Kalkar Museum Kalkar zeigt Heimatkunst

Kalkar · Das Städtische Museum Kalkar öffnet seinen Fundus und zeigt Gemälde, die bisher selten oder gar nicht in Ausstellungen zu sehen waren. Es sind Bilder von Künstlern, die in Kalkar arbeiteten oder in der Stadt lebten.

 Bilder aus Kalkar stehen im Fokus der Ausstellung. Sie ist bis zum 18. Februar zu sehen.

Bilder aus Kalkar stehen im Fokus der Ausstellung. Sie ist bis zum 18. Februar zu sehen.

Foto: nik

Die Kunst hat spätestens vor 600 Jahren Einzug in die Stadt Kalkar gehalten - damals, als die heute vor allem für ihre wertvollen Altäre berühmte Kirche St. Nicolai gebaut und ausgestattet wurde. Daran erinnert Altbürgermeister Karl-Ludwig van Dornick gerne, auch wenn das Museum seiner Heimatstadt mehr auf die Kunst des 20. Jahrhunderts zielt. Dass Kalkar eine Menge zum Teil hochwertiger Gemälde besitzt, die in der Stadt entstanden sind oder eine enge Verbindung zu ihr haben, liegt vor allem an der Sommerakademie, die Max Clarenbach als "Außenstelle" der Kunstakademie Düsseldorf 1935 gründete. Viele junge Maler kamen damals in den Sommermonaten nach Kalkar, um vorwiegend in der Natur zu malen. Einige entwickelten eine tiefe Verbindung zum unteren Niederrhein und hinterließen in Kalkar und Umgebung viele ihrer Werke. Durch Schenkungen und Ankäufe ist die Sammlung des Museums Kalkar über die Jahre angewachsen. Was in den vergangenen Jahren dazu kam und zum Teil noch nie gezeigt wurde, haben die Freunde Kalkars jetzt zu einer Ausstellung zusammengestellt, die am morgigen Sonntag um 12 Uhr eröffnet wird. Zur Einführung spricht Karl-Ludwig van Dornick vom Verein der Freunde Kalkars.

Neben den "studierten" Künstlern, von deren Werken auch eine ganze Reihe ständig in Kalkar gezeigt werden, sind jetzt auch Bilder von Autodidakten zu sehen, die im guten Sinne "Hobbymaler" waren. Peter Biesemann etwa malte blühende Obstwiesen an Kalkars Stadtrand, ein Herr Botari, über den kaum etwas bekannt ist, hinterließ weidende Pferde und Rinder am Deich, ebenso wenig können die Akteure über den Maler Sensen sagen, der Kalkars Rathaus abbildete - mit den Giebelhäusern nebenan, die es vor dem Krieg noch gab. Hubert Umbach weiß immerhin von einer Frau Sensen, die einen kleinen Laden in Kalkar führte. Bernd Schulte hat in expressiven Farben zum Beispiel die Kirmes in Grieth in Szene gesetzt. Seine Arbeiten sind noch heute vielfach in Kalkarer und auswärtigen Haushalten vertreten. Ebenso bekannt ist der Ehrenbürger Gerhard Janssen, der die Kunstakademie Düsseldorf besuchte, malend nicht zuletzt den einfachen Leuten am Niederrhein ein Denkmal setzte und 1929 in Kalkar starb.

Vieles ist durch Schenkungen und Nachlässe in den Besitz der Freunde Kalkar geraten. Oder es handelt sich um Dauerleihgaben anderer Museen, etwa des Klever Kurhauses. Mit zufriedenem Schmunzeln erzählt van Dornick, dass Kurt Budewell, der zehn Jahre lang sehr bescheiden und zurückgezogen in Kalkar lebte, sein Werk den Museen Lehmbruck und Kalkar hinterlassen hatte. Er verfügte, dass den ersten Zugriff zur Auswahl Kalkar haben sollte. Bei Bodewig lernte zum Beispiel die heute noch in der Stadt tätige Künstlerin Christel Verhalen. Seit es keinen hauptamtlichen Leiter des Museums Kalkar mehr gibt, organisiert der Verein der Freunde Kalkars die Ausstellungen und hat gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt ein Auge auf die Sammlung. Dabei ist es den Ehrenamtlern wichtig, nicht nur auswärtige Künstler zu zeigen, sondern - wie jetzt - auch lokale Vertreter. Entsprechend heißt die neue Ausstellung "Künstler in Kalkar zuhause".

Und dann sind da eben diejenigen heute anerkannten Künstler, die während des Nationalsozialismus nicht gezeigt werden durften, weil ihre Kunst als entartet oder verfemt galt. Zu ihnen zählten Heinrich Nauen und Hermann Teuber ebenso wie Max Clarenbach oder Emil Nolde. Mehrere Arbeiten in Kalkars Museum sind dem "magischen Realismus" zuzuordnen, der Karl-Ludwig van Dornick besonders anspricht. Stillleben mit Totenkopf und Waage sind ebenso darunter wie Landschaften, die auf den Blick keine politische oder gesellschaftskritische Aussage zu haben scheinen und dennoch unerwünscht waren. Manches, was in den späten 40er, 50er und 60er Jahren in Kalkar entstand, dürften Weiterentwicklungen von Arbeiten sein, die in den 30er Jahren oder im Krieg vernichtet wurden - etwa eine Reihe Aquarelle von Teuber. Der Verein der Freunde ist stolz darauf, dass einige Künstler in Kalkar eine Heimat fanden. Ob künstlerisch oder für ihr ganzes Leben. Die Ausstellung ist bis zum 18. Februar geöffnet, montags und dienstags von 11 bis 13 Uhr und mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.

(RP)
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