und die Fensterbänke werden passend zum französischen Süden mit Weinlaub geschmückt.

Geboren ist Rochus vermutlich um 1295 im französischen Montpellier, wo er am 16. August 1327 auch starb. Pastor Alois van Doornick berichtet, der Heilige werde in manchen Gegenden den 14 Nothelfern zugerechnet. "Rochus ist ein bekannter Patron gegen die Pest und andere Seuchen. Historische Fakten liegen über den Pilger, der nie ein Amt in der Kirche innehatte, kaum vor, wohl jedoch viele Erzählungen", sagt der Pfarrer von Heilig Geist Kalkar.

Demnach verschenkte Rochus nach dem frühen Tod seiner Eltern seinen gesamten Besitz an Bedürftige und machte sich auf eine lange Pilgerfahrt nach Rom. Dort pflegte er Pestkranke wieder gesund. Der Legende nach heilte Rochus sie alleine durch Bekreuzigen. Auf der Rückreise im Jahr 1320 jedoch befiel die Pest auch ihn. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt gerade in Piacenza und legte sich in Erwartung seines Todes in einer Hütte vor den Stadttoren nieder. Da erschien ihm ein Engel, der ihm Mut zusprach. Tagtäglich sei von nun an ein Hund gekommen, der Rochus bis zu seiner Genesung mit frischen Speisen versorgte, so dass der Pilger endlich seine Heimreise fortsetzen konnte.

Doch als Rochus zu Hause ankam, erkannte man ihn nicht. Er wurde als Spion verdächtigt und kam in den Kerker. Dort musste er fünf Jahre ausharren, ehe er 32-jährig starb. Erst nach seinem Tod entdeckten die Bürger Montpelliers anhand eines Muttermals am Leichnam die wahre Identität des Toten.

(RP)
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