Kleve Landesjugendorchester NRW in der Stadthalle

Kleve · "Schicksalhafte Begegnung" - so der Titel des grandiosen Konzertes zum Saisonende, mit dem das Landesjugendorchester NRW in der Klever Stadthalle gastierte. Deren Foyer war bereits eine Stunde vor Konzertbeginn voller Leben, Schüler aus zahlreichen Klever Schulen setzten sich auf vielfältigste Weise mit dem Thema "Schicksal" auseinander.

Neben farbenfrohen Kunstwerken und kreativen Wortcollagen konnte man Textvorträge und Performances erleben, unter anderem in der Konzertpause einen vom Schattenspiel begleiteten Briefwechsel zwischen Peter Tschaikowsky und seiner Gönnerin Nadeshda von Meck (wobei man im belebten Foyer die Ohren sehr weit aufsperren musste, um dem Vortrag folgen zu können).

Tschaikowskys fünfte Sinfonie, auch "Schicksalssinfonie" genannt, bildete den umjubelten Höhepunkt des Konzertabends. Bereits in der Ouvertüre aus Mozarts Oper "Idomeneo" jedoch bewiesen die jungen Musiker (laut Programmheft zwischen 14 und 24 Jahre alt) mit samtig-vollem Streicherklang, blitzsauberen Geigenläufen und präzisen Bläsereinsätzen ihr hohes Niveau. Dirigent Hannes Krämer, der in einfachen und kurzweiligen Worten das Programm moderierte, leitete das Orchester beherzt, zupackend und ganz ohne Partitur.

Eindrucksvoll auch Bela Bartóks im Exil komponiertes Bratschenkonzert, in dem sich das Orchester als gleichwertiger, sensibler Partner des Solisten Volker Jacobsen präsentierte. Der langjährige Bratschist des renommierten Artemis Quartetts scheute in den zerrissenen, hochdramatischen Passagen des Werkes nicht vor geräuschhaft-entfesseltem Spiel zurück, gestaltete jedoch auch das wunderbare "Andante religioso" mit Wärme und Innigkeit.

Nach der Pause wurde es noch enger auf der Bühne. In rund 80-köpfiger Besetzung stürzte sich das Orchester voller Leidenschaft auf die Sinfonie, badete förmlich in Tschaikowskys schmachtenden Melodien und dem unheilvoll-düsteren, immer wiederkehrenden Schicksalsmotiv. Die enormen dynamischen Steigerungen schöpften Krämer und sein Orchester voll aus - doch die Lautstärke wurde nie unangenehm, sondern intensivierte nur den unwiderstehlichen Sog der Musik, in der es wogte, drängte und brodelte.

Die Bläsersoli strahlten souverän und klangschön, die Streicher überzeugten erneut durch ihren herrlich samtigen Sound wie auch durch atemberaubende Technik: Die virtuosen Sechzehntel-Ablösungen im dritten Satz saßen perfekt und gelangen doch dezent und gut durchhörbar.

Der tosende Beifall in der vollbesetzten Stadthalle wurde nicht mit einer Zugabe belohnt - der Abend war für die jungen Musiker wohl anstrengend genug gewesen.

(RP)
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