Kleve Das gezeichnete Gartenparadies

Kleve · Niederländische Gartenarchitekten rund um Frank Fritschy porträtierten die Klever Gärten. Seit Jahren trifft sich die Architektur-Klasse von Lies Lijmbach, um nach dem Abschluss das Freihandzeichnen zu bewahren.

 Frank Fritschy in malerischer Idylle: Mit Zeichenbrett auf den Knien fängt er die Stimmung des Gartens ein.

Frank Fritschy in malerischer Idylle: Mit Zeichenbrett auf den Knien fängt er die Stimmung des Gartens ein.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Für Freunde niederländischer Landschaftsmalerei ist es ein Walhalla - und sie sitzen mittendrin. Mitten zwischen dem Atelier-Turm des großen Fürsten der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert und seinem wunderbaren Palais in dessen romantischen Garten. Frank Fritschy, den Strohhut in die Stirn gezogen, dass er Schatten für die Augen spendet, das Zeichenbrett mit dem eingespannten Karton auf den Knien, daneben die flache Blechdose mit den Faber-Bleistiften in allen Härtegraden. Er blickt immer wieder hoch gen Atelier, auf dessen Spitze Minerva hell in der Mittagssonne leuchtet. Davor, tief gestaffelt die Gartenanlage, die die erhöhte Position des ehemaligen Turms der Stadtbefestigung betont.

Fritschy sitzt unter einer mächtigen Buche und nimmt Maß. Sims für Sims, Fensterkreuz für Fensterkreuz des Turms setzt er auf das weiße Blatt. Das große dreiteilige Atelierfenster werde er nicht mehr vergessen, sagt Fritschy und blickt wieder auf den Turm. Das sei anders, wenn man etwas zeichnend erfahre, als ob man ein Foto macht, sagt er. Im Klever Land kennt man Frank Fritschy vor allem als Tenor. Aber der Solist studierte im niederländischen Velp zwischen 2003 und 2007 auch Gartenarchitektur und ist als freischaffender Gartenarchitekt tätig.

Regelmäßig trifft sich sein Examensjahrgang der Klasse von Loes Lijmbach in internationalen Gärten, diese zu zeichnen. Sie waren in Wales, in Zutphen - und jetzt eben in Kleve. Fritschy hatte den Ort vorgeschlagen und der Herr des Atelierturms, Werner van Ackeren, öffnete gerne die Pforten zu seinem Garten, der in den kleinen Koekkoek-Park übergeht, mit ihm eine Einheit, ein kleines Paradies inmitten der Stadt bildet. Und so verteilten sich die Zeichner in den Klever Gärten, bekamen ein gutes Stück Gartengeschichte gratis: Samstag standen die barocken strengen Sichtachsen im Amphitheater an, Sonntag ging's in die Galleien, um Kleves unvergleichliche Kulisse zu porträtieren. "Wir haben hier das Glück, dass Kleves alte Innenstadt oben auf dem Rand des Hangs liegt und vom Galleien-Park aus gezeichnet werden kann", sagt Frank Fritschy. Ein Blick auf die alte Stadt, der mit alter, scheinbar aus der Mode gekommenen Methode aufs Blatt gebracht wird. Ja - sagt der Zeichner - er arbeite natürlich am Computer und mit dessen Zeichenprogrammen. Aber es sei wichtig, die alte Handzeichnung nicht zu verlernen, sich langsam und altmodisch und in Ruhe dem Motiv zu nähern, sagt Fritschy.

Die Kunst, spontan einen Entwurf zu skizzieren, könne auch in Zeiten der Computer den zweidimensionalen Plan zum Leben erwecken, ihn regelrecht zum Klingen. bringen.

(RP)
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