Kleve Liebeserklärung aus der "Herrenwelt"

Kleve · Die neue Hauszeitung des Kaufhofs widmet der Klever Filiale mehrere Seiten. Die Verkäuferin Anita Ermers-Dadic (38) erzählt in der Zeitschrift, wie sie Mode an den Mann bringt und was sie an der Schwanenstadt so liebt.

Die dunkelhaarige Anita Ermers-Dadic ist das Gesicht für Kleve - wenigstens für den Kaufhof. Im Konzern gibt es seit 90 Jahren eine Hauszeitung, die jetzt offiziell "Ki" (für "Kaufhof-Konzern-intern") heißt und von den 22000 Beschäftigten, die das Blatt regelmäßig erhalten, immer noch "Kaufhof-Illustrierte" - so der frühere Name des 36-Seiten-Heftes - genannt wird. Die schöne 38-jährige Anita, die 1992 aus Bosnien nach Kleve kam und sich schon lange ganz "als Niederrheinerin" (Originalton: "Ich liebe die Weite, die verklinkerten Häuser und die Nähe zu den Niederlanden") fühlt, machte nach der Schule ihre Ausbildung beim Kaufhof und arbeitet - in Teilzeit - in der Klever Filiale als Verkäuferin - im Herrenbereich, der, wie das hier genannt wird, "Herrenwelt".

Sie stellt in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift auf gleich vier Seiten Kleve und natürlich den Klever Kaufhof vor. Dazu gehört eine Fahrradfahrt durch die Stadt und ihre Umgebung. "Kleve ist mit seinen kilometerlangen Radwegen vorbei an Wildgänsen, Kolken, Kopfweiden und Rheinauen ein echtes Dorado für Drahteselfans. Die historischen Gartenanlagen in Kleve mit ihren schnurgeraden Alleen, den Wasserfontänen und alten Bäumen dienten als Anregung für Versailles". Der Hauszeitungsbeitrag liest sich je nach Sichtweise wie eine Liebeserklärung von Anita an ihre neue Heimat oder aber als Werbung für die Grenzstadt am Niederrhein: "14 Prozent unserer Kunden kommen aus den Niederlanden. "Sie schätzen die im Vergleich zu Holland günstigeren Preise" sagt Ermers-Dadic.

Für die Filiale Kleve selbst - 5500 Quadratmeter Verkaufsfläche - nennt Filialleiterin Astrid Vogell einige Zahlen. Es sind nicht viele, der Konzern hält sich mit Detailangaben zurück. Gegenwärtig beschäftigt der Klever Kaufhof 57 Mitarbeiter, 70 Prozent des Umsatzes werden mit Textilien gemacht. Dazu sieht sich der Klever Kaufhof als "Platzhirsch" im Bereich Spielwaren. Vogell: "Ein echter Renner unter den Klever Kids sind die Geburtstagskisten, die sich in der Abteilung regelrecht stapeln". Wie in allen Filialen im Konzern werden die Abteilungen für höherwertige Artikel besonders gepflegt. "Im vergangenen Herbst wurden die Schmuck und Damentaschenabteilung im Erdgeschoss vergrößert und eine Sonderfläche eingerichtet." Dazu wird die junge Kundschaft ins Obergeschoss gelockt: "Dort wird derzeit zum ersten Mal das Thema Abiball prominent herausgestellt." Dank Anita in der "Herrenwelt" lernt man, wie in Kleve die Männer (Wer hat das Sagen?: "Ganz klar die Frau") eingekleidet werden. Es beginnt dabei oft mit dem Einleitungssatz: "Mein Mann sitzt in der Umkleide und hat keine Lust mehr zum Shoppen." Das ist dann zugleich die Aufforderung "schnell ein komplettes Outfit zusammen zu stellen". Anita konstatiert: "Da bin ich so richtig in meinem Element!" Das ginge hier allen so, bestätigt Kollegin Astrid Wendt.

Dass auch die Fußgängerzone der Stadt erwähnt wird, gehört zu einem Illustrierten-Städte-Portrait. Anita muss dazu in die gelben überdimensionalen Holzschuhe vor dem Käseladen schlüpfen und dazu drückt ihr der Ladenbesitzer noch ein Käserad in die Hände - fürs Foto. "Wat en leuk Kassmeisje" sollen vorbeikommende Niederländer den Anblick kommentiert haben.

Natürlich wird auch ganz Persönliches erzählt. Etwa, dass Anita wegen ihres Sohnes in Teilzeit gegangen ist oder wie sie zu ihrem Doppelnamen kam. Das habe sich für die damals noch schulpflichtige Anita Dadic schon quasi am ersten Schultag in Goch ergeben: "Ich betrat den Klassenraum der 8b der Realschule und wurde als Erstes vom Klassensprecher Thorsten begrüßt". Thorsten wurde ihr Ehemann, Sohn Damir ist inzwischen zehn Jahre alt.

Feste werden beim Klever Kaufhof auf der Dachterrasse mit ihrem Blick auf die Schwanenburg gefeiert: "Viele Ruheständler kommen regelmäßig, unterstützen bei Aktionen und sind auch bei Festen mit von der Partie." Unter ihnen werden jetzt - so die neue Ki / Seite 35 - auch Karin Bartels und Ursula Jaschonek sein. Sie sind seit dem 1. Januar Rentnerinnen. Was man so alles aus Betriebszeitungen erfährt...

(RP)
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