Kleve Mit Pfeil und Bogen nach Südkorea

Kleve · Die Wachtendonkerin Giulia Sales war bei der Weltmeisterschaft im berittenen Bogenschießen. Ihr Wunsch ist, dass der Sport olympisch wird. Überrascht war die Sportlerin, als sie auf den internationalen Plakaten auftauchte.

 Die 19-jährige Giulia Sales mit Pfeil und Bogen hoch zu Ross. Bei der Weltmeisterschaft in Südkorea landete sie unter den ersten 15.

Die 19-jährige Giulia Sales mit Pfeil und Bogen hoch zu Ross. Bei der Weltmeisterschaft in Südkorea landete sie unter den ersten 15.

Foto: Angela Graefen

Es sind nur wenige Sekunden, aber die erfordern allerhöchste Konzentration. Freihändig sitzt die Wachtendonkerin im Sattel, legt den Pfeil auf, zielt und reitet davon. "Immer im Galopp, sobald man in eine andere Gangart fällt, ist man disqualifiziert", sagt die 19-Jährige. Sie war bei der Weltmeisterschaft im berittenen Bogenschießen in Südkorea dabei.

Wenn die Studentin ihren Kommilitonen von ihrem Sport erzählt, tauchen erst einmal viele Fragezeichen in deren Augen auf. Berittenes Bogenschießen ist eben keine ganz so alltägliche Sportart. Dabei hat sie eine lange Tradition.

Ursprünglich wurde das berittenen Bogenschießen gebraucht, um sich auf den Krieg vorzubereiten. "Eine Tradition, die um die Welt ging", sagt Giulia Sales. Und aus der sich verschiedene Wettkampfarten entwickelt haben. Bei der Disziplin Qabak hängt eine Zielscheibe hoch an einem Mast. Der Schütze muss während des Ritts senkrecht nach oben zielen. Bei Masahee wird erst auf eine größere Scheibe, dann auf immer kleinere geschossen. Bei Mogu zieht ein Pferd einen Ball als bewegtes Ziel hinter sich her - geschossen wird da natürlich mit stumpfen Pfeilen. Diese Disziplin fiel in Südkorea leider aus, des schlechten Wetters wegen. "Die ersten drei Tage hat es stark geregnet", erzählt Giulia. Sogar ein Taifun war gemeldet worden. Zu gefährlich, um im schnellen Galopp über die Bahn zu fegen.

 So ist Giulia werbewirksam auf koreanischen Plakaten zu sehen.

So ist Giulia werbewirksam auf koreanischen Plakaten zu sehen.

Foto: bimo

Das Reiten begleitet sie schon seit ihrem fünften Lebensjahr. Von Dressur ging es für sie zum Westernreiten, bis sie beim berittenen Bogenschießen landete. Ausbilden lässt sie sich bei den Steppenreitern in der Eifel. "Am ersten Wochenende des Monats gibt es immer ein freies Training." Wer Interesse hat, soll vorbeikommen und ausprobieren, wie es sich anfühlt, freihändig zu reiten. "Gelenkt wird das Pferd mit Gewicht und Stimme", erklärt Giulia Sales. "Die Zügel aufnehmen, das ist das allerletzte Mittel." Ein eigenes Pferd hat die Studentin noch nie besessen. "Aber eigentlich war das die perfekte Vorbereitung für die internationalen Turniere", sagt sie. Denn bei der Weltmeisterschaft in Südkorea wurden Pferde zur Verfügung gestellt: "Man darf drei ausprobieren und Wünsche äußern." Natürlich habe jedes Pferd seinen eigenen Charakter. "Ich setze auf gute Pferde, mit denen man arbeiten kann, um seine Sache im Wettkampf gut zu machen." Mensch und Pferd seien ein Team.

Bei der Weltmeisterschaft in Südkorea haben 74 Teilnehmer aus vielen verschiedenen Nationen teilgenommen. Giulia Sales war eine von dreien aus Deutschland. Umso erstaunter war sie, dass ihr Gesicht auf einem der Veranstaltungsplakate auftauchte. Zu sehen ist sie in traditioneller Kleidung. Auch das gehört zum berittenen Bogenschießen dazu. In ihrem Fall war es ein umgearbeitetes Oberteil ihrer Mutter vom Bauchtanz. "So hatte ich den Familienaspekt dabei", sagt sie. Gerade als Frau sei das mit der traditionellen Kleidung nicht so einfach. "Ich möchte nicht im Dirndl aufs Pferd steigen", sagt sie lachend. Und Lederhose oder Kettenhemd wie bei den Männern kommt für sie auch nicht in Frage. Bei der Weltmeisterschaft gab sie Interviews für das koreanische und malaysische Fernsehen, und sie durfte bei der Eröffnungsfeier den Eid für alle Teilnehmer ablegen. Ganz schön aufregend. "Der Eid ist vergleichbar mit dem von Olympia", erklärt sie.

Das ist übrigens das große Ziel: das berittene Bogenschießen zur olympischen Disziplin zu machen. Dann ließen sich auch einfacher Sponsoren finden. Im Oktober geht es für Giulia zu einem Turnier in die Türkei, im Dezember will sie nach Malaysia fliegen, und Kanada wäre auch schön. Gerade als Studentin sei das aber eine finanzielle Frage.

Bei der Weltmeisterschaft schaffte sie es übrigens, außer beim Double Shot, unter die Top 15.

(RP)
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