Kleve Marder legen Autos im Kleverland lahm

Kleve · Vor Beginn der Paarungszeit beißen die Raubtiere Kabel im Motorraum vieler abgestellter Pkw durch. In einigen Orten sind ganze Straßenzüge betroffen. Die Zahlen steigen. "Hausmittel" erweisen sich als unwirksame Schutzmaßnahmen.

 Gar nicht so niedlich wie sie aussehen: Marder können an Autos für großen Ärger sorgen.

Gar nicht so niedlich wie sie aussehen: Marder können an Autos für großen Ärger sorgen.

Foto: Carsten Rehder

Der Fleck auf der Auffahrt ließ Böses erahnen, der Blick unter die Motorhaube brachte Gewissheit. In Reichswalde treiben derzeit Marder ihr Unwesen, fressen Isoliermatten, Kühl- und Hydraulikschläuche von parkenden Autos an. Während die Schäden an der Isolierung oft unbemerkt bleiben, kann ausgelaufene Kühlflüssigkeit zur Fahrunfähigkeit des Autos führen - Folgeschäden inklusive.

"Das ist ein weit verbreitetes Schadensbild", sagt Kreisjagdberater Gerhard Thomas. Teilweise plagen sich schon ganze Nachbarschaften mit den Mardern herum - nicht nur in Reichswalde. Auch aus Keeken und Rindern werden Fälle gemeldet, in Frasselt ist Jäger Thomas selbst schon Opfer der Tiere geworden. "Da haben sie uns einen neuen Dienstwagen zerfressen", sagt er.

Noch vor 20 Jahren waren Marder am unteren Niederrhein kein flächendeckendes Problem. Aus Süddeutschland verbreiteten sich die Raubtiere aber über das gesamte Land. "Wir beschäftigen uns schon seit einigen Jahren mit dem Thema. Das Problem wird immer größer", sagt Gerhard Thomas. Einen eigenen "Arbeitskreis Marderschutz" gibt es nun im Kreis Kleve. Den Kontakt zu Betroffenen stellt die Geschäftsstelle der Kreisjägerschaft in Goch unter Telefon 02823 4379 her.

Er sehe die Tiere bei seinen abendlichen Fahrten durch die Ortsteile selbst gelegentlich umherlaufen, sagt der Jäger. "Marder sind nachtaktiv, tagsüber sieht man sie kaum", erklärt Thomas. In Kleve tauchen fast ausschließlich Steinmarder auf. Während Artgenossen wie der Baummarder unter Naturschutz stehen, dürften die Steinmarder zwischen dem 16. Oktober und 28. Februar gejagt werden. Geschossen werden sie im Kleverland aber kaum.

Derzeit stehen auch die Steinmarder unter Schutz - weil ihre Paarungszeit unmittelbar bevorsteht. Zum Leidwesen der Autofahrer sind die Raubtiere dann auch besonders bisswütig. "Die Marder haben ein ausgeprägtes Revierverhalten. Wenn sie einen vermeintlichen Rivalen wittern, fangen sie an, um sich zu beißen", erklärt der Jäger.

Besonders Ortschaften an Waldrändern seien betroffen, wie Förster Joachim Böhmer meint. Die böse Überraschung findet sich dann unter der Motorhaube. Neben den eindeutigen Fuß- und Bissspuren lassen die Tiere manchmal auch Futterresste zurück. So fand ein erstaunter Autobesitzer in Reichswalde kürzlich Abfallreste zwischen den Kühlschläuchen. "Wenn man etwas tun möchte, muss man ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen", rät Böhmer. Gerhard Thomas spricht sogar von einem regelrechten Selbstbedienungs-Buffet, das die Tiere in den Orten vorfinden. "Hier gibt es Hühner, das Hunde- und Katzenfutter steht draußen, dazu kommen Komposthaufen. Das ist das reinste Marder-Schlaraffenland", sagt der Jäger.

Duftsprays, Hundehaare, akustische Marderschrecke - diese "Hausmittelchen" gegen die Tiere gibt es viele, kaum eines hält, was es verspricht. "Wenn ein Marder unter die Motorhaube möchte, kommt er auch rein", sagt Gerhard Thomas. Als eine der wirkungsvollsten Maßnahmen gilt Kükendraht, der in Breite des Fahrzeugrahmens relativ lose unter das parkende Auto gelegt wird. Und: Eine Wäsche des Motorraums ist für jeden, der Probleme mit den Tieren hat, ratsam. Sonst fragt sich gleich der nächste Marder, was da so spannend riecht . . .

(lukra)
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