Ein Stadtteil feiert "Tag der offenen Tür" Neues lernen über das Städtchen Grieth

Kalkar-Grieth · Die Bürgermeisterin sagte es deutlich: Die Historie ist das eine, aber ein Ort muss sich auch weiterentwickeln. Das sehen die Griether genauso, die jetzt zu einem Tag der offenen Tür einluden. Kaffee, Kuchen und Suppe im Hanselädchen.

 Das wunderschön am Rhein gelegene Grieth - aus quasi himmlischer Sicht.

Das wunderschön am Rhein gelegene Grieth - aus quasi himmlischer Sicht.

Foto: Graupner

Allzu gern hören die Griether das schmeichelnde Wort "Schifferstädtchen", das an kommunale Selbstständigkeit und einstigen Wohlstand, aber auch an die Allgegenwart des Rheins erinnert. Sich gemütlich zurücklehnen und das gemütliche Grieth einfach nur "schön" finden genügt heute allerdings nicht mehr. Um lebenswert zu sein, muss sich ein Ort weiterentwickeln. Am besten in Absprache mit den Menschen, die in ihm wohnen.

Das wurde in Grieth erkannt, und mit der Eröffnung des "Hanselädchens" am Marktplatz soll noch lange nicht Schluss sein. Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz sagte es beim "Tag der offenen Tür" im kleinen Kalkarer Ortsteil unumwunden: "Die Griether würden in Schönheit sterben, wenn es hier nicht ein ganz außergewöhnliches bürgerschaftliches Engagement gäbe."

Seit dem Wochenende können Ausflügler und Einwohner sich im Hanselädchen nicht nur zu Kaffee und Kuchen treffen, sondern auch eine Menge lernen. Auf zehn großen Infotafeln im Flur des Hauses ist durch Text und Bild einiges über die Historie des Ortes zu erfahren - oft zusammengetragen von Menschen, die sich noch an die alte Zeit erinnern können oder darüber von ihren Vorfahren hörten.

 Zeitzeugen beim Betrachten der Dokumentation, links im Hintergrund die Kalkarer Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz.

Zeitzeugen beim Betrachten der Dokumentation, links im Hintergrund die Kalkarer Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Tante-Emma-Läden, Kneipen und Gaststätten, die Bedeutung des Rheins, die Fischerei, alte Sitten und Bräuche, Mühlen und Molkerei. Jeder Griether ist stolz auf seine "Stadt", die einst ein bedeutender Handelsplatz war und sogar von den Klever Herren als "Hafenstadt" wertgeschätzt wurde. Die Stadtrechte (seit 1250) zogen sogar Zoll- und Stapelrechte nach sich. Selbst Hansestadt wurde Grieth - schon bald ging es mit der wirtschaftlichen Bedeutung jedoch bergab, und das Fischerdasein nährte die Dorfbewohner nur noch sehr bescheiden, bis die Wasserverschmutzung in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Fischfang im Rhein gänzlich zum Erliegen brachte.

Das alles ist wert, in Erinnerung behalten zu werden, und sicherlich auch Grund für viele (Tages-)Touristen, ins Rheindorf zu kommen. Wer schon mal das kleine Museum gleich neben dem Hanselädchen besucht hat, weiß schon eine Menge über die Fischerei und die Bootstypen, die früher zum Leben am Rhein gehörten. Über Landwirtschaft, Tagelöhnerei und Heimarbeit in langen Wintern ist da Vieles zu erfahren. Besonders spannend wird der Besuch, wenn sich vielleicht ein Gespräch mit einem "echten alten Griether" anschließt, was leicht zu machen ist, wenn man weiß, dass das Altenheim St. Marien gleich gegenüber liegt.

Wer sich lieber erstmal im Internet schlau macht, dem sei die neue Website empfohlen, die Studenten der Hochschule Rhein-Waal entwickelt haben und am Freitag unter freiem Himmel vorstellten. Technisch und logistisch unterstützt wurden sie dabei von Prof. Ido Iurgel von der Hochschule Rhein-Waal und natürlich der Grietherin und Hochschulmitarbeiterin Birgit Mosler. Auch Harald Münzner aus dem Rathaus, zuständig für Kultur und Tourismus, hat sich eingebracht, außerdem Schüler des Jan-Joest-Gymnasiums.

Wer mochte, konnte am Tag der offenen Tür an einem begleiteten Spaziergang durch den Ort teilnehmen und dabei Einblick erhalten in die frühere Wohnkultur. Das Museum war geöffnet, und sogar eine kleine Fahrt mit dem Fährboot war am Nachmittag möglich. Mal nicht rüber nach Grietherort, sondern zu einem auf der Kalkarer Seite vertäuten Aalschokker.

(RP)
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