Kleve Mifgash feiert Fest der Kulturen

Kleve · Viele Musiker sorgen für gute Stimmung unter 300 Gästen beim ersten Fest des Hauses der Begegnung. Eine Ausstellung zeigt die Klever Synagoge und das Bauvorhaben. Ron Manheim dankte allen Helfern.

 Vom Meyerhof hatten die Besucher des Mifgash-Festivals einen schönen Blick auf Stiftskirche und Schwanenburg - auch wenn das Wetter am Wochenende nicht optimal war. Dazwischen soll auch das geplante Haus der Begegnung entstehen.

Vom Meyerhof hatten die Besucher des Mifgash-Festivals einen schönen Blick auf Stiftskirche und Schwanenburg - auch wenn das Wetter am Wochenende nicht optimal war. Dazwischen soll auch das geplante Haus der Begegnung entstehen.

Foto: Gottfried Evers

Manche Feste werden mit einem einfachen Gong-Schlag eröffnet. Beim Fest des Hauses Mifgash an der Uedemerstraße war dies nicht so. Der Musiker Marco van Heys, der auf dem Gelände ein professionelles Aufnahmestudio betreibt, bot zur Eröffnung um 18 Uhr ein ganzes Gong-Konzert mit verschiedenen Gongs von einem halben bis zu einem Meter Größe. Durch verschiedene Intensitäten brachte van Heys die Gongs zum klingen. Nach dem halbstündigen Konzert setzte er noch zu einem kräftigeren Schlag an und übergab das Wort an Ron Manheim, den ersten Vorsitzenden des Haus der Begegnung Beth HaMifgash.

Dessen Dank galt zunächst den vielen Helferinnen und Helfern. "In der vergangenen Woche haben uns sehr viele beim Aufbau des Festes geholfen, ohne die das nicht möglich gewesen wäre", so Manheim. Sogar Asylbewerber seien dabei gewesen, womit Manheim auch gleich beim springenden Punkt war. Denn das Haus der Begegnung Mifgash soll alle Kulturen, Konfessionen und Welten miteinander vereinen.

Das Fest sollte seinen Teil dazu beitragen und den Gästen seine Ziele näherbringen. "Aber darf man überhaupt feiern, wenn im Nord-Irak, Syrien, Gazar, Israel, Ost-Ukraine und im Süd-Sudan Krieg herrscht", fragte Manheim und gab die Antwort: Man darf. Schließlich steht Mifgash für Frieden und Einigkeit - Dinge, mit denen man Kriege bekämpfen kann. Und so blieb Manheim nichts anderes übrig als das Fest mit den Worten "Lasst uns feiern" zu eröffnen.

Rund 300 Besucher begrüßte der erst im November vergangenen Jahres gegründete Verein zu seiner ersten Veranstaltung. Die Gäste wurden vom Buffet-Team des Alevitischen Kulturzentrums Emmerich mit frisch zubereiteten kulinarischen Spezialitäten aus der Türkei versorgt. Auf der Bühne, die wegen des nassen Wetters in eine Scheune verlegt wurde, sorgten Bands mit einer Auswahl von unterschiedlichsten Instrumenten für die passende musikalische Unterhaltung. Der bekannte Künstler Günther Zins spielte auf seinem Saxophon eine Improvisation. Beim Workshop von Klara Heimbach wurden die anwesenden Kinder kreativ und gestalteten aus verschiedenen Materialen ein Vereins-Logo für das Haus der Begegnung Beth HaMifgash.

Ein weiterer Fokus lag auf die Ausstellung im Raum neben van Heys Tonstudio. Dort zeigte die Architektin Julia Blanck Dokumente und Modelle ihrer 1997 verfassten Diplomarbeit, bei der sie sich mit dem Platz unterhalb der Schwanenburg beschäftigte. An der Stelle stand früher eine Synagoge, eine jüdische Schule und ein Café. Heute erinnert kaum noch etwas daran. Lediglich ein kleines Denkmal macht auf die Vergangenheit aufmerksam.

Und das möchte der Verein Mifgash ändern. Auf den Platz soll ein neues Gebäude errichtet werden. "Ich habe mir damals gedacht, dass es nicht nur ein Ort des passiven Erinnerns sein soll, sondern ein lebendiger Ort", erklärte Blanck ihre Idee. Außerdem sollte der Platz ähnlich wie der vor dem zweiten Weltkrieg ein Café mit Terrasse beinhalten. Aus dem Café soll man direkt auf das Haus der Begegnung blicken.

"Die Stadt Kleve ist an unserer Idee, den Synagogen-Platz neu zu bebauen, sehr interessiert", erklärte Manheim. Dazu werde vielleicht Blancks Diplom-Arbeit nicht eins-zu-eins übernommen, aber die Idee gefiel den Gästen der Ausstellung. Bis 23 Uhr abends schauten sie sich die Modelle und die Auftritte der Musiker an. Schon viel früher hatte Manheim sein Ziel, dass ganz viele verschiedene Kulturen miteinander feiern, erreicht. Einem Platz des Erlebendes und Gedenkens ist er auch so einem Stück näher gekommen.

(RP)
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