Kleve-Rindern Letzter Tag der Sparkasse in Rindern

Kleve-Rindern · Am Tag der Schließung machten viele Kunden der Bank ihrem Unmut noch mal Luft. Doch der Protest zeigt keine Wirkung: Die Filiale im Dorf an der Wasserburg bleibt ab heute geschlossen, der Geldautomat wird abgebaut.

 Filialleiter Stefan Wolters schaltet zum letzten Mal in der Sparkasse Rindern das Licht aus.

Filialleiter Stefan Wolters schaltet zum letzten Mal in der Sparkasse Rindern das Licht aus.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Vor der Sparkasse in Rindern ist am Morgen der Schließung kaum ein Parkplatz zu erhalten. Ein reges Kommen und Gehen ist an der Tagesordnung. In der Filiale bilden sich Schlangen vor den Schaltern, ebenso vor Kontoauszugsdruckern und Geldautomaten. Ist hier immer so viel los? Warum muss die Filiale dann schließen? "Das kann nur daran liegen, dass gestern der 31. war. Die Leute kriegen ihre Rente", sagt Sparkassen-Sprecher Ludger Braam. Am Entschluss der Sparkasse, die Zweigstelle zu schließen, ändert auch der gestrige Andrang nichts. Ab heute ist die Filiale in Rindern Geschichte, auch der Geldautomat wird abgebaut.

Die Sparkasse Kleve führt wirtschaftliche Gründe an. 50 Prozent der Kunden würden ihre Geldgeschäfte inzwischen übers Internet abwickeln. Deshalb sei es für die Bank betriebswirtschaftlich sinnvoll, die Zweigstelle in Rindern zu schließen, so Braam. Viele Menschen in der Niederung können das nicht verstehen. Das wurde auch gestern wieder deutlich. Die Mitarbeiter an den Schaltern mussten sich so manches böse Wort von den Kunden anhören. "Ich habe am Schalter gerade richtig geschimpft", erzählt Rolf Kunz. Er erledigt in Rindern seit vielen Jahren die Bankgeschäfte für seine dort wohnende 91-jährige Mutter Christel Kunz. "Jetzt, da die Sparkasse die Filiale schließt, werde ich meiner Mutter empfehlen, die Bank zu wechseln", kündigt der Klever an. Neben ihm steht Pfarrerin Wittich. Auch sie ist sauer: "Ich finde das Vorgehen der Sparkasse unmöglich. Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Menschen aus der gesamten Niederung." Eine ältere Frau ist mit dem Fahrrad aus Wardhausen angereist, um in Rindern - zum letzten Mal - Geld abzuheben. "Das ist wirklich nicht schön, gerade für die alten Menschen. Es gibt ja auch viele, die auf den Rollator angewiesen sind und nur kurze Entfernungen zurücklegen können", sagt sie. Die Wardhausenerin will zunächst die Sparkassen-Filiale in Kellen nutzen, überlegt sich aber, ihr Konto bei der Sparkasse aus Protest ganz zu kündigen und zu einer anderen Bank zu wechseln. Auch andere Kunden hätten angekündigt, ihre Konten bei der Sparkasse auflösen zu wollen, sagte gestern auf Anfrage Ludger Braam.

Die Rindernerin Hannelore Wingels hatte der Sparkasse eine Liste mit 350 Unterschriften gegen die Filialschließung vorgelegt und eine Demonstration vor der Zweigstelle organisiert. Sie ist nun sehr enttäuscht, dass all der Widerstand nichts genutzt hat. "Man hat einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden", sagt sie. Ihre und die Hoffnung vieler Menschen aus den umliegenden Dörfern liegt nun darauf, dass die Sparkasse eine Alternative zum Geldautomaten in Rindern bietet. Die könnte so aussehen: Kunden können sich im Edeka-Markt Averbeck in Rindern von ihrem Sparkassen-Konto Geld an der Kasse auszahlen lassen. Die Sparkasse arbeitet an dieser Lösung. "Das ist aber noch nicht abschließend geklärt", sagt Sparkassen-Sprecher Braam.

(RP)
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