Kleve Reliquien vor Zerstörung gerettet

Kleve · Filmteam des polnischen Fernsehens TVP Historia drehte in Porträt über den Klever Urban Thelen.

 Am Altar der Unterstadtkirche: (v. l.): Piotr Kaja (Kameramann), Wladyslaw Pisarek (Polnische Gemeinde), Theo Brauer (Bürgermeister), Andrzej Machnowski (Regisseur), Michael Rübo (Diakon) Werner Stalder (RP-Mitarbeiter).

Am Altar der Unterstadtkirche: (v. l.): Piotr Kaja (Kameramann), Wladyslaw Pisarek (Polnische Gemeinde), Theo Brauer (Bürgermeister), Andrzej Machnowski (Regisseur), Michael Rübo (Diakon) Werner Stalder (RP-Mitarbeiter).

Foto: Klaus Stade

Eine Filmszene musste wiederholt werden: Diakon Michael Rübo kam aus dem Chorraum der Klever Unterstadtkirche, machte eine Kniebeuge vor dem Tabernakel und schritt dann zum kleinen Altar, in dem Reliquien des heiligen Adalbert ruhen. Hier erläuterte er die denkwürdige Geschichte einer deutsch-polnischen Versöhnung.

Als im Mai 1992 der neue Altar in der St.-Mariä-Empfängnis-Kirche durch Bischof Dr. Reinhard Lettmann geweiht wurde, begleitete Urban Thelen die Reliquien des in Polen hoch verehrten Heiligen. Dieser deutsche Soldat hatte im Zweiten Weltkrieg unter Lebensgefahr aus der Kathedrale in Gnesen diesen größten Schatz der polnischen Kirche gerettet. Ein Filmteam des polnischen Fernsehens TVP Historia war nach Kleve gekommen, um den Spuren Urban Thelens nachzugehen. TVP Historia ist ein polnischer Geschichtssender des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Der Vorsitzende der Katholischen Polnischen Gemeinde in Kleve, Wladyslaw Pisarek, hatte sich gemeinsam mit dem Erzbischof von Gnesen, Henryk Jozef Muszynski, lange Zeit darum bemüht, dass eine Filmdokumentation das Leben dieses "kleinen, treuen, mutigen Mannes", dessen große Tat über Kleve in Polen bekannt geworden war, entstehen sollte. Diakon Rübo würdigte die Übergabe der Reliquien des polnischen Nationalheiligen als "Zeichen der Vergebung zwischen Menschen, Völkern und Sprachen."

Der Autor dieser Zeilen begegnete Urban Thelen und war von seiner Bescheidenheit tief beeindruckt. Vor der Fernsehkamera erinnerte der RP-Mitarbeiter daran, dass der polnische Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Gnesen die mutige Tat des ehemaligen jungen Deutschen hervorgehoben habe. 2008 wurde Urban Thelen in Winden bei Aachen beigesetzt. Er wurde 93 Jahre alt und war vielen Klevern durch seine Besuche in der Schwanenstadt bekannt. Dann machte sich das Fernsehteam, der Regisseur Andrzej Machnowski und seine Assistentin, der Dolmetscher Jerzy Czopik und der Kameramann Piotr Kaja, zum Interimsrathaus auf, wo Bürgermeister Theo Brauer daran erinnerte, dass Kaiser Otto III., der 980 im Reichswald bei Kleve geboren wurde, zu Fuß von Posen nach Gnesen ging, um dort das Grab seines Freundes Adalbert zu besuchen. "Der dritte im Bunde war König Boleslaus Chrobry, der im Jahre 1000 Kaiser Otto III. in Gnesen traf", sagte Brauer. Eine Tafel im Innenhof der Schwanenburg zeigt ein Treffen der beiden Herrscher. Der Bürgermeister konnte von einigen bewegenden Begegnungen mit Urban Thelen berichten. Eine "Schlüsselfigur" der hervorragenden Freundschaft zwischen den Klevern und den polnischen Mitbürgern sei der Ehrenbürger Pfarrer em. Fritz Leinung, betonte Brauer, der in seiner Rückschau auf bedeutsame deutsch-polnische Ereignisse in Kleve hinweisen konnte. "Wenn man die Klever Fahne umkehrt, hat man die Farben Polens", sagte er und demonstrierte dieses vor der Kamera. Regisseur Machnowski hofft, dass der Film, der mit der finanziellen Unterstützung der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit gedreht und etwa 60 Minuten in der besten Sendezeit ausgestrahlt wird, bis Ende des Jahres sendereif ist. Die Premiere soll in Kleve sein.

(RP)
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