Kranenburg Rathaussturm der Windkraftgegner

Kranenburg · Mehr als 200 Windkraftgegner waren zu einer Demo gegen den geplanten Anlagenbau ins Rathaus gekommen. Der Protest war vergebens, der Rat hielt an dem Vorhaben fest und beschloss den nächsten Verfahrensschritt.

Ratssitzung in Kranenburg mit: Bürgermeister Steins (l.), den Ratsmitgliedern und 200 Windkraftgegnern.

Ratssitzung in Kranenburg mit: Bürgermeister Steins (l.), den Ratsmitgliedern und 200 Windkraftgegnern.

Foto: Klaus Stade

Viele Niederländer interessiert an Kranenburg in erster Linie Aldi und Sprit. Das hat sich geändert. Seitdem bekannt wurde, dass die Gemeinde einen Windpark im Reichswald errichten will, steigt die Zahl der Projekt-Gegner vor allem im Nachbarland. Vor dem Rathaus wurde im Vorfeld der jüngsten Ratssitzung mit Plakaten wie "Stopp Wind-Terror" oder "Gas aus Russland" demonstriert. Unterschriftenlisten machten die Runde, der Widerstand gewinnt an Fahrt.

Mehr als 200 Demonstranten nutzten im Vorfeld der Ratssitzung die Chance, um der Kranenburger Politik klar zu machen, was sie von dem Anlagenpark im Waldgebiet halten. Das Vorhaben ist aus ihrer Sicht eine Katastrophe. Es zerstöre die Heimat und verschandele den Wald. Die Ratsmitglieder konnten sie mit ihren Argumenten nicht überzeugen. Sie beschlossen den nächsten Schritt, der für die Realisierung des Projekts notwendig ist. Mit 19 Ja-Stimmen, fünf Enthaltungen und zwei Gegenstimmen wurde entschieden, den Flächennutzungsplan zu ändern. Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, irgendwann Windenergie im Reichswald zu erzeugen. Bevor über den Antrag abgestimmt wurde, verlas Bürgermeister Günter Steins eine vierseitige Stellungnahme. Substanziell beinhaltete diese kaum neue Aspekte. Steins versuchte seine Sicht möglichst ausgewogen den Besuchern nahezubringen. Zu seinen Hauptgründen für den Anlagenbau gehören: Energiewende unterstützen, Verbot für den Bau einzelner Windräder schaffen, Gelder akquirieren. Auch wenn die Rangfolge eine andere sein dürfte. Seine Argumentation verlief nach dem Motto: Natürlich wird das Landschaftsbild durch Anlagen beeinträchtigt, aber...

SPD-Fraktionschef Manfred Maas betonte, dass es teilweise nur schwer zu ertragen sei, was hier auf den Rat einwirke. Man müsse doch erst die ausstehenden Gutachten abwarten, bevor man über das Projekt entscheiden könne. Dann stellte der Sozialdemokrat die Windräder aus dem Reichswald in einen recht großen Zusammenhang: "Wir wollen kein Gas aus Russland, kein Öl von totalitären Regimen, kein Fracking. Das fordert eben Opfer." Sein Partei-Kamerad Jürgen Franken betonte, dass alle jetzt die Möglichkeit haben, Einwände gegen den Anlagenbau schriftlich vorzutragen. Zudem fragte Franken, wie die Kranenburger Bürger wohl reagieren würden, wenn pro Haushalt 100 oder 200 Euro mehr an Grundsteuern erhoben werden müssen, um das strukturelle Defizit der Gemeindekasse auszugleichen.

Auch CDU-Fraktionschef Jürgen Janßen nutzte die Gunst der Stunde und erklärte unter anderem, dass ihm die 25 Windräder, die am Lindchen stehen, auch nicht gefallen würden. Zudem seien die Aussagen seiner Vorredner nicht ganz korrekt gewesen, aber dies sei sicherlich der nahenden Bürgermeister-Wahl geschuldet. Stimmt - aber für alle.

(RP)
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