Kranenburg Kranenburgwird noch billiger

Kranenburg · Die Niederlande planen, die Mehr- wertsteuer zu erhöhen - auch auf Lebens- mittel. Drei Prozent mehr werden die Käuferströme aus dem Nachbarland nicht explodieren lassen. Aber die Zahl der Kunden steigt weiter.

 Auf dieser Fläche soll die Arena wachsen.

Auf dieser Fläche soll die Arena wachsen.

Foto: P. Graupner

Das Einkaufsparadies für Niederländer liegt an einer Umgehungsstraße in Kranenburg. Die Ansammlung der Geschäfte heißt Frischearena und ist stets gut gefüllt mit Verbrauchern aus dem Nachbarland. Ohne die gäbe es eine derartige Konzentration namhafter Filialisten mit weitläufigen Verkaufsflächen nicht. Preise und Gemeinde sorgen dafür, dass die Anziehungskraft der Arena für die Kunden jenseits der Grenze auf hohem Niveau bleibt. Doch beteiligt sich jetzt wohl auch die Regierung im Nachbarland daran, die Preise in Kranenburg für ihre Bürger noch attraktiver zu gestalten. In den Niederlanden wird voraussichtlich unter anderem die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel erhöht. Derzeit beträgt diese sechs Prozent und klettert wohl auf neun. Nun ist dies kein schwindelerregender Anstieg, dennoch blickt man im Nachbarland mit Sorge auf die bevorstehende Steigerung. So befürchtet die niederländische Supermarktvereinigung, dass ihre Landsleute die Kofferräume noch häufiger mit deutschen Waren füllen. In der Zeitung "de Gelderlander" kritisiert etwa Marc Jansen von der Branchenvereinigung der Supermärkte die Erhöhung, da die Händler diese an ihre Kunden weitergeben müssten. Damit hätten die Menschen in der Grenzregion einen Grund mehr, zum Einkaufen nach Deutschland zu fahren, so Jansen.

Die Situation im 10.000 Einwohner großen Kranenburg ist eine besondere. Hier gibt es ein Warenangebot, wie sonst nur in wesentlich größeren Kommunen, und es soll weiter wachsen. So hat sich unter anderem der Discounter Aldi dazu entschieden, nochmals seine Filiale zu vergrößern. Zu den bislang 1050 Quadratmetern Verkaufsfläche kommen, wie berichtet, 315 hinzu.

Dabei wächst derzeit nicht allein das Ausmaß der Arena, sondern auch die Palette der von den Niederländern immer stärker nachgefragten Artikel. So geht es ihnen schon lange nicht mehr allein um Hochprozentiges, Kraftstoff oder Drogerieartikel. Obst oder Aktionsware erfreuen sich stets wachsender Beliebtheit.

Was etwa Fleisch- und Wurstwaren betrifft, so werden diese in der Frischearena auch von der Metzgerei Quartier angeboten. Vor zehn Jahren wurde die Filiale des Klever Unternehmens hier eröffnet. Mit den Geschäften ist Geschäftsführer Daniel Quartier (31) sehr zufrieden. "Unser Schnellrestaurant CurryQ ist immer gut besucht. Hier sind 90 Prozent unserer Gäste Niederländer. Diese sorgen aber auch an der Frischetheke für einen guten Verkauf. Schinken- und Rinderbraten sind beliebt", sagt Quartier. Für den Metzgermeister wird selbst die überschaubare Erhöhung der Mehrwertsteuer Auswirkungen haben. "Auch geringfügige Preissteigerungen sorgen dafür, dass sich der Radius vergrößert, aus dem die Kunden dann kommen", erklärt Daniel Quartier.

Vor allem an Wochenenden, wenn sich die Niederländer durch die Läden treiben lassen, ist Großkampftag in der Frischearena. Mittlerweile gibt es jenseits der Grenze Nachbarschaften oder Klubs, deren Mitglieder sich mit den Fahrten in die Kranenburger "Oase" abwechseln. Übers Internet werden Einkaufswünsche mitgeteilt, sodass sich nicht jeder ständig auf den Weg machen muss. Dadurch lohnen sich selbst kleinere Einkäufe.

Dass sich die guten Geschäfte weiterhin positiv entwickeln, daran arbeiten Rat und Verwaltung der Gemeinde seit Jahren. Auf der anderen Seite der Umgehungsstraße am "Großen Haag" soll möglichst schnell eine weitere Fläche für die Erweiterung des Einkaufszentrums ausgewiesen werden. Diese wird dann nicht nur zu einer Vergrößerung vorhandener Filialen sorgen, sondern auch zu Neuansiedlungen. Bürgermeister Günter Steins erklärt: "Wir reagieren auf Nachfrage und Angebot. Wenn Unternehmen zu uns kommen wollen, und davon gibt es einige, dann bemühen wir uns um eine Fläche. Es wäre nicht besonders klug, diese Chance für unsere Gemeinde nicht zu nutzen."

Steins geht davon aus, dass der Regionalplan Anfang kommenden Jahres Rechtskraft erlangt. Das ist notwendig, um die weiteren Schritte für die Erweiterung einleiten zu können. Der Verwaltungsleiter sieht den geplanten Ausbau als gesichert an. Zuvor gelte es noch, verträgliche Lösungen zu finden, etwa für den Kiebitz. Auf und rund um das geplante Baugebiet gibt es eines der größten Vorkommen des Vogels in NRW. Er steht auf der Roten Liste. Der Naturschutzbund Deutschland hatte bereits mehr als nur leichte Bedenken angemeldet.

Steins rechnet damit, dass alle Hürden in etwas mehr als zwei Jahren genommen sein werden und sagt: "Ich möchte vor der Kommunalwahl im Jahr 2020 noch den Grundstein legen - und natürlich dann auch dort einkaufen." Auch Einkaufsziele sind Ziele.

(jan)
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