Kleve Politik will keine Windräder im Wald

Kleve · Eine Untersuchung der Stadt Kleve hat ergeben, dass es im Stadtgebiet drei Gebiete gibt, in denen Windkraftanlagen errichtet werden können. Eine Fläche liegt mitten im Reichswald. Das Vorhaben stößt aber auf massiven Widerstand.

 Drei Potenzialflächen sind im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans der Stadt Kleve enthalten. Die Fläche P 1 liegt östlich von Materborn mitten im Reichswald und weist 140 Hektar aus.

Drei Potenzialflächen sind im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans der Stadt Kleve enthalten. Die Fläche P 1 liegt östlich von Materborn mitten im Reichswald und weist 140 Hektar aus.

Foto: creativgraphic

In Kranenburg wird seit Monaten über das Thema Windkraftanlagen im Wald diskutiert. Und das sehr emotional. Noch ist nicht entschieden, ob die zwölf Industrieanlagen entlang des Kartenspielerwegs in den Wald gebaut werden. Die Politik unterstützt die Planungen - zumindest bislang.

Jetzt hat auch die Stadt Kleve entdeckt, dass es im Reichswald Flächen gibt, die sich potenziell für die Errichtung von Windrädern eignen. Bei der Vorstellung des Entwurfs für den Flächennutzungsplan wurden die Potenzialflächen präsentiert.

140 Hektar mitten im Wald östlich von Materborn umfasst ein Raum, der sich laut der Untersuchung für den Bau von Anlagen eignen könnte. Gegen die Bebauung dieser größten Fläche formiert sich der erste Widerstand. Weitere 40 Hektar befinden sich an der Grenze zur Stadt Goch sowie etwa 20 Hektar an der Grenze zu der Gemeinde Bedburg-Hau (siehe die nebenstehende Grafik).

Doch deutet nicht wenig daraufhin, dass das Projekt "Windräder im Wald" in Kleve wesentlich schneller beendet ist, als es geplant wurde. Denn im Gegensatz zu Kranenburg ist die Einstellung überwiegender Teile der Klever Politik zu den Planungen mit gesunder Skepsis noch wohlwollend umschrieben.

FDP-Fraktionschef Daniel Rütter lässt keinen Zweifel aufkommen: "Anlagen im Wald sind mit den Freien Demokraten nicht zu machen. Diese Flächen müssen aus unserer Sicht aus dem Nutzungsplan raus, sonst können wir dem nicht zustimmen." Zudem bemängelt Rütter, dass die Verwaltung bereits seit Jahren an der Potenzialflächenanalyse herumdoktere. Auch die Meinung von Wolfgang Gebing, Fraktionschef der CDU, ist eher ablehnend: "Ich bin da sehr skeptisch, was Windkraftanlagen im Wald betrifft." Man hätte im Kreis wesentlich geeignetere Flächen als die im Forst, so Gebing.

Für die SPD-Fraktion erklärt Petra Tekath: "Wir müssen noch darüber beraten, doch sehe ich aktuell keine Mehrheit in der Fraktion für diese Planungen." Keinen Interpretationsspielraum lässt die Stellungnahme der Offenen Klever zu. Sie werten das Vorhaben als klassisches Beispiel, wie Naturschutz in die völlig falsche Richtung gehen kann. Man werde einem Flächennutzungsplan in keinem Fall zustimmen, der einen solch schweren Eingriff in die Natur ermöglicht, so die Fraktion.

Für Michael Bay, Bündnis 90 - Die Grünen, ist ein Windanlagen-Industriepark im Wald kein Tabu. "Wenn dem nichts entgegen spricht, dann sollten die Anlagen dort auch errichtet werden. Die kann man nach 20 Jahren auch wieder abbauen", weiß Bay.

Was die Stadt nach dem Entwurf des neuen Flächennutzungsplans nicht will, sind Windräder in der Niederung. Dort stehe der Vogelschutz an erster Stelle. Die Anlage in Griethausen besitze zwar Bestandsschutz, doch könne diese laut Verwaltung nicht erneuert und somit auch nicht auf den neusten Stand gebracht werden.

Was die Windräder im Reichswald betrifft, so muss zudem erst mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW gesprochen werden, ob diese die Flächen für Windenergieanlagen überhaupt freigibt. In Kranenburg hatte der Landesbetrieb keine Probleme damit. Otto Pöll, Forstamtsleiter Niederrhein, weiß zwar von der Potenzialflächenanalyse, betont jedoch, dass seitens der Stadt noch niemand mit ihm Kontakt aufgenommen habe: "Die Planungen kenne ich nicht. Ich sehe das ganz entspannt."

Der erste Umweltverband hat bereits gegen das Vorhaben Einspruch erhoben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), bewertet die komplette Potenzialflächenanalyse, die ein externes Büro vorgenommen hat, als eine "inkompetente Untersuchung". Karl-Heinz Burmeister vom BUND in Kleve weist darauf hin, dass falsche Interpretationen von Gesetzestexten vorliegen. Ebenso seien die dazugehörigen Leitfäden und Richtlinien, wenn es um den sensiblen Bereich des Waldes gehe, nicht richtig angewandt worden. Distanziert steht auch der Kreis Kleve als Genehmigungsbehörde den Versuchen, Windenergieanlagen in Wäldern unterzubringen, gegenüber. Nach Möglichkeit, so der Kreis, sollten keine Windenergiebereiche auf Waldflächen eingeplant werden.

Ob die drei von der Stadt Kleve als mögliche Vorrangzonen für die Errichtung der Anlagen überhaupt geeignet sind, müssten noch zu erstellende Gutachten und Stellungnahmen zeigen. Wenn allerdings die Klever Politik - wies es derzeit aussieht - schon im Vorfeld das Thema "Wind im Wald" abwürgt, wird der Reichswald zumindest auf Klever Gebiet so bleiben wie er ist. In Kranenburg wollen zumindest Verwaltung und Politik dies nicht.

(RP)
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