Kleve-Materborn "Mom" kauft Ratskrug für Materborner

Kleve-Materborn · Der Klever Unternehmer Bernd Zevens hat die traditionsreiche Kneipe an der Dorfstraße gekauft. Sie soll langfristig erhalten bleiben und den 24 Vereinen des Vororts eine Heimat bieten. Nun soll ein neuer Gastwirt gefunden werden.

 Bernd Zevens hat sich schon mehrfach für Kleve engagiert.

Bernd Zevens hat sich schon mehrfach für Kleve engagiert.

Foto: evers

Für die Materborner Vereine ist es die Nachricht des noch jungen Jahres: Der Ratskrug bleibt erhalten. Der Klever Investor Bernd "Mom" Zevens hat die mehr als 100 Jahre alte Kneipe gekauft. Er will den Ratskrug nun an einen Gastwirt verpachten, der ihn langfristig betrieben und den 24 Vereinen eine Heimat bieten soll.

Noch vor zwei Wochen schien es, als sei das Ende des Ratskrugs besiegelt. Wirt Erich Gietmann, der das Lokal 32 Jahre lang geführt hatte, verkündete: "Am 31. März ist definitiv Schluss." Der 75-jährige Inhaber hatte den Ratskrug an einen Klever Steuerberater verkauft, der die Gaststätte abreißen und an seiner Stelle ein Mehrfamilienhaus errichten wollte. Die Nachricht erwischte die Materborner Vereine eiskalt. Sie sahen sich vor einer ungewissen Zukunft, fehlte ihnen doch eine Versammlungsstätte, ein Ort, an dem sie ihre Sitzungen und Feste abhalten können. Auch Brauchtumsveranstaltungen wie das Maifest - ausgerichtet von den 250 Mitglieder zählenden "Heimatfreunden Materborn" - oder das Aufstellen des Weihnachtsbaums waren in Gefahr.

Dann die überraschende Wende. Josef Michels vom Männergesangverein "Eintracht" Materborn kam auf Bernd Zevens zu und fragte ihn, ob er den Ratskrug retten könnte. Seit 1948 treffen sich die Sänger, von denen es heute 50 aktive gibt, wöchentlich im Ratskrug. Nun standen sie plötzlich vor dem Nichts. Zevens zögerte nicht lange und setzte sich mit dem neuen Eigentümer des Ratskrugs in Verbindung. "Wir waren uns innerhalb von zehn Minuten darüber einig, dass ich ihm den Ratskrug abkaufe", sagte Zevens gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Sein Engagement sei für ihn eine Herzensangelegenheit. "Ich bin selbst alter Materborner. Der Ratskrug ist ein Stück Materborn. 24 Vereine haben dort ihre Heimat. Das sollte so bleiben", begründet Zevens seine Entscheidung zum Kauf der Traditionskneipe. Außerdem habe er sich um den Fortbestand der Materborner Kirmes Sorgen gemacht, denn wenn an Stelle des Ratskrugs ein Mehrfamilienhaus errichtet würde, fiele ja auch der so genannte "Fallschirmplatz" mit viel Platz zum Tanzen und Feiern weg.

Jetzt sucht "Mom" nach einem Pächter für den Ratskrug. Der neue Betreiber, so wünscht es sich Zevens, soll die Kneipe mit angeschlossenem Saal langfristig führen und den zahlreichen Vereinen ein guter Wirt sein. Erich Gietmann hatte nach eigenem Bekunden länger nach einem Nachfolger gesucht. Die Suche blieb allerdings erfolglos. Ganz verstehen konnte Gietmann das nicht, denn der Ratskrug sei oft gut gefüllt. "Wir haben hier jeden Tag Betrieb", sagte Gietmann.

Zevens ist jedenfalls zuversichtlich, dass sich ein Nachfolger für Gietmann, der seinen Job aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann, findet. Zevens: "Und wenn sich niemand meldet, werden wir - gemeinsam mit den Vereinen - eine Lösung finden. Bis jetzt ist uns das noch immer gelungen."

(RP)
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