Bundestagswahl 2017 Ergebnis sorgt im Kreishaus für Entsetzen

Kreis Kleve · Bei der Wahlparty in Kleve wollte bei den Politikern keine Freude aufkommen. Angesichts der Zahlen blieb die Stimmung gedrückt.

 Die beiden Parteivorsitzenden von SPD und CDU, Norbert Killewald (links) und Günther Bergmann.

Die beiden Parteivorsitzenden von SPD und CDU, Norbert Killewald (links) und Günther Bergmann.

Foto: Markus van Offern

So richtig Freude aufkommen wollte gestern Abend bei der Wahlparty im Kreishaus nicht. Stille, als um 18 Uhr die ersten Hochrechnungen vom Bund bekanntgegeben werden, nur verhalten Beifall, als klar ist, das Stefan Rouenhoff für den Kreis Kleve nach Berlin gehen wird.

 Bei den Erststimmen ist er die Nummer drei im Kreis: Ralf Klapdor (FDP).

Bei den Erststimmen ist er die Nummer drei im Kreis: Ralf Klapdor (FDP).

Foto: van Offern Markus

"Wenn wir mit einem neuen Kandidaten die Ministerin vom Platz fegen, dann ist das ein schöner Erfolg. Uns ärgern die Verluste auf Bundesebene. Es ist nicht schön zu reden: Das sind keine guten Zahlen. Das ist eine schmerzhafte Niederlage für die Große Koalition, acht Prozent zu verlieren, tut weh!", kommentierte CDU-Kreisverbandsvorsitzender und Landtagsabgeordneter Günther Bergmann die Ergebnisse der Bundestagswahl. "Das Ergebnis ist ein Desaster für die SPD, das muss uns allen zu denken geben. Das ist insgesamt nicht gut für unser Land", sagte er nachdenklich. Margret Voßeler, CDU-Landtagsabgeordnete für den Südkreis und Ulrike Ulrich, CDU-Fraktionschefin im Kreistag, sagen es drastischer: "Das ist eine Niederlage, die uns wirklich trifft. Der Bürger hat die große Koalition nicht akzeptiert".

 Über seine Partei sprach am Abend jeder: AfD-Kandidat Gerd Plorin.

Über seine Partei sprach am Abend jeder: AfD-Kandidat Gerd Plorin.

Foto: van Offern Markus

Norbert Killewald, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Kreis Kleve, ist schockiert: "Die große Koalition hat verloren. Wir haben unsere Wähler nicht überzeugt - obwohl Kandidat und die Themen gepasst haben. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir uns neu formieren", sagt er. Für den Kreis Klever SPD-Politiker ist ganz klar: "Die SPD muss in die Opposition. Jetzt stehen FDP und Grüne in der Verantwortung", sagt er und spielt den kleinen Parteien den Koalitions-Ball zu.

 Bruno Jöbkes sei gespannt auf die Sondierungsgespräche, sagt er.

Bruno Jöbkes sei gespannt auf die Sondierungsgespräche, sagt er.

Foto: van Offern Markus

Das sieht Kreis Grünen Sprecherin Birgitt Höhn nicht so: Für sie als Vertreterin der grünen Parteilinken sei eine Koalition zwischen FDP, Grünen, CDU und vor allem CSU nur sehr schwer vorstellbar. "Darüber werden wir in den Gremien noch heftig diskutieren müssen. Wenn, dann muss da noch sehr, sehr gefeilt werden", sagte sie. Detlev Koken, Vorstandsmitglied der Klever Grünen, sieht in der Ratsarbeit in der Kreisstadt durchaus ein Beispiel, dass Schwarze und Grüne zusammenarbeiten können.

Auch Stephan Haupt passt den Koalitions-Ball Killewalds ins Feld der SPD zurück: "Es ist schwierig, sich Gesprächen direkt entziehen zu wollen. Ich denke, auch die SPD sollte sich Sondierungsgesprächen nicht verweigern", sagt Haupt. Der Druck sei aber schon extrem hoch. Er sei erleichtert, könne sich aber nicht wirklich freuen, angesichts des Ergebnisses der AfD auf Bundesebene. Froh sei er, dass die FDP im Kreis Kleve die dritte Kraft geworden sei. Er gratulierte Rouenhoff zum gewonnenen Direktmandat: "Es tut dem Kreis Kleve bestimmt gut, wieder einen CDU-Direktkandidaten in Berlin zu haben", sagt Haupt.

Haupts Klever Parteikollege, Ratsmitglied Barend van Ackeren, teilte die Einschätzung des Bedburg-Hauer Freidemokraten im Landtag: "Angesichts des Wahlergebnisses kann ich mich nicht richtig freuen, auch wenn die FDP den Einzug in den Bundestag deutlich geschafft hat", sagt er.

Geschockt über das Wahlergebnis zeigte sich Josef Gietemann vom Stadtverband der Klever SPD: "Das Ergebnis ist eine Zäsur. Für mich ist es eine unerträgliche Vorstellung, dass der Bundestag als Bühne für menschenverachtende Thesen genutzt werden kann. Da wird mir schlecht. Wir müssen unbedingt die demokratischen Werte wieder nach vorne bringen. Ich bin angesichts der AfD-Zahlen entsetzt!" Ähnlich argumentierte Birgitt Höhn: "Es scheint, dass das 1945 verkündete ,Nie wieder' keinen Bestand mehr hat. Es ist eine Schande, dass Nazis in den Bundestag einziehen".

Im Kreis Kleve sah Wahlleiter Landrat Wolfgang Spreen eine glatte, reibungslos verlaufende Wahl, deren Auszählung zunächst etwas langsamer anlief.

(mgr)
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