Weichenstellungen für Generationen (13) Landgard - die Nummer 1 im Gartenbau

Kleve · Mit dem Holzkaufmann Hans Tenhaeff fing 1910 in Straelen alles an. Er gründete einen Obst & Gartenbauverein. Heute liefern rund 3000 landwirtschaftliche Erzeuger täglich frische Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse.

 Ein Blick auf das Landgard-Gelände in Straelen-Herongen.

Ein Blick auf das Landgard-Gelände in Straelen-Herongen.

Foto: Markus van Offern

kreis kleve Wenn heute irgendwo der Gartenbau in seinen vielen Facetten thematisiert wird, ist fast automatisch von Landgard die Rede. Schließlich ist das Unternehmen Deutschlands führende Erzeugergenossenschaft im Gartenbau. Landgard gehört zu 100 Prozent den Erzeugern, die ihrer Vermarktungsorganisation an 365 Tagen im Jahr Topfpflanzen, Schnittblumen, Obst und Gemüse liefern. Seine Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Kunden aus dem Fachgroß- und Einzelhandel sowie dem filialisierten Einzelhandel - vom Blumenladen um die Ecke über den Baumarkt bis zum Supermarkt - beliefert werden. Die enge Bindung zur Produktion und zur Position als Partner des Handels führte letztlich zu einem differenzierten und komplexen Vermarktungssystem. Der Holzkaufmann Hans Tenhaeff organisierte sich 1910 in Straelen mit einigen Landwirten der Niederrhein-Region zum Obst & Gartenbauverein, um ein modernes Produktions- und Vermarktungssystem für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Gartenbauprodukte zu entwickeln. Die kleinbäuerlichen Traditionsbetriebe orientierten sich an den Niederländern, die ein funktionierendes Vermarktungssystem aufgebaut hatten. 1914 erfolgte der Start der ersten Versteigerung von Obst und Gemüse in Straelen.

1924 schlossen sich der Bau einer Versandhalle in Kevelaer durch die in Straelen ansässige Erzeugergemeinschaft sowie die Entwicklung eines Vertriebsnetzes für das Gebiet der Weimarer Republik an. 1950 gründeten 20 Azaleenzüchter in Kevelaer die Blumenabsatzgesellschaft Azalerika. Damit wurde erstmals das Monopol der belgischen Züchter, die bis dahin den deutschen Markt für Azaleen beherrscht hatten, gebrochen.

Im Raum Düsseldorf entstand schon 1953 mit der Gründung der Niederrheinischen Blumenvermarktung (NBV) eine mächtige Konkurrenz. Die NBV übernahm in Neuss eine ehemalige Viehhalle und versteigerte dort Schnittblumen. In Straelen startete die Blumenversteigerung durch die Straelener Erzeugerversteigerung. 1974 fusionierten die Erzeugerversteigerung Straelen, die Azalerika Kevelaer und die Erzeugergenossenschaft Wesel zur Union gartenbaulicher Absatzmärkte. Diese UGA entwickelte sich bald zu einem starken Dienstleistungsunternehmen für tausende von Gärtnern. Die Gründung der Gartenbau-Vertriebs-Gesellschaft (GVG) mit Sitz in Lüllingen folgte 1981 durch acht Gartenbaubetriebe aus der Region. 1986 begann die Vertriebstätigkeit der GVG in einem Hallenkomplex in Lüllingen. Am 30. März 1990 fand dort die erste Topfpflanzenversteigerung statt. Wie die NBV engagierte sich auch die GVG nach der Deutschen Einheit (1990), zusätzlich zum Niederrhein, in den neuen Bundesländern. Zwei Jahre später ging die GVG in der NBV auf.

 Blick in eine Pflanzen-Versteigerung in Herongen.

Blick in eine Pflanzen-Versteigerung in Herongen.

Foto: Seybert

Die Eröffnung der ersten Topfpflanzen-Zentralvermarktung in Lüllingen durch die NBV fand 1995 statt. Danach folgte die Übernahme eines Hallentraktes in Kevelaer durch die UGA. Zwei Jahre später gründeten NBV und UGA eine Tochtergesellschaft für die Vermarktung von Topfpflanzen, Schnittblumen sowie Obst und Gemüse. 1998 folgte die Fusion der Unternehmen zur NBV/UGA mit Sitz in Straelen. Mit der Eröffnung der Blumenversteigerung Rhein-Maas in Straelen-Herongen 2002 wurden die Blumenversteigerungen in Straelen und Neuss beendet. Die Gemüse-Uhr blieb dagegen weiterhin in Straelen.

Die Fusion mit dem Centralmarkt Rheinland (Obst & Gemüse), Nordwest-Blumen Wiesmoor und Fleurfrisch Stuttgart zur Genossenschaft N.U.C. mit den operativen Töchtern NBV/UGA, Centralmarkt Roisdorf Straelen und Nordwest Blumen im Jahr 2004 bedeutete den nächsten wichtigen Schritt. Ein Jahr später schloss sich die Umbenennung in Landgard eG mit den operativen Gesellschaften Landgard Blumen und Pflanzen GmbH (Sitz in Straelen-Herongen) und Landgard Obst & Gemüse GmbH & Co. KG (Sitz in Bornheim-Roisdorf) an. Im selben Jahr beschlossen die Gremien von Landgard, die Versteigerungsstandorte Herongen und Lüllingen zusammenzuführen.

2010 kam es zu einem grenzüberschreitenden Joint Venture zwischen Flora Holland und Landgard. Daraus resultierte die Veiling Rhein Maas am Standort Herongen als Zusammenschluss der Landgard Versteigerungen Herongen und Lüllingen sowie der Flora Holland Versteigerung Grubbenvorst/Venlo. Gleichzeitig wurde die Gemüseversteigerung an den Uhren in Roisdorf und Straelen eingestellt.

Heute liefern rund 3000 Landgard-Erzeuger täglich frische Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse an die Landgard-Standorte oder direkt zum Kunden. Als starke Erzeugergenossenschaft garantiert das Unternehmen hohe Qualität, Frische sowie einen professionellen Service.

Dabei setzt das Unternehmen auf Dienstleistungen mit Mehrwert für Erzeuger und Kunden, beispielsweise durch moderne Verkaufskonzepte wie "Frag die Pflanze" oder "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" in Kooperation mit RTL. Im Jahr 2013 erwirtschaftete die Erzeugergenossenschaft einen Gesamtumsatz von über 1,8 Milliarden Euro, davon über 1,2 Milliarden Euro im Bereich Blumen & Pflanzen und 600 Millionen Euro im Bereich Obst und Gemüse, zudem 21 Millionen Euro mit sonstigen Dienstleistungen. In den Geschäftsbereichen und Tochtergesellschaften der Unternehmensgruppe sind rund 3500 Mitarbeiter beschäftigt.

(RP)
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