Kleve Michael Frowin und der Versuch, Merkel einzupacken

Kleve · Der Kabarettist sorgte im Klever Meyerhof für Lacher - seine Imitationen kamen aber etwas halbherzig daher.

Zur zweiten Kabarettveranstaltung des Kleinkunstvereins Cinque in der neuen Saison fand Michael Frowin den Weg auf den Klever Meyerhof. Sein Programm "Einpacken, Frau Merkel!" unternimmt den Versuch, Merkel hautnah zu zeigen und satirisch zu stellen. Als Angela Merkels Chauffeur bekommt Frowin die wichtigsten Informationen des politischen Betriebs in Berlin als erster mit, weiß über die Gefühlslagen der Kanzlerin zu berichten und kennt die Ziele, die sie in diesem wichtigen Wahljahr verfolgt. Frowin hat im MDR eine eigene Sendung und ist regelmäßig in der SWR-Spätschicht zu Gast - ein Kabarett-Promi also.

Der Ausgangspunkt seines Programms ist ein geheimer, nächtlicher Ausflug Merkels ins Berliner Outlet-Center, den Frowin als ihr Chauffeur begleiten muss. Dabei hat sie ihr Handy im Wagen vergessen, über das Frowin nun in permanentem Kontakt steht mit den Größen der CDU und der internationalen Politik. Frau Merkel ist inkognito im Konsumrausch, während Frowin irgendwie die Limousine gereinigt bekommen muss, in die sich Daniela Katzenberger übergeben hatte. Der Beginn von Frowins Programm ist in seiner Absurdität rasend schnell und so ist es anfangs mühsam, sich zurechtzufinden.

Das Programm reflektiert die großen politischen Ereignisse der letzten Jahre, vom NSA-Skandal bis zum Aufstieg Donald Trumps, ohne dabei den Blick für die Aktualitäten zu verlieren: Er glaubt an eine Neuauflage der Großen Koalition, hält die SPD für eine Partei mit Trieb zum Selbstmord und begrüßt die AfD als Spaßpartei im Bundestag. Es gelingt ihm, die großen politischen Aufreger auf ihren Kern zu reduzieren.

Auf der Bühne ist Frowin laut und sehr präsent. Er füllt die nur mit einigen Bierkästen und einem Banner des Outlets ausgestattete Bühne gänzlich aus, reagiert auf unerwarteten Beifall und Zwischenrufe. Letztere hallen vor allem bei Frowins leidenschaftlicher Konsumkritik durch den Raum. Es sind seine stärksten Momente, wenn er aus einer Einkaufstüte die Produkte herausholt, die die Konsumgesellschaft ad absurdum führen. Maßlos überteuerter Kaffee in Kapseln, Wasser als Privileg für Reiche und den Trend zu Smoothies sind für Frowin ein Graus. Auch kritisiert er moderne Eltern, die ihre Kinder in Watte packen, permanent überwachen und mit panzerähnlichen SUVs durch die Gegend fahren. Einhelliges Nicken im Publikum, wenngleich der Parkplatz vor dem Meyerhof mit solchen Geländewagen übersäht ist.

Immer wieder wechselt Frowin die Rollen und lässt dem Publikum so kaum eine Chance zum Innehalten oder Nachdenken. Überzeugend beginnt er in diesen Rollen, um dann aber rasch wieder in die Widergabe aus der Sicht von Merkels Chauffeur zu schlüpfen. Halbherzig sind seine Imitationen; insbesondere die der Kanzlerin. Kritik an ihrem Stil ist übrigens nur selten erkennbar. Keine Aufforderung zum "Einpacken". Eher wirkt sein Programm wie eine Hommage an eine Frau, die die Nation zwar ihre "Mutti" nennt, aber nicht viel von ihr weiß. Es scheint, als müsse sich auch Frowin als ihr Chauffeur eingestehen, nicht wirklich nah an ihr dran zu sein. Sein Fokus liegt eher auf den politischen Prozessen der Politikeliten rund um Ursula von der Leyen und Peter Altmaier - von Merkel erfährt man aber eigentlich nur, dass sie sehr eigenwillig ist. Das aber dürfte kaum ein Geheimnis sein. Sie wurde satirisch nicht gestellt.

(RP)
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