Kleve-Reichswalde Reichswalder Meiler entzündet

Kleve-Reichswalde · Die Köhler des Vereins Köhlerfreunde Krähental haben zusammen mit zahlreichen Besuchern den Beginn der Meilertage gefeiert. Am 3. September kann die fertige Holzkohle gezogen werden.

 Köhler Herbert Nowak steht am Fuße des Meilers, während die Jungköhler Raimund Ludwig und Sascha Dormann den Meiler mit Kohle befüllen.

Köhler Herbert Nowak steht am Fuße des Meilers, während die Jungköhler Raimund Ludwig und Sascha Dormann den Meiler mit Kohle befüllen.

Foto: G. Evers

Jahrzehnte lange Erfahrung hat Herbert Nowak als Köhler. Und doch war er auch am Freitagabend, als vom Verein "Köhlerfreunde Krähental" der zuvor errichtete Meiler angezündet wurde, wieder nervös. Dabei geht die wirklich aufregende Arbeit mit diesem "Startschuss" für ihn und seine Jungköhler, die Brüder Alexander und Raimund Ludwig sowie Sascha Dormann, erst richtig los. "Wir müssen ihn ab jetzt Tag und Nacht im beobachten", sagte Nowak, der als erfahrener Köhler das Ganze im Auge behält.

Bei der Köhlerei sei Erfahrung das A und O. "Man muss ein Gespür dafür bekommen", so Nowak, der besonders viel an der Farbe des Rauches ablesen muss. "Man kann ja nicht in den Meiler hineinschauen, aber der Meiler spricht mit uns. Wenn der Rauch beispielsweise stahlblau wird, deutet das auf Verbrennung hin", verriet Nowak. Der Meiler entwickele darüber hinaus in seinem Inneren Temperaturen von bis zu 600 Grad Celsius, die dafür sorgen, dass sich das im Meiler befindende Holz zu Kohle verschwelt.

Als Köhler sei man neben dem Beobachten des Meilers darüber hinaus auch für das Be- und Entlüften des Schwelbrandes zuständig. Vor alledem steht aber natürlich erst einmal der aufwendige Bau. "Wir haben im Januar angefangen, uns das Holz dafür im Wald zu besorgen", berichtet Nowak. Dieses bildet nun einen Großteil des Kerns des Meilers, der von außen mit Sand und Holzkohlenstaub bedeckt ist. "Etwa tausend Stück Holz sind drinnen geschichtet ", so Nowak. Mittig haben die Jungköhler kurz vor der Entzündung vier Säcke Holzkohle eingefüllt, die sie zusammen mit Zeitungspapier entzündet haben. "Diese körperlich sehr anstrengenden Tätigkeiten lasse ich mittlerweile meine Jungköhler machen", sagte Nowak, während er jeden Schritt des Nachwuchses und den Meiler sehr genau beobachtete. Auch nach vielen Jahren liebe er sein Hobby immer noch sehr. "Wenn man nachts alleine am Meiler sitzt und mit ihm spricht, der Natur lauscht oder in den frühen Morgenstunden die Lerche als ersten Vogel im Sonnenaufgang hört - das ist einfach herrlich", betont Nowak die für ihn schönsten Erlebnisse als Köhler.

In zwei Wochen, am Samstag, den 3. September, ist für Nowak und seine Jungköhler dann der große Moment gekommen: Das Holz ist zur Kohle geworden und kann geerntet werden. Um 7 Uhr öffnen die drei dazu den Meiler und ziehen vor den Augen von hoffentlich zahlreichen Interessierten die Holzkohle, die etwa zum Grillen genutzt werden kann. Ab 13 Uhr wird diese dann verkauft. "Wenn alles optimal läuft, werden wir etwa zweieinhalb Tonnen Kohle ziehen können", erklärte Nowak.

Das Herstellen von Holzkohle auf diese Weise ist eine Jahrhunderte alte Handwerkstechnik. Mit dem Wunsch, dass diese in Reichswalde auch möglichst noch über das Jahr 2016 hinaus Bestand haben wird, hat sich der Verein Köhlerfreunde Krähental im Mai dieses Jahres gegründet. "Es ist eine so tolle Tätigkeit, dass es einfach schade wäre, wenn dieses historische Handwerk verloren ginge", meinte Nowak. Insgesamt umfasse der Verein, der Michael Henke geführt wird, bereits 42 Mitglieder, die sich vorgenommen haben, jedes Jahr kurz vor dem Herbst einen Meiler am Krähental 12 in Reichswalde zu entzünden und Kohle zu gewinnen.

(RP)
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