Kleve Rita Kersting in Jerusalem

Kleve · Die in Nimwegen lebende und in Goch geborene Kunsthistorikerin Rita Kersting wird Kuratorin für Zeitgenössische Kunst am Israel Museum in Jerusalem. Sie tritt die Nachfolge von Suzanne Landau an, die 34 Jahre Kuratorin für Gegenwartskunst war.

 Wird Kuratorin für Zeitgenössische Kunst am Israel Museum in Jerusalem: Rita Kersting.

Wird Kuratorin für Zeitgenössische Kunst am Israel Museum in Jerusalem: Rita Kersting.

Foto: Privat

Niederrhein/Jerusalem Das Israel Museum liegt nicht weit von der Knesset in Jerusalem und wurde 1965 vom berühmten Bürgermeister der Stadt, Teddy Kollek, gegründet. Es ist das Nationalmuseum Israels, zieht jährlich 950 000 Besucher und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 50 000 Quadratmetern. Das Israel Museum ist das größte Museum des Staates und gehört zu den führenden Museen weltweit. Es zeichnet nicht nur die Geschichte Israels nach, zeigt archäologische Schätze wie 300 000 Jahre alte Skulpturen, sondern hat auch eine beachtliche Abteilung für Zeitgenössische Kunst – wie eine Henry-Moore-Plastik im Museumsgarten verdeutlicht, die sich nicht hinter der vorm Bonner Bundeskanzleramt verstecken muss. Es ist die Abteilung des Museums, die künftig von einer Deutschen geleitet wird.

Die in Goch geborene Kunsthistorikerin Rita Kersting, Anfang 2000 mehrere Jahre Direktorin des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, wird ihre Stelle als "Curator of Contemporary Art" am 10. Oktober antreten. Man freue sich auf die Arbeit mit der künftigen Kuratorin, die die vitale Kunst in das Israel Museum holen werde, schreibt Direktor James Schnyder in der Presseerklärung zur neuen Personalie. Denn nicht erst seit ihrer Arbeit für den Düsseldorfer Kunstverein verfügt Kersting über sehr gute Kontakte zu internationalen zeitgenössischen Künstlern. Auch Rita Kersting freut sich auf ihren neuen Job in Israel. Nicht nur, dass allein ihr Ankaufsetat für Zeitgenössische Kunst dem Jahresetat des Kunstvereins entspricht und sie zusätzlich auch von Mäzenen und Sammlern aus New York, Paris und London zusätzliche Gelder erwarten kann. Dass sie als Deutsche jetzt diesen Job, der international ausgeschrieben war, macht, sollte ihr keine Nachteile einbringen, hofft sie. "Das ist mit den Mäzenen natürlich abgestimmt. Im Übrigen habe ich in Israel eine große Offenheit erfahren: Man sieht Deutschland als Freund Israels", sagt sie. Dennoch sei dieses Museum eine große Herausforderung: Sie muss nicht nur den Bestand pflegen, Ausstellungen organisieren, sondern sich vor allem um den Ausbau der vorhandenen Sammlung kümmern.

Eine Herausforderung wird auch das Leben in dieser Stadt. Für Kersting atmet Jerusalem an jeder Ecke Geschichte, man spüre die drei großen monotheistischen Religionen hautnah, ebenso wie die politischen Spannungen. "Eine hochinteressante, goldene Stadt", sagt sie begeistert.

Ihre Familie – ihr Mann, der ehemalige Direktor des Museums Kurhaus Kleve, Drs. Guido de Werd, und die beiden Kinder, werden im November nachkommen. "Wir lernen jetzt schon hebräisch", sagt sie. In Nimwegen lebt die Familie in Sichtweite der dortigen Synagoge und hat eine profunde Lehrerin. Die ersten Sätze kann sie schon. "Es ist eine ziemlich schwere Sprache, aber das wird schon", sagt sie. Die Kinder werden möglichst auf eine israelische Schule gehen, sagt die 43-Jährige. Kontakte nach Kleve und Goch zu halten, sei im Zeitalter von Skype und Internet kein Problem.

Und selbst die Kunst hieß die Frau vom Niederrhein willkommen: Joseph Beuys schwere Arbeit "Das Ende des 20. Jahrhunderts" aus der Londoner Tate Modern wird zurzeit im Israel-Museum gezeigt. "Es war wunderbar, wie dieses Werk aus großen Steinen mit den alten Sarkophagen des Museums korrespondierte."

(RP)
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