Kleve Mit Prinz Helmut als Gardist unterwegs

Kleve · Ach wär' ich nur ein einzig Mal, ein schmucker Gardist im Karneval - unter diesem Motto begleite ich Prinz Helmut (Vehreschild) bei seiner sportlich-charmanten Tour durchs Kleverland. Eins ist klar: Diese Zeit wird unvergesslich!

 Prinz Helmut (rechts) und sein Gardist Marc Cattelaens

Prinz Helmut (rechts) und sein Gardist Marc Cattelaens

Foto: Gottfried Evers

Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, "du wirst dich bestimmt auch noch mit dem Karnevalsvirus infizieren", hätte ich entgegnet, "du bist doch jeck". Jetzt bin ich's selbst. Mit roter Fliege, roter Jacke und weißer Hose ziehe ich seit Wochen durch die Säle, Hallen, Seniorenheime, Kindergärten und Schulen des Kleverlands.

Alles nahm seinen Anfang im Sommer 2014, als mich mein Kollege Helmut Vehreschild fragte, ob ich mir vorstellen könnte, Gardist zu werden und ihn als Klever Karnevalsprinzen durch die Session 2015/2016 zu begleiten. Ich bat mir eine Woche Bedenkzeit aus, und nach vier Tagen sagte ich zu - mit reichlich wenig Ahnung, was da so alles auf mich zukommen würde. Im Vehreschild'schen Partykeller traf ich dann auf die anderen Gardisten, also jene Männer, die ich in diesen Tagen so viel öfter sehe als meine Liebsten zu Hause und die mir (mitsamt ihrer Partnerinnen) längst alle ans Herz gewachsen sind: Michael Daams (Adjutant), Wolfgang Vervoorts (Adjutant), Andre Claassen (Standartenträger), Roland Baumann, Jan Claassen, Mario Coumans, Rene Coumans, Jürgen Hecht, Klaus Keysers, Benedikt Kreusch, Fred Krusch, Tobias Moerkerk, André Peters, Micki Peters, Hans-Josef Thönnissen und Karl-Heinz Schmidt.

In den nächsten Monaten machten wir uns daran, unserer Sessions-Motto "sportlich und charmant durchs Kleverland" mit Leben zu füllen. Wir beschlossen, einen Gardetanz einzuüben. Das ging nicht ohne Hilfe: Monika Kietz, Katharina van Kempen, Lioba Rosenberg und Mira Moerkerk machten uns fit und trichterten uns Monat für Monat, später Woche für Woche, die Choreografie ein. Spätestens bei der Uraufführung während der Prinzenproklamation in der Klever Stadthalle am 21. November 2015 war klar: Der Tanz sitzt und hat das Zeug, zum Renner zu werden (und genau das wurde er auch).

Hinter uns liegen jetzt Hunderte Auftritte, kurze Nächte und so viele Eindrücke, dass wir sie noch nicht alle verarbeiten konnten. Das Leben eines Karnevalsprinzen und seiner Gardisten ist intensiv: Treffen um 10 Uhr im Prinzenlokal Coffeehouse, manchmal auch schon um 7.20 Uhr, schnell noch einen Kaffee und ab in den Bus. Dort wartet schon unsere zweite Familie: Prinzenlied-Sängerin Anja van den Boom, die Brejpott-Tröpfchen, die Källesse Quecksprengers, die Tänzerinnen von der Jugendgarde Fidelitas Materborn und der Musikzug der ASG Nütterden. Sie alle waren und sind für unsere Truppe unverzichtbar, begleiten uns bei unseren Auftritten, stehen mit uns auf der Bühne und sorgen im Bus auch dann für Stimmung, wenn wir Gardisten mal schlapp machen. Und auch Fotograf Charly Stoffels und Busfahrer Klaus Lousee machen ihren Job einfach nur toll, sind für uns da bis zum letzten Termin, der manchmal spät in der Nacht liegt.

Jetzt, da der größte Teil der Session bereits hinter uns liegt, ist mir einiges über den Karneval klargeworden. Früher war Karneval für mich vor allem Remmidemmi. Heute weiß ich: Es geht um viel, viel mehr. Jeder Jeck ist anders, aber im Karneval ist jeder gleich. Karneval ist die Freude daran, anderen Spaß zu bereiten und miteinander Spaß zu haben, sei es als Prinz oder Gardist, als Elferrat, als Büttenredner, Tänzerin, Musiker, Wagenbauer, Fußgruppe oder einfach nur als Zuschauer im Saal oder Zaungast am Rosenmontagszug. Jenseits aller Weltanschauungen.

Und Karneval ist auch, wenn Menschen vor Rührung weinen, weil man ihnen einen Prinzenorden verleiht, wenn Greise im Seniorenheim noch einmal die Uniform ihres Vereins mit all den Abzeichen von früher überstreifen, wenn aufgeregte Kinder in der Kita ihre Tänze aufführen, die sie seit Wochen für den Besuch des Prinzen eingeübt haben, wenn fremde Menschen Freundschaften schließen. Beeindruckt hat mich auch die schiere Anzahl der Menschen, die der Karneval fasziniert. Tausende haben uns in den vergangenen Wochen zugejubelt. Das hinterlässt ein schönes Gefühl, und wir alle hoffen, ihnen mit unseren Auftritten und übermorgen beim Rosenmontagszug etwas zurückgeben zu können.

Es gibt einen, der hatte mir all das schon vor der Session mit seinen Worten gesagt (allein, ich wollte es ihm damals noch nicht recht glauben): mein Prinz Helmut, der Sportliche. Ihm gilt mein Dank, dass er mich mitgenommen hat auf diese verrückte, wunderbare Reise, die in vier Tagen ihr Ende finden wird.

(RP)
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