Kleve Kleve rechnet 2016 mit 1500 Flüchtlingen

Kleve · Noch in diesem Monat sollen neue Unterkünfte in der ehemaligen Klever Post - bis zu 252 Plätze - und der ehemaligen Grundschule im Düffel-Dorf Keeken - etwa 50 Plätze für junge Männer - belegt werden. Die Kriminalitätsrate ist stabil.

 Das ehemalige Postgebäude am Klever Bahnhof wird derzeit noch zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut.

Das ehemalige Postgebäude am Klever Bahnhof wird derzeit noch zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut.

Foto: Gottfried Evers

Mohammad Alqutaifan floh aus Syrien, seit 15 Monaten lebt er in Kleve. Er steht auf der Bühne der Stadthalle Kleve - als Vertreter der Menschen, über die dort diskutiert wurde. 1500 Flüchtlinge wie Alqutaifan werde die Stadt bis Ende 2016 voraussichtlich in ihren Mauern beherbergen müssen, sagte Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing. 900 mehr, als bis jetzt.

"Komische" Begegnungen mit Deutschen habe er nicht gehabt, sagt Alqutaifan auf Nachfrage aus dem Publikum. Im Gegenteil: Er habe in Kleve vor allem freundliche Menschen kennengelernt, sagt er. Eine davon ist Julia Weber, selbst als Spätaussiedlerin Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland gekommen und seit Jahren aktiv, Neuankömmlingen zu helfen. Webers Credo ist auch das des Syrers: "Ich bin nicht in meinem Zimmer geblieben, weil ich Deutsch lernen wollte. Ich bin auf die Straße gegangen und habe Kontakt gesucht. Das war nicht leicht für mich", sagt er. Aber es sei genau das, was alle Flüchtlinge machen sollten. Denn die Sprache sei der Zugang zu Ausbildung, zu einer Arbeit, zu weiteren Kontakten, zu einem Leben im fremden Land.

Doch bevor die Asylbewerber hinaus gehen, muss die Kommune die neuen Bürger in ihrer Mitte betreuen. Sie brauchen Wohnraum, sie brauchen Sprachkurse, sie brauchen Beschäftigung. Wie Kleve das macht, stellten Vertreter aller städtischen Fachbereiche (Ämter) und Vereine (teilweise standen bis zu 20 Menschen auf der Bühne) den Bürgern während der Versammlung in der Stadthalle vor, die zu Zweidrittel gefüllt war. Die Hilfsangebote für Flüchtlinge seien in der Stadt Kleve im Vergleich zu anderen Kommunen gut, sagte Caritas-Geschäftsführer Rainer Borsch. Zuvor hatten Stadt, VHS, Kirchen und Vereine aufgezeigt, was sie anbieten.

Noch fehlen der Stadt 200 Plätze: Die Post am Bahnhof wird zur Flüchtlingsunterkunft für bis zu 252 Asylanten (ein Drittel Familien, zwei Drittel junge Männer) umgebaut. In der ehemaligen Schule in Keeken sind weitere 50 Plätze für junge Männer entstanden. In beiden Unterkünften werden ab März die neuen Asylbewerber untergebracht. "Wir werden die Unterkünfte nach und nach besetzen, je nachdem, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln", sagt Northing. Man rechne mit besagten 1500 Menschen, die die Stadt bis Ende 2016 zusätzlich aufnehmen werden müsse. Für 1300 Menschen habe man Platz. Deshalb sei das Gebäudemanagement der Stadt Kleve (GSK) dankbar für jedes Angebot von Wohnraum (Telefon 0 28 21 84 300). Northing meint: "Wir als Stadt Kleve sind ein zuverlässiger Mieter".

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58 Prozent der Asylbewerber sind dezentral, 42 Prozent in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, jedem stehen zentral sechs bis acht Quadratmeter und dezentral zehn Quadratmeter zur Verfügung, ein internationaler Fernsehanschluss ist gewährt. Die neuen kommen in eine Gemeinschaftsunterkunft, wer sich bewährt, in eine dezentrale Wohnung.

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Die Unterkunft in der Post wird 24-Stunden durch einen Hausmeisterdienst, gekoppelt mit Sozialarbeit, betreut, Keeken acht Stunden. Es gibt bei allen Unterkünften unregelmäßige, nicht angemeldete Kontrollen. Nicht nur in Keeken sollen die Asylbewerber zu gemeinnütziger Arbeit herangezogen werden - vor allem auch, um ihren Tagesablauf zu strukturieren. In Kleve sei die Kriminalitätsrate durch Flüchtlinge bis jetzt nicht gestiegen, sagt Ralf van Hoof vom Ordnungsamt.

(RP)
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