Kleve-Reichswalde Meiler-Rauchschwaden über dem Reichswald

Kleve-Reichswalde · Vor 25 Jahren ist das Köhlerhandwerk in Reichswalde wiederbelebt worden. Zum Jubiläum entzündeten die Köhler Julian Does und Wilhelm Papen einen Meiler. Bis zum 28. Mai soll das gefeiert werden.

 Die Reichswalder Köhler Julian Does und Wilhelm Papen (links) beim Entzünden des Holzkohlenmeilers.

Die Reichswalder Köhler Julian Does und Wilhelm Papen (links) beim Entzünden des Holzkohlenmeilers.

Foto: Markus van Offern

Zwischen britischem Ehrenfriedhof und der Engelsstraße in Reichswalde riecht es nach schwelendem Buchenholz. Ursache ist nicht etwa ein Waldbrand im Klever Ortsteil, sondern ein 26 Raummeter großer Holzkohlenmeiler, den die Reichswalder Köhler Julian Does und Wilhelm Papen entzündet haben.

Rund um die Uhr wachen die Köhler am neuen Meilerplatz, Auf dem Kamp 25, und regulieren bei Bedarf die Luftzufuhr des Meilers. Denn die Glut, die sich in rund zwei Wochen durch das Buchenholz arbeiten soll, darf nicht außer Kontrolle geraten. Zu starkes Feuer würde das Holz nicht in Kohle, sondern in nutzlose Asche verwandeln. Auch nachts kommen die Köhler deswegen nur wenig zur Ruhe. "Wir schlafen zurzeit etwa vier Stunden pro Nacht, allerdings kann man da nur von leichtem Schlaf sprechen", sagt Wilhelm Papen. Müdigkeit komme selten auf: "Die Leidenschaft für das Handwerk hält uns wach und gibt uns ausreichend Energie."

Wer sich für das uralte Handwerk interessiert, dass Does und Papen ehrenamtlich ausüben, der kann das Meilerfest bis zum 28. Mai besuchen. Am Donnerstag eröffneten die Köhler die Feierlichkeiten mit Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing, unterstützt durch ehrenamtliche Helfer und den Musikkorps der Reichswalder Feuerwehr. Zu Feiern gibt es auch ein Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde im Ortsteil der erste Kohlenmeiler entzündet.

Auch einige befreundete Köhler von außerhalb sind angereist, um Papen und Does phasenweise bei der Wache zu unterstützen. Klaus Beuse etwa, der mit 76 Jahren wohl zu den ältesten aktiven Köhlern Deutschlands gehört. "Der war keine Viertelstunde hier, da stand er schon umgezogen am Meiler", sagt Papen. Auch befreundete Köhler aus Italien waren zur Eröffnung gekommen.

Stolz sind Does und Papen auch auf die Hilfe von Kerstin Zülch, der wohl einzigen Köhlerin Deutschlands. Die 47-Jährige kommt aus Hessen und stellt dort mit ihrem Köhlerkreis in Jesberg Holzkohle im traditionellen Verfahren her. Vater und Ehemann begeisterten sie für die Köhlerei, und seit zehn Jahren treibt sie das Handwerk mit Leidenschaft. Die körperliche Arbeit hindert Kerstin Zülch nicht, und in den Nachtstunden genießt sie die Atmosphäre am Meiler: "Man hat Zeit, die Natur zu genießen und findet Ruhe", sagt Zülch, die wie Wilhelm Papen dem Präsidium des Europäischen Köhlervereins angehört.

Dass die Eröffnung des Reichswalder Meilerfestes gut besucht war, freute auch die Gastköhlerin: "Wenn viele Besucher kommen und sich für das alte Handwerk interessieren, ist das eine tolle Bestätigung für die ehrenamtliche Arbeit", sagt Zülch. Gestern mussten Kerstin und Ehemann Jürgen wieder abreisen -, zuvor hatte die Köhlerin aber noch mit den Kindern des Montessori-Kinderhauses einen kleinen Meiler aufgeschichtet und entzündet.

Am 28. Mai endet das Fest, bis dahin laden die Köhler zu zahlreichen Veranstaltungen auf den Meilerplatz ein. Und wer schnell ist, kann vielleicht auch noch einen Sack der begehrten Holzkohle reservieren, die nach erfolgreicher Kohleernte Anfang Juni verteilt werden soll.

Weitere Infos zur Köhlerei Reichswalde sowie zum aktuellen Meiler-Festprogramm gibt es im Internet, www.koehlerei-reichswalde.de

(RP)
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