Kalkar Rat Kalkar stolpert über Juden-Denkmal

Kalkar · Eine Bürgerversammlung wird es nun doch nicht geben. Rat wird entscheiden, ob der Denkmalentwurf von Nicole Peters umgesetzt wird. Christoph Wilmsen-Wiegmann zog seinen Beitrag zurück.

Der Rat der Stadt Kalkar hat anders entschieden, als es der Kulturausschuss in seiner jüngsten Sitzung empfohlen hatte: Es wird keine öffentliche Bürger-Veranstaltung zum Thema "Denkmal für die Kalkarer Juden" geben. Der Fachausschuss hatte dazu geraten, ein "Stimmungsbild" darüber zu ermitteln, ob die Bürger ein weiteres Denkmal überhaupt wollen, ob einer der beiden für gut befundenen Wettbewerbsbeiträge ausgewählt werden soll oder ob in Kalkar nicht doch besser Stolpersteine verlegt werden sollen. Nach ausgiebiger und zum Teil aufgeregter Diskussion beantragte Willibald Kunisch (Grüne) geheime Abstimmung. Mit dem Ergebnis, dass 13 Ratsmitglieder für die öffentliche Bürger-Veranstaltung waren, 15 dagegen und sich ein Ratsmitglied enthielt.

Der Rat wird also nicht umhin kommen, selbst zu entscheiden. Und zwar: Denkmal oder kein Denkmal. Zwischen zwei Entwürfen entscheiden kann er nicht mehr, denn Christoph Wilmsen-Wiegmann hat seinen Beitrag zurückgezogen. Bei einem "Nein" zum Entwurf von Nicole Peters könnten Stolpersteine neu beantragt werden. "Private Gründe" hatte Wilmsen-Wiegmann der Verwaltung für seine Entscheidung mitgeteilt. Mit dem eigenartigen Prozess der Entscheidungsfindung und dem Verlauf der Sitzung des Kulturausschusses habe dies nichts zu tun. Das versicherte der Kalkarer Künstler auf Nachfrage auch gegenüber der Rheinischen Post. Er sei froh, dass sich Kalkar der Thematik endlich umfassend annehme. Ergebnis seines Rückzugs ist nun, dass als einziger Entwurf der von Nicole Peters übrig geblieben ist. Im Fachausschuss hatte sie ihre Arbeit ausführlich vorgestellt. Prägende Merkmale sind drei senkrecht stehende Glasscheiben, von denen zwei in purpur und weinrot etwas versetzt einer goldfarbenen gegenüberstehen. Das Beet dazwischen soll mit Federgräsern bepflanzt werden, da die Künstlerin mit dem Ausdruck spielt, dass "Gras über etwas wächst". Ein Haufen Streichhölzer" liegt keilförmig vor den beiden rötlichen Flächen. Auf der purpurnen sollen zudem die Namen (in Handschrift), die Straße samt Hausnummer und die Sterbeumstände der ehemaligen jüdischen Bewohner abzulesen sein, zudem seine gesellschaftliche Rolle und das Geburtsdatum. "Denn ich möchte den Menschen nicht auf das ihm widerfahrene Leid reduzieren." Wo nur noch ein Name zu finden sei, zeige dies "die Gründlichkeit der Vernichtung durch die Nazis".

Dietmar Klein vom Forum hatte im Ausschuss erklärt, dass es der Mehrheit nicht möglich erschienen war, zu entscheiden. Mehrere der Arbeitskreis-Mitglieder gehören dem aktuellen Rat nicht mehr an, so dass der Informationsstand unter den Politikern nicht groß war. Das entbinde die neuen Mitglieder aber nicht von der Verpflichtung, sich vor einer Sitzung schlau zu machen, entgegnete Birgit Mosler (für die SPD im Rat). Überdies seien Bürger jederzeit eingeladen, Ratssitzungen zu besuchen, wenn sie sich informieren wollten. Klaus-Dieter Leusch (CDU) nannte es "beschämend", dass der Ratsbeschluss, den Kalkarer Juden ein Denkmal zu setzen, noch immer nicht umgesetzt sei. Marco van de Löcht (SPD )fand aber, man dürfe seine Meinung auch ändern.

Kunisch wiederum erklärte: "Wir haben mit der Thorarolle an der Grabenstraße, der Tafel an der Hanselaerer Straße und dem Gedenkstein am Rand des Stadtparks bereits drei Gedenkstätten für die Opfer der Nationalsozialisten. Stolpersteine wären eine Aktion der Bürger, die zudem den Haushalt nicht belasten würden."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort