Kreis Kleve "Preissituation am Niederrhein ist ruinös"

Kreis Kleve · Erstes "Agrar-Forum Niederrhein" von Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und Landwirtschaftskammer lockte fast 400 Gäste in die Messehalle des Wunderlands Kalkar. Fazit: Den Bauern ging es hierzulande auch schon mal besser.

Volles Haus in der noch jungen Messehalle des Wunderland Kalkar. Nahezu 400 Gäste suchten den Austausch beim Thema Landwirtschaft.

Volles Haus in der noch jungen Messehalle des Wunderland Kalkar. Nahezu 400 Gäste suchten den Austausch beim Thema Landwirtschaft.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Ein deutlicheres Schulterklopfen für die Veranstalter von Wunderland Kalkar, Landwirtschaftskammer und Wirtschaftsförderung Kreis Kleve kann es kaum geben als dieses volle Haus: Nahezu 400 Interessierte, die meisten davon aus der Landwirtschaft, besuchten das erste "Agrar-Forum Niederrhein" in der noch jungen Messehalle des Wunderlandes. Für gut und gerne zwei Stunden versuchte die WDR-Moderatorin Steffi Neu der Frage auf den Grund zu gehen, ob die Motoren der Landwirtschaft nun tatsächlich stottern oder vielleicht doch nicht?

Blick auf die Runde der Podiumsdiskussion im Wunderland Kalkar, die unter Moderation von Steffi Neu debattierte.

Blick auf die Runde der Podiumsdiskussion im Wunderland Kalkar, die unter Moderation von Steffi Neu debattierte.

Foto: Stade

Um es vorweg zu sagen: Eine klare Antwort blieb aus, aber eines zeigte der Morgen mit abschließendem Grünkohl-Essen auf jeden Fall: Den Bauern am Niederrhein ging es schon mal deutlich besser. "Unsere Außenstände sind doppelt, wenn nicht dreimal so hoch wie noch vor wenigen Jahren", gab Erwin Schlütter vom Landesverband Lohnunternehmen unumwunden zu. Und Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers zitierte den CDU-Europa-Abgeordneten Karl-Heinz Florenz damit, dass derzeit jede Kuh ihrem Milchbauern 1000 Euro Defizit pro Jahr in die Kasse spüle. Es könne einfach nicht sein, dass frische Milch billiger vermarktet werde als Wasser, so die Ansicht.

Bereits zu Beginn der hochkarätig besetzten Veranstaltung ließ Landrat Wolfgang Spreen keinen Zweifel daran, dass die Landwirtschaft den Niederrhein prägt wie nichts Anderes. Annähernd 5000 Familien, so der Landrat, lebten im Kreisgebiet von und mit der Landwirtschaft. Erstmalig gehe es nun auch um die Frage, wie gut oder schlecht nachgelagerte Bereiche wie die Kreditwirtschaft, die Landmaschinentechnik, die Lohnunternehmer oder die Tierärzte den Preisdruck auf Fleisch und Milch verkrafteten.

Darauf gab Dr. Martin Berges, der Direktor der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, als Hauptreferent eine deutliche Antwort: "Die Landwirtschaft am Niederrhein ist gut aufgestellt, aber die Preissituation ist einfach ruinös", sagte der Kammerpräsident mahnend.

Neben den betriebswirtschaftlichen Hebeln, mit denen man Kosten senken und Umsätze steigern müsse, gab es dann auch einen bösen Blick in Richtung Handel und Verbraucher: Man müsse faire Preise honorieren lernen, meinte Berges. Eine Meinung, der sich auch Kreislandwirt Josef Peters anschloss.

Hugo Thesing von ForFarmers Thesing sieht lediglich bei etwa zehn Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe derzeit Liquiditätsschwächen. "Es sind nur wenige, die bei mir einen Deckel liegen haben", nahm der Reeser Unternehmer die saloppe Formulierung der überzeugenden Moderatorin auf.

Für Heinz Lax von der Kreisbauernschaft Geldern wie auch für Christian Scheers als Milchviehhalter aus Emmerich am Rhein jedenfalls steht fest: Die Landwirte der Region würden lieber auf jede Art von landwirtschaftlicher Förderung verzichten, wenn es denn angemessene Preise gäbe.

Auf diverse Diskussionsbeiträge aus dem Publikum reagierte Dr. Franz-Josef Stork als Leiter der Kreisstelle Kleve/Wesel der Landwirtschaftskammer NRW. Das starke Wachstum der Betriebe in den letzten Jahren sei in den meisten Fällen richtig gewesen. Stork zeigte sich überzeugt, dass die hier und da vorhandenen Probleme in der Erlössituation in den Griff zu kriegen seien.

Eine Aussage, die Hubert Lemken als Fachberater "Agrar & Gartenbau" der Volksbank an der Niers in seiner Meinung bestärkte: "Ich habe derzeit wirklich viele Gesprächspartner am Tisch. Bislang haben wir die Herausforderungen meistern können."

(RP)
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