Kleve "Richtfest" auf der XOX-Bühne

Kleve · Theaterchef Wolfgang Paterok inszenierte Lutz Hübners Stück am Klever XOX-Theater. Das Stück feierte nach einem Jahr Probe jetzt Premiere. Die Komödie überzeugt mit bissigen Dialogen, die Inszenierung kommt nur langsam in Fahrt.

 Birgit ( Anke Spieker, 2.v.r.) versteht die Architektur von Philipp (Axel Hinnemann, links) ebenso wenig, wie Philipp den berechtigten Wunsch Birgits, nach etwas Geborgenheit. Der Streit ist programmiert.

Birgit ( Anke Spieker, 2.v.r.) versteht die Architektur von Philipp (Axel Hinnemann, links) ebenso wenig, wie Philipp den berechtigten Wunsch Birgits, nach etwas Geborgenheit. Der Streit ist programmiert.

Foto: Klaus stade

Bauherrengemeinschaften sind der letzte Schrei: Man spart Kosten, versucht einen neuen Lebensstil und schlägt den extrem hohen Bodenpreisen in hippen Großstädten ein Schnippchen. Anfangs gibt es Castings, später gibt es Streit. Zu oft sind die Vorstellungen vom neuen Leben zu gegensätzlich. Ein Thema, wie gemacht für eine böse Komödie. Lutz Hübner, der unter anderem das erfolgreiche Stück "Frau Müller muss weg" schrieb, hat mit "Richtfest" eine prächtige, wortwitzige Komödie geschrieben, die Wolfgang Paterok jetzt im XOX-Theater inszenierte. Nach einem Jahr Proben feierte das Stück am Wochenende Premiere.

Die Inszenierung hat noch Luft nach oben, die Truppe kommt nur langsam in Fahrt. Aber das wird sich bei der großen Truppe in den nächsten Aufführungen geben, wenn die Pointen gezielter sitzen, von denen das Stück nur so wimmelt. Anke Spieker überzeugt spielfreudig als emotionsgeladene "Birgit". Im dicken Pulli-Kleid karikiert sie wunderbar die besorgte Mutter, die ums Heil der Familie kämpfende Frau. Sie stellt sich als viel sozialer heraus, als es zunächst den Eindruck hat. Birgit kommt halbwegs aufrecht aus dem Bauherren-Debakel heraus, versagt aber als Mutter eines Teenangers, der sich so gern mit dem jung-dynamischen Architekten "entspannt". Ihre Ausbrüche auf der Bühne sind ebenso bitterernst wie humorvoll. Johannes Himmes ist der Finanzbeamte, der so um die Bohème buhlt, die sich selbst als bourgeois versteht und letztlich doch nur kaltherzig die Karte des Kapitals ausspielt. Tina von Gimborn-Abbing gibt gekonnt die pointiert alles auf den Punkt bringende reiche wie resolute Vera, bei sich letztlich alles nur um sie selbst zu drehen hat. Michael Schläger ist der von ihr abhängige Gatte. Beide sind die umgarnten Bourgeois. Axel Hinnemann spielt den von Architektur-Lyrik übersprudelnden Jung-Architekten. Der möchte mit manirierten Gimmicks wie beweglichen Badewannen und Verzicht auf jegliches Interieur punkten, legt letzten Endes allerdings nur einen Schubladen-Entwurf als Traumhaus vor, das mit den Wünschen vieler seiner künftigen Bewohner nichts gemein hat. Bleibt das homosexuelle Pärchen Mick und Frank im bunten Outfit (Thomas Brokamp und Ernst Hanßen), denen das Buch einige Feinheiten in die Dialoge legt. Mareike Roeloffs ist der trotzige Teenanger in Hotpants und Blümchenkleid, der mit dem Architekten eine Affäre beginnt. Das sagt Mutter Birgit so gar nicht zu und führt schließlich zur Rauferei. Bleibt das Ärzte-Paar (Jeroen Blok und Anke Kühl), Gudrun Hütten ist die vom Schicksal gebeutelte Ex-Kneipenwirtin.

Eine große Truppe, die Theaterchef und Regisseur Paterok auf der Bühne hat in einem Stück, das sich ganz auf die exzellenten Dialoge konzentriert: Einige Tableaus mit allen wechseln mit diversen Zwiegesprächen auf einer mehr oder weniger leeren Bühne. Das geht auf. Kräftiger Applaus vor gut gefüllten Haus. Es wäre schade, wenn das Stück nur noch am 10. Mai und 20. Mai aufgeführt werden sollte.

(RP)
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