Kalkar Rat Kalkar lehnt Judendenkmal mehrheitlich ab

Kalkar · In Kalkar wird es in absehbarer Zeit kein (weiteres) Denkmal zur Erinnerung an die Kalkarer Bürger der ehemaligen jüdischen Gemeinde geben. Der Entwurf der Gocher Künstlerin Nicole Peters fand bei der Abstimmung keine Mehrheit: Von 30 Anwesenden lehnten die Umsetzung der Planung 15 Ratsmitglieder ab, 13 stimmten dafür, zwei enthielten sich. Die Entscheidung ist Schlusspunkt unter ein dreijähriges Bemühen, die einmal angestoßene Debatte zu einem würdigen Abschluss zu bringen. Dass das Vorhaben scheiterte, veranlasste zumindest Boris Gulan (FDP) zu einer "persönlichen Erklärung": "Dies ist ein trauriges, wenn auch demokratisch legitimiertes Ergebnis. Wir verzichten auf die Chance, die ermordeten jüdischen Mitbürger symbolisch in unsere Stadt zurückzuholen. Denjenigen, die dem Entwurf aus finanziellen Gründen eine Absage erteilten, sage ich, dass dies hoffentlich nicht das letzte Wort zum Thema war. Vielleicht könnte man Sponsoren finden."

Willibald Kunisch (Grüne) hatte durch seinen Antrag auf geheime Abstimmung dafür gesorgt, dass jeder entscheiden konnte, wie er mochte, ohne sich dafür später öffentlich verantworten zu müssen. Denn das Thema ist ein sensibles, das zuvor zu vielen teils emotionalen Debatten geführt hatte. Die wollte Bürgermeisterin Britta Schulz bei der letzten Sitzung zum Thema ausdrücklich nicht, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Entwurf. Christoph Wilmsen-Wiegmann hatte schon vor Monaten seine Planung zurückgezogen, so dass nur noch über "ja" oder "nein" zu Peters' Beitrag zu entscheiden war.

Dazu hatte die Gocherin, die ein "Atelier für soziales Wirken der Kunst" betreibt, wie schon einmal im Kulturausschuss ihre Ideen erläutert. Auf der Fläche vor dem Museum hätte eine Grundfläche aus Beton ein Pflanzbeet mit Erden der letzten Lebensorte der aus Kalkar vertriebenen und zum Großteil später ermordeten Juden entstehen sollen. Langstielige Federbinsen sollten auf die Redensart anspielen, dass "Gras über eine Sache gewachsen" sei. Nicole Peters sah durch eine goldfarbene Verbundglasplatte das goldene Sonnenlicht Frieden und Versöhnung andeuten, von einer purpurfarbenen Glasplatte sollten die Namen, Unterschriften und persönlichen Angaben zu den 65 ehemaligen jüdischen Mitbewohnern abzulesen sein. Ein Haufen Streichhölzer aus Beton hätte nicht nur an das Anzünden von Synagogen erinnert, heutige Betrachter könnten auch geistige Brandstifter assoziieren, die Anschläge auf Flüchtlingsheime ausübten.

Zu groß, zu pflegeintensiv, mit 20.000 Euro durchaus teuer - das waren die öffentlich geäußerten Bedenken. Über die Alternative "Pflastersteine", die es in zahlreichen Kommunen zur Erinnerung gibt, wurde nicht gesprochen, hatte sich Britta Schulz (für diese Sitzung) ausbedungen.

(nik)
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