Kleve Klever Tiergarten braucht jeden Euro

Kleve · Während viele Zoos in NRW finanzielle Verluste beklagen, hat die Einrichtung in Kleve ihre Nische gefunden. Bis zu 100.000 Besucher strömen in den Park. Der Trägerverein setzt auf Familienfreundlichkeit und niedrige Preise.

 Die Erdmännchen gehören seit Jahren zu den absoluten Lieblingstieren der Besucher im Klever Tiergarten.

Die Erdmännchen gehören seit Jahren zu den absoluten Lieblingstieren der Besucher im Klever Tiergarten.

Foto: Stade

Vor fünf Monaten hat ein Otterpärchen den Tiergarten in Kleve bezogen: Rudolf und Rina wohnen in einem neu gebauten Gehege mit einer kleinen Teichanlage, einem Sandkasten zur Fellpflege sowie Wurzeln und Holzboxen, die von den beiden Zwergottern als Rückzugsort genutzt werden können.

Allein durch Eintrittsgelder könnten Projekte wie diese vom Tiergartenverein Kleve nicht gestemmt werden. Der Bau des Otter-Geheges ist ein Teil des Masterplans, dessen Umsetzung vor zwei Jahren begonnen wurde und mit einem Sonderzuschuss von der Stadt Kleve sowie der Kisters-Stiftung finanziert wird. Der Plan sieht die Sanierung und den Neubau von einzelnen Gehegen im Tierpark vor.

Anfallende Kosten, etwa für Futter, Strom und Personal, bestreitet der gemeinnützige Tiergartenverein dagegen mit Eintrittsgeldern, Zuschüsse durch die Stadt und durch Spenden. Dabei, so zeigen es die Erfahrungswerte der vergangenen Jahre, machen die Eintrittsgelder etwas mehr als die Hälfte des Budgets aus. "Wir schwimmen nicht im Geld, haben aber auch keine großen Probleme", sagt Tierparkleiter Dietmar Cornelissen im Hinblick auf die schlechte finanzielle Lage der großen Zoos in NRW. "Das bedeutet aber nicht, dass wir keine Sponsoren benötigen. Jeder Euro wird gebraucht", fügt er hinzu. Das könne eine Spende oder auch eine Tierpatenschaft sein.

In der Vergangenheit konnten durch so zusammengekommene Summen auch größere Projekte umgesetzt werden. So war es etwa als die neue Adlervoliere oder der neue Spielplatz gebaut wurden. Investitionen wie diese seien laut Klaus Plein, dem zweiten Vorsitzenden des Tiergartenvereins Kleve, notwendig, um das Interesse der Kinder zu halten. "Für unsere Ideen bekommen wir viele positive Rückmeldungen."

Auch die Besucherzahlen haben eine leicht steigende Tendenz, erzählt Cornelissen. "Schwankungen gibt es natürlich von Jahr zu Jahr", sagt er. Das liege vor allem an den Wetterverhältnissen. Vor zwei Jahren knackte der Tiergarten Kleve die 100.000er-Besuchermarke, in diesem Jahr fällt die Zwischenbilanz - witterungsbedingt durch das kalte Frühjahr - etwas geringer aus. 85.000 Gäste schätzt Plein, waren es in diesem Jahr, die den Tiergarten besucht haben. Dazu zählen auch viele niederländische Besucher. Neben den 350 Tieren aus 50 unterschiedlichen Tierrassen, locken besonders die niedrigen Preise. Eine Eintrittskarte kostet fünf Euro, drei Euro in der ermäßigten Form. "So kann auch eine vierköpfige Familie einen schönen Tag im Zoo verbringen", sagt Cornelissen. Das Motto des Tiergartenleiters lautet: "Tiere hautnah erleben."

"Wir haben Tiere zum anfassen und füttern", sagt er. "Das geht natürlich nicht bei allen", fügt er hinzu, trotzdem könne man sich den Tieren nähern und müsse keine Distanz von zehn Metern einhalten wie es etwa bei Raubtieren der Fall wäre. Mit seinen 350 Tieren, zu denen besonders alte Nutztierrassen aber auch Seehunde, Erdmännchen und Affen gehören, hat der Tierpark Kleve zwischen den großen Zoos, die es in NRW gibt, seine Nische gefunden. Auch lässt sich der Tiergartenverein für seine jungen Gäste immer wieder etwas einfallen: Es gibt Führungen durch die Anlage sowie die Möglichkeit, den Kindergeburtstag zu feiern. Derzeit ist eine Halloweenfeier in Planung.

Auch wenn die Hauptsaison des Tiergartens im Oktober endet, halten die Tiere während der kommenden Monate keinen Winterschlaf. "Alle Tiere können weiter bei uns angesehen werden", sagt Cornelissen. Während die meisten Bewohner in ihren Gehegen anzutreffen sind, mögen es die Otter, Äffchen und Erdmännchen lieber ein weniger wärmer und haben die Möglichkeit sich in ihren wohltemperierten Stall zurückzuziehen, was nicht bedeutet, dass die Besucher sie nicht zu Gesicht bekommen. Die Erdmännchen können beispielsweise hinter einer Glasscheibe beobachtet werden. Ein Spaziergang durch den Tiergarten hat auch an den kühleren Tagen seinen Reiz, weiß Cornelissen. Denn wer im Winter eine Aktivität im Freien sucht, dem bieten sich nicht so viele Möglichkeiten wie im Sommer. Ein Spaziergang an einem sonnigen Wintertag durch den Tiergarten geht dagegen immer. "Solche Tage sind für uns Gold wert", sagt er.

(RP)
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