Kreis Kleve Ministerin Steffens unterstützt "Impuls"

Kreis Kleve · Die Frauenberatungsstelle mit vier Standorten im Kreis bekommt immer neue Aufgaben, aber kein zusätzliches Geld. Gerade Gewaltopfer, sagt die NRW-Ministerin, brauchen rasche und professionelle Hilfe. Kreis in der Verantwortung.

 Ministerin Barbara Steffens (2.v.r.) bei Marion Claaßen, Maria Peeters, Hildegard Wolff und Bruno Jöbkes (von links).

Ministerin Barbara Steffens (2.v.r.) bei Marion Claaßen, Maria Peeters, Hildegard Wolff und Bruno Jöbkes (von links).

Foto: Gottfried Evers

Schon seit sechs Jahren ist Barbara Steffens NRW-Landesministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, aber bisher hatte sie noch nie eine Frauenberatungsstelle besucht. Das hat sich nun geändert, denn die Grünen-Ministerin hörte sich gestern die Sorgen der Fachfrauen in Goch an: In der Frauenberatungsstelle "Impuls" riet sie, zur Sicherung der wichtigen Arbeit der Einrichtung die Kommunen stärker einzuspannen und nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" auch den Kreis nicht aus der Verantwortung zu lassen.

"Impuls" wird zu zwei Dritteln vom Land NRW finanziert, am letzten Drittel beteiligen sich die Kommunen. Durch Zuwendungen von Gerichten, Spenden und Kursgebühren konnte die verbleibende Lücke bislang einigermaßen geschlossen werden. Doch die Aufgaben der Beratungsstelle und die Fallzahlen sind gestiegen, weshalb in diesem Jahr 50.000 Euro fehlen, und im Jahresabschluss 2017 dürften es sogar 70.000 Euro sein, denn demnächst wird eine weitere Kraft eingestellt. Kein Luxus, betont Steffens, denn nicht zuletzt wegen der großen Anzahl traumatisierter Flüchtlingsfrauen muss weitere fachliche Hilfe her. Und im Flächenkreis Kleve sind weite, zeitraubende Wege nötig.

Eingeladen nach Goch hatten "ihre" Ministerin die Grünen; Bruno Jöbkes aus Wachtendonk als Sprecher des Grünen-Kreisverbandes und der Gocher Grüne Hermann Brendieck waren bei der Gesprächsrunde und der anschließenden Pressekonferenz dabei. Dass sie heute etwas mehr Hoffnung auf die Umsetzung (nicht nur) grüner Ideen haben, liege auch dran, dass "zur Bürgermeisterkonferenz heute nicht mehr 16 schwarze Herren, sondern auch einige unabhängige Verwaltungschefs und Frauen gehören", stellte Brendieck fest. Tatsächlich sehe es danach aus, dass in Zukunft alle 16 Kommunen "Impuls" finanziell unterstützen. Wobei einige die Zuwendung auf eine bestimmte Fallzahl gedeckelt haben. "Wir brauchen eine verlässliche Finanzierung durch die öffentliche Hand", stellt Beraterin Maria Peeters fest. Immer mehr (häusliche) und sexualisierte Gewalterfahrungen von Frauen machten spezielle Hilfen dringend nötig.

Jöbkes verweist darauf, dass sich der Kreis für die Ansiedlung von Ärzten engagiere. "Aber gerade die rufen nach Strukturen und Netzwerken, mit denen sie zusammenarbeiten können. Ohne Therapie ist den Opfern nach der Akutversorgung kaum geholfen." Attraktiv für Mediziner werde der Kreis Kleve nur, wenn auch das Umfeld stimme.

Das bestätigt Ministerin Steffens: "Es gibt Kreise, in denen der Gesundheitsschutz besser funktioniert." Auch im ländlichen Raum sei heute eben längst nicht mehr alles problemfrei. Frauen mit Gewalterfahrung gebe es im Kreis Kleve wie überall sonst, und die Vielzahl der Migrantinnen mache es nicht leichter. "Stellen Sie sich vor, nach einer Vergewaltigung kommt eine Frau zu uns, ist völlig fertig, kann nicht mehr und erfährt, dass sie in einem Jahr einen Termin beim Psychologen bekommen kann", sagt Trauma-Beraterin Hildegard Wolff. Und die Frau sei nicht imstande, 30 Praxen anzurufen, um sich Hilfe zu suchen. Da müsse es eine viel bessere Verzahnung geben.

Die Aufgabenstellungen stehen im Gesetz, welche Einrichtungen damit betraut werden sollen allerdings nicht. Deshalb kämpft "Impuls" mit seinen vier Standorten im Kreis weiter um den Fortbestand.

(RP)
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