Kleve Kleinkunst im Grünen

Kleve · Alle zwei Jahre lädt der Kleinkunstverein Cinque zu seiner Sommernacht auf die Wiese hinter dem Klever Tiergarten ein. Es ist die 14. Auflage, bei der erneut auf das bewährte Format gesetzt wird. Neben gestandenen Künstlern treten auch Hoffnungsträger auf. Die Band der Stunksitzung, Köbes Underground, hat zu der Erfolgsgeschichte beigetragen. Sie steht wie immer auf der Bühne.

Es gibt keine Rezepte für gelungene Veranstaltungen. Der Klever Kleinkunstverein Cinque hat offenbar eins gefunden. Einmal im Jahr gelingt es den Mitgliedern abwechselnd ein großes Zelt oder eine Wiese zu füllen. Jetzt wird wieder auf die Rasenfläche hinter dem Klever Tiergarten eingeladen. Zum 14. Mal veranstaltet der Verein seine Sommernacht. 2500 Gäste sitzen dann an Bierzeltgarnituren und warten auf gute Pointen. In der Regel nicht sehr lange.

Die Geschichte von Cinque wurde von Erfolg begleitet. Die ersten Sommernächte fanden im Innenhof der Schwanenburg statt. Bis dieser für ein größer werdendes Publikum zu klein wurde. Auch weil andere Gruppen ihr Programm dort präsentierten und das Alleinstellungsmerkmal dahin war, begab sich der Verein auf die Suche nach einem neuen Spielort. Der sollte größer sein und mehr Charme als ein Kirmesplatz haben. Das Areal am alten Klever Schützenhaus erfüllte die Bedingungen. Bei der ersten Veranstaltung stand der historische aber sanierungsbedürftige Bau noch. Ein Jahr später fehlte das Gebäude mit der mehr als 150-jährigen Vergangenheit. Die Stadt schaffte damals Fakten und ließ die Abrissbirne durchs Haus pendeln.

Bruno Schmitz (69), Cinque-Vorsitzender und Kulturmanager, hatte sich damals für den Erhalt des geschichtsträchtigen Gemäuers eingesetzt. "Die Bagger kamen im Morgengrauen. Wir hatten keine Chance, etwas zu retten", sagt Schmitz. Zusammen mit weiteren Klevern, die an der Historie der Stadt interessiert sind, hatte er Gespräche mit der Verwaltung geführt. Totschlagargument damals wie heute: Alles viel zu teuer. Als Reminiszenz an das Schützenhaus druckt der Verein auf seine Ankündigungsplakate für die Sommernächte stets eine Abbildung des Gebäudes.

Schmitz hat keinen unerheblichen Beitrag zu der blendenden Entwicklung von Cinque geleistet. Der Manager für Kultur kennt durch seinen Beruf die Kabarettszene und vor allem die Künstler. Er war von Beginn an dabei und erklärt, warum die so beliebte Sommernacht nicht jährlich stattfindet: "Wir dürfen das Projekt nicht überreizen." Wir, das ist eine Gruppe von Cinque-Mitgliedern. Der Mann aus der Kleinkunstszene betont, dass nicht er für das Gelingen verantwortlich sei. Er helfe nur mit und tue dies, wie alle anderen auch, ehrenamtlich.

Es sei das Konzept, das regelmäßig für ausverkaufte Veranstaltungen sorge, so Schmitz. "Wir haben hier keinen reinen Kabarett-Abend, aber auch kein Konzert. Entscheidend ist die Mischung", sagt der 69-Jährige. Für die Musik ist seit Jahren die Kapelle Köbes Underground verantwortlich, die nach dem Programm noch eine Stunde spielen wird. Im Karneval groß geworden, sind die Kölner Musiker eine Verpflichtung, die noch niemand bereut hat. Auch bei der Auswahl der Kabarettisten hat Schmitz offenbar nie richtig daneben gegriffen. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass eine Veranstaltung miserabel gelaufen ist", blickt er zurück.

So ist der Kulturmanager diesmal ebenfalls von der Auswahl der Akteure überzeugt, die am Samstag, 27. August, ab 20 Uhr, bei der Sommernacht auf der Bühne stehen. Auch wenn Humor ein schwieriges Thema ist, Sorgen muss sich das Publikum nicht machen. So wird der Niederländer Hans Liberg ein Gastspiel geben. Er gehört laut Schmitz in die Kategorie "renommierter Entertainer". "Der spielt in einer Liga mit Hermann van Veen. Er ist der Höhepunkt des Abends." Der Musik-Comedian ist unter anderem Stammgast beim "3satfestival". Ebenfalls dabei ist der deutsch-türkische Comedian und Kabarettist Özcan Cosar. Özcan wer? Schmitz winkt ab und verweist auf die Auszeichnungen des Mannes. So wurde er 2014 mit dem renommierten Prix Pantheon ausgezeichnet. Denn auch Künstler, deren Lebensläufe noch auf ein Post-it passen, sind willkommen. Denn, so Schmitz betont: "Wir wollen auch jungen Leuten eine Chance geben. Es waren schon etliche hier, die jetzt zu den nationalen Größen gehören." Viele nennen es Sprungbrett. Es stehen jedoch keine Clowns auf der Bühne, die nach jeder Pointe greifen, die nicht bei drei auf dem Baum ist. "Jung alleine reicht nicht, die Qualität muss stimmen."

Was das Alter betrifft, so ist dies beim Klever Ludger Kazmierczak eher fortgeschritten, aber das mit der Qualität passt. Im Hauptberuf WDR-Redakteur, sorgt er seit Jahren mit seinem Programm "Von oben herab" regelmäßig für eine überfüllte Gaststätte am Aussichtsturm. Bislang an überschaubaren Spielorten unterwegs, hat er mehrmals gezeigt, dass er mehr als Talent hat. So lautete das Urteil der Kritiker: "Der muss auf große Bühnen". Jetzt ist es soweit.

Bei dem Mann, der als Confroncier durch den Abend führt, verfahren die Macher nach dem Adenauer-Motto: keine Experimente. Dass mit Jürgen Becker funktioniert ebenso wie mit Köbes Underground. Becker gehört zu den gestandenen Kabarettisten. Der Moderator der "Mitternachtsspitzen" und Mitbegründer der Kölner Stunksitzung wird Samstag zum Auftakt zusammen mit Bruno Schmitz auf der Bühne stehen. Während der Woche hatte Schmitz seinen Kumpel in Köln besucht und ihm erzählt, was in Kleve in der jüngerern Vergangenheit passiert ist. Becker will daraus ein paar Gags machen. Dass die gut ankommen, gilt als sicher.

Und dann ist da noch die deutsche A-cappella-Band YeoMen. Sie kommt aus Berlin nach Kleve und sorgt dafür, dass neben den Wortbeiträgen der Gesang nicht zu kurz kommt. Die Gruppe ist nämlich wichtig - fürs Konzept. Schließlich werden hier Künstler völlig verschiedener Genres in ein Programm zusammengedrückt. Dass derartige Maßnahmen nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sind, hat Jürgen Becker einmal anhand eines Beispiels erklärt:

Einst wurden Rheinländer und Westfalen von der britischen Besatzungsmacht in ein Bundesland gepresst. Der Kabarettist sagte dazu: "Es ist schrecklich, aber es geht."

Einlass 18.30 Uhr; Beginn 20 Uhr Noch gibt es Karten für die 14. Sommernacht. Preis: 29,60 Euro (Abendkasse: 34 Euro), ermäßigt 27,40 Euro. Im Vorverkauf erhältlich bei:

' Kleve: Buchhandlung Hintzen, Hagsche Straße 46-48

' Kleve: Kulturbüro Niederrhein, Nimweger Straße 58

' Kleve: Bioladen, Kalkarer Straße 21

' Goch: Reisebüro am Steintor, Steinstraße 24

' ADticket.de

(jan)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort