Kleve Polizei: "Mit Gurt hätten sie überlebt"

Kleve · Drei Menschen, die im vergangenen Jahr auf den Straßen des Kreises Kleve starben, würden noch leben, wenn sie angeschnallt gewesen wären. Polizei und Verkehrswacht waren gestern mit Überschlagssimulator im Berufskolleg.

 Das Auto steht Kopf, der Sicherheitsgurt hält: Immer Anschnallen, hieß es beim Sicherheitstraining mit der Überschlagssimulator im Klever Berufskolleg.

Das Auto steht Kopf, der Sicherheitsgurt hält: Immer Anschnallen, hieß es beim Sicherheitstraining mit der Überschlagssimulator im Klever Berufskolleg.

Foto: Gottfried Evers

Markus Krein hängt kopfüber, die sportlichen Hosenträger-Gurte halten den Auszubildenden fest im Schalensitz. Das Blut drückt in den Kopf. Krein stützt sich mit einer Hand am Dach des Gitterrohrkäfigs ab, in dem der Sitz montiert ist und der den Inneraum eines Pkw simuliert. Das Gerät steht auf dem Schulhof des Berufskolleg Kleve und simuliert einen Überschlag.

Polizei und Kreisverkehrswacht zeigten gestern den Schülern von 50 Klassen des Kreis Klever Berufskollegs die Wirkung von Gurten. "Bei einem Unfall kippt der Wagen nicht so langsam aufs Dach - das geht da so schnell, da wisst ihr nicht mehr, wo oben und unten ist. Deshalb nach einem Unfall, wenn man im Gurt hängt, immer mindestens mit einer Hand über dem Kopf abstützen, bevor man den Gurt löst. Und dann versuchen, mindestens ein Bein aufs Dach zustellen", sagt Johannes Look von der Klever Polizei. Krein ist beweglich, er schafft sogar, beide Beine auf das Dach zu stellen, den Gurt zu lösen und aus dem Käfig herauszukrabbeln.

"Ein blödes Gefühlt", sagt er mit Blick auf den Käfig, der jetzt wieder langsam in seine Ausgangsposition zurück schwenkt, damit die nächsten Auszubildenden Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik aus der Klasse von Christina Moulla den Überschlag proben können. Er schnalle sich immer an, versichert Krein. Er wisse, dass der Gurt eine Lebensversicherung ist.

"Drei Menschen, die auf den Straßen im Kreis Kleve tödlich verunglückt sind, könnten noch leben, wenn sie angeschnallt gewesen wären", sagt Look. Der Polizeihauptkommissar ist bei der Verkehrsunfallprävention der Kreispolizei. "Wir wollen in absehbarer Zeit nicht mehr an die Türen der Eltern klopfen und die Todesnachricht überbringen mit dem Hinweis: Wenn ihr Kind angeschnallt wäre, hätte es locker überlebt", schärft er er den Berufsschülern immer wieder ein. Vor allem auch auf den Rücksitzen müssten die Mitfahrer sich anschnallen. "Nicht angeschnallt gefährden sie sich selbst und können ihre Mitfahrer tödlich verletzten, wenn durch Fahrzeug geschleudert werden", sagt Look. Seine Mahnung geht auch an die künftigen Handwerker, die einer nach dem anderen von den auf den Kopf gestellten Sitzen wieder nach vorne krabbeln. "Insbesondere viele Handwerker schnallen sich in ihren Betriebsfahrzeugen nur selten an", sagt Look. Dann nutze die passive Sicherheit in den Autos nicht viel -schwere Verletzungen und Tod bei Unfall können nur mit Gurt vermieden werden.

Der Simulator zeigt, dass man nicht aus dem Sitz fällt, wenn man sich mit dem Auto überschlägt und nicht angeschnallt ist, die Nachwuchsfahrer können testen, wie man sich auf dem Kopf stehend befreit. Wobei der Simulator aus Sicherheitsgründen sogar Schalensitze und Hosenträgergurte hat, die nicht in einfachen Pkw verbaut sind. Auch stören hier nicht Armaturenbrett oder ist das Lenkrad im Weg, wenn man sich aus der misslichen Lage befreien will.

Dennoch: Das Gefühl, auf dem Kopf stehend aus dem Fahrzeug raus zum müssen und unten und oben zu drehen, vermittelt der Simulator bestens ebenso, dass der Gurt einen festhält. Und das ist Sinn der Sache, betont Falk Neutzer von der Verkehrswacht. Der Simulator wurde von der Dekra in Bocholt gestellt.

(RP)
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