Kleve Leandra Hamann einzige Frau im U-Boot

Kleve · U-Boot "INIA" der Hochschule Rhein-Waal bringt aus Washington/USA zwei Preise mit nach Kleve zurück: Die Klever Mannschaft maß sich mit 23 weiteren Teams aus acht Nationen. 100 Meter Strecke in einer Tiefe von bis zu 6,5 Metern.

Sie ist die erste Frau, die ein U-Boot mit bionischem Antrieb fährt. Und nicht nur das: Leandra Hamann trieb das U-Boot in Washington nach zwei Wettkampftagen auf 1,9 Knoten, damit rauschte die 25-jährige Bionic-Masterstudentin aus Kleve mit knapp 3,5 Kilometern durch das Becken. Es war eine Bestzeit, mit der sie das U-Boot INIA der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) auf Platz zwei für nichtpropeller-getriebene U-Boote fuhr.

Leandra Hamann ist die Kapitänin des "Submarine-Teams" der HSRW. Und weil sie die einzige Frau am Steuer eines U-Bootes mit Flossenantrieb war, wurde das Team Erster in der "Non-Propeller Female (College)" Kategorie. "Für mich war es etwas ganz Besonderes, selbst das U-Boot pilotieren zu dürfen. Ich bin jetzt schon seit zwei Jahren im Team und habe mit dem alten U-Boot RiverShark geübt. Am Ende konnte ich noch die gute Zeit einfahren", blickt Hamann auf ihren Erfolg beim U-Boot-Rennen in den USA zurück.

Sechs HSRW-Studenten des zwölfköpfigen Teams waren von Kleve nach Washington gefahren, um zusammen mit ihrem Prof William Megill am 13. Internationalen U-Boot Rennen (ISR) teilzunehmen. Megill, passionierter Bauer von Booten mit bionischem Antrieb, hatte das Projekt vor drei Jahren ins Leben gerufen - seitdem nehmen die Mannschaften der HSRW regelmäßig an internationalen Rennen teil.

"Ein Jahr wurde am U-Boot INIA gefeilt und gebaut", sagt Hamann. 2014 gewann das Submarine-Team mit dem in den HSRW-Farben Tiefblau und Grau lackierten U-Boot in London den Innovationspreis. Doch für die USA musste in Kleve einiges verbessert werden. "Die Fenster, durch die der Pilot die Rennstrecke sehen muss, wurden ebenso wie Steuerung und Sicherheitssysteme erneuert und überprüft", erklärt die Kapitänin. Zudem designten und bauten die Studenten einen effizienteren Antriebsmechanismus: Wenn der Pilot, ausgestattet mit Tauchausrüstung, in die Pedale tritt, wird die Kraft auf Hebelarme übertragen, die die zwei thunfisch-ähnlichen Flossen auf und ab bewegen und das Boot antreiben.

Doch im Rennen kamen dann erste Probleme. Das Boot musste in die Box: Der Antrieb war gebrochen. "Bei jedem Rennen muss man mit Problemen rechnen: Ob nun die Flossen kaputt gehen, die Kette abspringt oder die Luke nicht mehr zu geht. Aber wir haben das gesamte Boot ja selbst gebaut und kennen es besser als jeder andere", sagt Hamann.

Es sei zeitaufwendig das Boot aus dem Wasser zu holen und die Ersatzteile fertig zu machen. Das kostet oft mindestens einen halben Tag. Andererseits helfen die anderen Teams: "Das Becken war ab der Hälfte der Woche mit U-Booten gefüllt und es ist viel los. Jeder hilft jedem. Man fühlt sich schon als Teil der 'Submarine'-Gemeinschaft", sagt Etienne Babnick, Co-Captain und ebenfalls Pilot des Bootes. Mit neuen Flossen legte Hamann dann die 1,91 Knoten Unterwasser vor.

Lukas Herbarth, ebenfalls Master-Maschinenbauer, war als Taucher dabei - und ist fest entschlossen, im nächsten Jahr wieder mitzufahren. 2016 ist ein neues U-Boot geplant, mit dem das Team beim europäischen Rennen (eISR) in London teilnehmen wird. Auch die INIA-Nachfolgerin wird wieder ein Boot, an dem die Maschinenbau- und Bionic-Studenten ihr theoretisches Ingenieurwissen in die Praxis umsetzen können und sehen werden, wie gut das funktioniert, was sie der Natur abgeschaut haben. Trainiert wird mit den Booten sowohl im Sternbuschbad als auch im Embricana in Emmerich, wo "Unter-Wasser-Radeln" für die Kondition zum Programm gehört.

"Ich möchte auch ganz besonderes den Sponsoren danken, denn ohne diese hätten wir es nicht soweit gebracht", sagt Hamann. Die wird das Team nämlich auch für das nächste Boot wieder nötig haben.

(RP)
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