Kleve Klever Wohnungsmarkt bald übersättigt

Kleve · Der Haus- und Grundbesitzerverein Kreis Kleve kritisiert die Mietpreisbremse für Kleve: Der derzeitige Bauboom in Kleve sorge für mehr Wohnraum. Der Mieterverein Wesel-Bocholt-Kleve begrüßt die Bremse für Mietsteigerungen.

 Blick auf den Neubau an der Stadionstraße, der derzeit hochgezogen wird.

Blick auf den Neubau an der Stadionstraße, der derzeit hochgezogen wird.

Foto: Gottfried Evers

Der Bauboom in Kleve führt zu einer Sättigung des Marktes - auch im Bereich der kleineren Wohnungen für den schmaleren Geldbeutel. Der Markt habe inzwischen auf den erhöhten Wohnbedarf durch die Hochschule Rhein-Waal reagiert. Das sagt der Haus- und Grundbesitzerverein Kreis Kleve und folgert: "Deshalb haben wir in Kleve keinen Bedarf für die Mietpreisbremse. Kleve lässt sich nicht mit Städten wie Köln oder Düsseldorf vergleichen", sagt Hiltrud Schoonhoven. Die Klever Rechtsanwältin ist die Geschäftsführerin des Vereins.

Manfred Tielkes von der Wohnbau-Goch sekundiert: "Anhand der Zahlen der NRW.Bank (über bereits fertiggestellte Wohnungen, Anm. d. Red.) und der noch dazukommenden Fertigstellungen der im Bau oder Abschluss befindlichen Objekte in Kleve kann man durchaus schlussfolgern, dass durch den Marktmechanismus genügend Wohnraum geschaffen wurde bzw. gerade wird. Es ist sogar zu befürchten, dass eine Übersättigung in den nächsten zwei Jahren in Kleve eintritt", schreibt er. Aus seiner Sicht wäre es wichtig, dass der bestehende, zunehmend alternde Wohnungsbestand modernisiert wird und nicht der Neubau in Kleve angetrieben werde. Die Wohnbau Goch baut derzeit in Kleve in der Klimaschutzsiedlung Mietwohnungen im Passivhausstandard.

Tatsächlich ragen in Kleve immer noch an allen freien Grundstücken die Baukräne in den Himmel. Nicht immer sind es hochpreisige Luxuswohnungen wie am Krankenhaus oder an der Tiergartenstraße, die dort hochgezogen werden. So baut Zevens-Grundbesitz am Platz des ehemaligen Hotels Schweizerhaus 90 Wohneinheiten, die auch für den schmaleren Geldbeutel erschwinglich sind. In der Klever Klimaschutzsiedlung am Mühlenberg stehen 150 Wohneinheiten vor der Fertigstellung, in der ehemaligen Küpperstraße baut die GeWoGe-Kleve weitere 100 Wohnungen. Tielkes erwartet bis 2016 mindestens 340 Wohneinheiten, die auf den Markt kommen. Hinzu kommen Wohnungen an der Mozartstraße, der Römerstraße und der Lindenallee sowie die Baulückenbebauung entlang der Tiergartenstraße. Alles Bauvorhaben, die das Klever Zentrum betreffen. Zusätzlich soll an der Flutstraße ein weiteres Studentenwohnheim mit 40 bis 50 Wohneinheiten entstehen.

"Nach einem Bericht der NRW-Bank sind ab Beginn der Hochschule 2009 die Baufertigstellungen um 100 Prozent gestiegen", rechnet Schoonhoven vor. Da der Bedarf der Hochschule begrenzt sei und nicht weiter ansteigt, werde auch der Markt für Studentenwohnungen bald gesättigt sein. Vor allem mit Blick auf die "vielen weiteren Bauanträge, die gestellt sind", so die Geschäftsführerin des Haus- und Grundbesitzervereins. Schon jetzt sei die Nachfrage nach Studentenwohnungen in der Regel nur noch zum Semesterbeginn besonders hoch. All das schlage sich auch im jetzigen Mietspiegel nieder.

Während der Haus- und Grundbesitzerverein keinen Bedarf für eine Mietpreisbremse sieht, wird sie von Benjamin Tepper, 2. Vorsitzender des Mietervereins Wesel-Bocholt-Kleve, ausdrücklich begrüßt. "Die Mietpreisbremse in Kleve ist sehr sinnvoll", sagt der Mieterschützer. Kleve sei ja unter die Kappungsgrenze gefallen, die die Erhöhung der Mietpreise im Vorfeld der Mietpreisbremse begrenzt habe. Da sei es völlig logisch gewesen, hier auch die Mietpreisbremse einzuführen, sagt Tepper. Das sei für Kommunen gedacht, wo die Versorgung mit ausreichenden Wohnungen gefährdet ist. Und in Kleve sei eben das der Fall. Deshalb solle man in der Kreisstadt auch erst mal abwarten, wie sich der Neubau-Boom auswirke.

Derzeit habe der Mieterverein immer wieder viele Fälle, in denen Mieter bestimmte Wohnungen zu bestimmten Preisen in Kleve nicht bekommen können.

(RP)
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