Kleve Leere Mitte

Kleve · Leerstände und Ausstellungsflächen statt Läden voller Besucher. Hat die Neue Mitte in Kleve ein Attraktivitätsproblem?

 Wo früher ein Goldschmiede-Atelier war, sucht Immobilienmakler Arden jetzt nach einem neuen Mieter.

Wo früher ein Goldschmiede-Atelier war, sucht Immobilienmakler Arden jetzt nach einem neuen Mieter.

Foto: Cat

Die Fußgängerzone ist zu fast jeder Tageszeit voll mit Menschen. Die Besucher von auswärts, oft aus Holland, strömen nach Kleve. Und dann stehen sie am zentralsten Punkt der City vor leeren Schaufenstern und verschlossenen Türen: Von 16 Läden in der Neuen Mitte stehen (je nach Aufteilung) vier bis fünf leer. Woran liegt das? Wir haben uns umgehört.

Der größte und somit wichtigste Mieter in der neuen Mitte ist Saturn. Geschäftsführer Max Ingo Festing ist mit dem Kundenzuspruch für seinen Elektronikmarkt - bis zu 90.000 Menschen im Monat - total zufrieden, aber wenn er in die leeren Läden rundherum blickt, kommt ihm folgender Gedanke: "Das ist alles sehr schade". Der erfahrende Geschäftsmann findet: "Hier lässt man viele Körner liegen."

Eigentümer der Neuen Mitte ist die "Nerbenta - Die Töchter GmbH", deren Geschäftsführer ist Ruud Kraaij. Er wollte sich gestern auf Fragen unserer Redaktion zu den Leerständen in der Neuen Mitte nicht äußern. Max Ingo Festing sagt: "Beim Vermieter fehlt eine professionelle Steuerung im Bezug auf das Thema Einzelhandel in der Neuen Mitte."

Der Elektronikfachhandel von Thomas Hentz liegt direkt neben Saturn. Er hat, so sagt er, Ruud Kraaij seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Hentz findet klare Worte: "Ich halte die Geschäftsführung für relativ unfähig, ungeeignet. Da lässt man alles laufen." Und Hentz ergänzt: "Vielleicht bewusst."

Marita Mühlenbruch vom gleichnamigen Fachgeschäft für Matratzen, Bettwäsche und Handtücher in der Neuen Mitte spricht aus, was viele Geschäftsleute dort denken: "Es fehlt ein klares Konzept für die Neue Mitte." Sie würde sich Geschäfte wünschen, die die Einkaufspassage beleben, einen Saftladen oder eine Salatbar etwa. "Ich kann nicht beurteilen, ob da genug getan wird, um an potenzielle Interessenten zu kommen. Es hängt alles am Centermanagement", sagt Mühlenbruch.

Alle drei Unternehmer betonen, dass sie sehr zufrieden sind mit der Kundenfrequenz und den getätigten Geschäften. Auch Uwe Günther, seit zehn Jahren mit einem Reisebüro in der Neuen Mitte ansässig, sagt: "Wir fühlen uns hier sehr wohl." Aber im Blick auf die Leerstände wendet er ein: "Das trifft uns alle."

Einige Geschäftsleute der neuen Mitte haben sich Ideen dazu gemacht, wie sich die Situation verbessern ließe. Besonders aus Ankermieter Festing sprudelt es heraus: "Einheitliche Öffnungszeiten wären schön, eine gemeinsame Internetseite, Einkaufskooperationen, eine 24-Stunden-Pick-Up-Station, eine E-Bike-Ladestation, ein Fahrradverleih, Streetfood-Stände, Veranstaltungen mit Musik. Man könnte einen Ideenwettbewerb gemeinsam mit der Hochschule-Rhein-Waal machen, sich Projekte finanzieren lassen." Umgesetzt wurde davon bislang nichts. "Irgendwo hakt es", sagt Festing. Er findet, dass auch die Wirtschaftsförderung aufgerufen ist, sich Gedanken zu machen. Wirtschaftsförderer Joachim Rasch hat hat das bereits getan. "Die bauliche Situation ist nicht optimal. Man könnte etwa den Eingangsbereich vergrößern. Dafür müsste man allerdings investieren." Darüber habe er auch schon mit Kraaij gesprochen. Die Reaktion schildert Rasch so: "Man denkt darüber nach."

(RP)
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