Kleve Keiner fühlt sich für Bahndach zuständig

Kleve · Während der Bahnhof bereits von drei Seiten restauriert wird, steht der Abriss des alten Bahnsteigdaches in den Sternen. Niemand fühlt sich dafür verantwortlich. Die Grünen fordern eine zügige Planung des Bahnhofsvorplatzes.

Der Abriss des alten, bis jetzt als marode gehandelten Daches über dem Bahnsteig des alten Bahnhofes steht in den Sternen. Keiner fühlt sich zuständig: Zunächst war die Planung, dass die Stadt das Dach im Rahmen der Gestaltung des Bahnhofumfeldes abreißt und die Flächen als Eingangstor Kleves für Bahnfahrer neu gestaltet wird. Das Bahnhofsgebäude wurde verkauft - doch für die Flächen des Perrons ist keine Lösung in Sicht.

"Es ist richtig, dass die Stadt Kleve kein Eigentümer des Bahnsteigdaches ist und daher nicht Initiator des Rückbaus sein kann", bestätigte gestern Kleves Stadtsprecher Jörg Boltersdorf auf Anfrage. Gleichwohl habe die Stadt Kleve ein großes Inter esse daran, dass das Dach abgerissen wird, damit auch dort durch die Käufer Baumann & Wilmsen eine Sanierung erfolgen kann. Doch da gibt es, darauf hatte auch Grünen-Chefin Hedwig Meyer-Wilmes verwiesen, ein großes Problem: Keiner fühlt sich zuständig und die Bahn hat gar kein Interesse am Abriss des maroden Daches. Boltersdorf: "Die Deutsche Bahn möchte das Dach nicht abreißen, da sich in diesem Bereich erforderliche Technik befindet, welche im Rahmen der ,Mobililtätsoffensive' in den 90-er Jahren angeschafft und bezuschusst wurde. Sollte das Dach abgerissen werden, so sind laut der Deutschen Bahn Anteile des Zuschusses zurückzuzahlen".

Das Ganze wird dann noch schräger, denn das Dach musste vor nicht allzu langer Zeit gesichert werden. Auch das führte die Stadt an: "Auf den Hinweis der Stadt Kleve, dass das Dach seitens der Deutschen Bahn bereits mit einem Stützpfeiler gesichert wurde und daher schon aus diesem Grund ein Abriss Sinn machen könnte, entgegnete die Deutsche Bahn, dass sie trotzdem nicht das Erfordernis für einen Abriss sehe", so Bolterdorf.

Statt das alte, wohl nach und nach absackende Dach wegzunehmen, will die Bahn bei Bedarf lieber weitere, wohl deutlich billigere Stützpfeiler setzen, wenn in Zukunft eine weitere Sicherung erforderlich werden sollte, so der Stadtsprecher. Sein trauriges Fazit: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Chance des Abrisses sehr gering. Die Stadt Kleve wird weiterhin versuchen, in Gesprächen die Deutsche Bahn vom Abriss zu überzeugen", sagt Bolterdorf.

Im Haushalt der Stadt Kleve sind Mittel in Höhe von 250.000 Euro unter anderem für den eigentlichen Rückbau des Bahnsteigdaches sowie für weitere Einzelpositionen, z.B. für Gutachter, Planer und Fachplaner, für Arbeiten am Untergrund, Unterbau sowie für Entwässerungsarbeiten und für einen Austausch von belasteten Böden im Bereich des Bahnhofs sowie für die Einfriedung der künftigen Baustelle, aufgenommen worden. Möglichkeiten einer Refinanzierung der Abrisskosten haben sich bisher nicht ergeben, erklärt die Stadt.

Wer also künftig mit dem Zug anreist, steigt weiterhin vor einer nicht sanierten Fassade unter einem dunklen, maroden Dach aus. Das klang bei der Planung für den neuen zentralen Bahnhof mit fast direktem Übergang vom Zug auf die wartenden Busse noch ganz anders.

Immerhin liegt die Planung für den Bahnhofplatz immer noch in städtischen Händen. Hier fordert Hedwig Meyer-Wilmes: "Es kann ja nicht sein, dass der Bahnhof saniert ist und es dann noch ein Jahr dauert, bis der Platz fertig ist. Das muss zeitnah passieren". Da müsse die Politik direkt nach den Sommerferien nachhaken, damit es vorangeht. Da das Vorhaben eine Angelegenheit des Fachbereiches Tiefbau sei, dürften darunter ja nicht die Hochbau-Projekte der Stadt leiden - vor allem also die Schulen, sagt sie.

Letztlich müssen auf dem Platz im Bereich des ehemaligen Busbahnhofes die Parkplätze neu organisiert werden, muss ein Standort für die Stein-Skulptur des Kalkarer Bildhauers Christoph Wilmsen-Wiegmann gefunden und ein Pflaster ausgesucht werden.

(mgr)
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