Kleve Kurhaus bald wieder in Weiß und Gold

Kleve · Ab kommenden Montag werden die Gerüste abgebaut, dann erstrahlt Kleves Kurhaus-Denkmal in neuem Glanz. Die veranschlagten Restaurierungskosten von 290.000 Euro wurden eingehalten, der Zeitplan auch.

 Noch ist das Kurhaus verhüllt. Ab Montag werden die Gerüste abgebaut.

Noch ist das Kurhaus verhüllt. Ab Montag werden die Gerüste abgebaut.

Foto: Evers Gottfried

Jessica Roeloffs ist zufrieden: Wochenlang hat sie teils allein, teils im Team an der Fassade des Museum Kurhaus gearbeitet. Die Malermeisterin hat Risse verspachtelt, um goldene Lettern herum gemalt und Ochsenblutfarbe auf den richtigen Ton gebracht. Sie hat die Fassade mit Mineralfarbe in einem abgetönten Weiß gestrichen, die Fensterlaibungen in Sandsteinfarben. Außerdem hatten die Maler mit zwei Wespennestern und "ganz ganz vielen Spinnen" zu kämpfen. Der Wald ist eben so nahe am Gebäude, dass die Äste bis an die Fassade und ins Gerüst reichten.

 Jessica Roeloffs am goldenen Museums-Schriftzug mit dem Auszubildenden David Walter und Mitarbeiter Johann Puschalowski.

Jessica Roeloffs am goldenen Museums-Schriftzug mit dem Auszubildenden David Walter und Mitarbeiter Johann Puschalowski.

Foto: Gottfried Evers

Jetzt nähert sich ihr Werk dem Ende zu: Am kommenden Montag werden die Gerüste rund um das Kurhaus-Ensemble an der Waldseite und an der Stadtseite abgebaut. Eine Woche später folgt der Abbau an der Tiergartenstraße und schließlich nach einer dritten Woche der an der Wandelhalle.

Eine Punktlandung: Die veranschlagten Kosten wurden ebenso eingehalten wie der Zeitplan. Für das große Fest der Museumsfreunde zum 20-jährigen Bestehen des Kulturvereins am 15. September präsentiert sich das Museum Kurhaus wieder vorzeigbar.

Rund 290.000 Euro hat die Sanierung der Fassade von Kleves Musentempel gekostet, rund 30.000 Euro hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beigesteuert. Schließlich galt die Sanierung dem städtischen Denkmal Kurhaus, das aufwendig restauriert wurde und in dem seit 20 Jahren das Museum residiert. Die Sanierung war fällig: Das Haus war stark verschmutzt, die vom Wald und dem gegenüberliegenden Park ins Gemäuer kriechende Feuchtigkeit hatte dem Putz zugesetzt, ebenso wie die steten Erschütterungen durch den Verkehr auf der stark befahrenen Bundesstraße 9 zu Rissen im Putz führten, erklärt Architektin Ingrid van Hüllen. Van Hüllen hatte bereits die Kurhaus-Erweiterung durch das Friedrich-Wilhelmsbad begleitet und bekam jetzt auch den Zuschlag für die Sanierung von Kurhotel und Wandelhalle. In Zusammenarbeit mit Architekt Alfred Jansen vom Gebäudemanagement der Stadt Kleve sei die Sanierung reibungslos über die Bühne gegangen, sagt sie.

Vor allem der Sockelbereich des Hauses sei durch Streusalzeinwirkung stark angegriffen gewesen. Auch hatte van Hüllen mit der Feuchtigkeit, die durch die Fugen der erst 1997 aufgebauten Dachterrasse in die Wand zog, zu kämpfen: "Wir haben sie abgedichtet. Für die Außenfassade wird das reichen", sagt sie. Ob man damit auch die Feuchtigkeit, die in die Innenwand zieht und dort ausblüht, in den Griff bekommt, bleibe abzuwarten. Möglicherweise ist das sonst der nächste Sanierungsschritt, überlegt Harald Kunde, Direktor des Museums Kurhaus. Zumal auch die Feuchtigkeit vom 1997 nicht sanierten Keller des gut 150 Jahre alten Gebäudes in die Wände zieht.

Abgestimmt mit dem Denkmalschutz wurde die Fassade mit Mineralfarbe saniert. Hier müssen die Farbpigmente zwölf Stunden vor dem Anstrich angesetzt und "eingesumpft" werden, erzählt Roeloffs. Mineralfarbe werde heute, auch wegen der Kosten, vornehmlich bei Denkmälern oder öffentlichen Gebäuden verwandt und könne nur aufgebracht werden, wenn vorher nicht mit einer anderen Farbe gearbeitet wurde, ergänzt sie.

Roeloffs ist Meisterin beim 35-Mitarbeiter starken Fachbetrieb "Kohl Maler und Restaurator". Der Betrieb unter Leitung der staatlich geprüften Restauratorin Brigitte Schneider bekam den Zuschlag für die Malerarbeiten, die fast 80 Prozent der zu vergebenden Gewerke ausmachte.

Roeloffs und ihre Kollegen mussten zudem diverse Kunstwerke, die unter anderem auf die Wand gemalt sind, berücksichtigen. Die große Installation "Insektenhaus" des bayrischen Künstlers Michael Sailstorfer vor dem Haus wurde extra abgebaut. "Wir haben sie dann auch reinigen lassen und werden sie natürlich, sobald das Gerüst abgebaut ist, wieder anbringen", sagt Harald Kunde. Der mit Blattgold auf die Wand gebrachte Schriftzug "Museum" konnte erhalten bleiben: Jessica Roeloffs malte um die Goldblättchen herum. Die rückwärtige Seitenwand mit dem Kunstwerk von Lothar Baumgarten brauchte nicht gestrichen zu werden.

(mgr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort