Gasthörer Klever organisieren Studienplätze für Flüchtlinge

Kleve · Sechs Asylsuchende haben im vergangenen Semester als Gasthörer die Hochschule Rhein-Waal besucht. Ehrenamtler übernehmen die Kosten - für die Flüchtlinge heißt das, sich auch ohne Bleiberecht akademisch bilden zu können.

Tag der offenen Tür an der Hochschule Rhein-Waal
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Sie kommen aus Guinea, Syrien oder dem Irak, in der Heimat waren sie Ingenieure, Übersetzer oder Chemiker. Als Gewalt oder Armut sie zur Flucht zwangen, wurden sie zu Flüchtlingen. Für viele ein Stigma. Sie gaben nicht nur ihre Heimat oder Familien auf — sondern auch ihren Bildungsweg. Manche haben ein abgeschlossenes Studium oder stecken mittendrin, wollen sich weiterbilden und akademisch arbeiten. "Offiziell studieren dürfen Flüchtlinge aber erst einmal nicht", sagt Olaf Plotke.

Der Journalist ist Gründer einer Initiative, die Flüchtlingen die Möglichkeit geben soll, als Gasthörer am Hochschulleben teilnehmen zu können. 100 Euro kostet so eine Gasthörerschaft pro Semester, bereits sechs Flüchtlingen hat man das Angebot im vergangenen Semester an der Hochschule Rhein-Waal ermöglichen können.

Bestimmte Kurse gibt die Hochschule jedes Semester für Gasthörer frei. Jeder, der sich als solcher anmeldet, darf diese dann besuchen. "Das wichtigste ist aber, dass sie einen Zugang zu der Bibliothek erhalten", sagt Plotke. So könnten sich die Gasthörer auch Bücher nach Hause kommen lassen, auf der Höhe der Forschung bleiben oder selbst forschen.

"Als wir einer Frau aus dem Iran von dem Angebot erzählt haben, hat sie vor Freude angefangen zu weinen", sagt Plotke. Bildung sei für viele der Schlüssel zu einem neuen Leben. "Die Hochschule hat aber auch integrativen Charakter. Am Campus sind viele Nationalitäten vertreten, gerade weil die Hochschule Rhein-Waal so einen internationalen Charakter hat. Da fällt gar nicht auf, wer Flüchtling ist und wer nicht", sagt Plotke.

Auch der Förderverein Campus Cleve war an der ersten Runde der Initiative beteiligt. Für das kommende Semester plane man, das Ganze aber noch größer aufzuziehen, sagt Plotke. Zu viel solle noch nicht verraten werden, außer dass man auch die Hochschule selbst verstärkt mit ins Boot nehmen möchte — und bereits mehr als 40 Gasthörer-Stipendien zusammen hat.

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