Kalkar Kein Denkmal: Bauausschuss macht den Abriss möglich

Kalkar · Auf Straßen, in Parks und privaten Gärten müssen Baumfällungen und rigorose Gehölz-Rückschnitte Ende Februar abgeschlossen sein, damit brütende Vögel nicht gestört werden. Beobachter könnten also sagen: Völlig normal, dass in den vergangenen Tagen auch auf dem Gelände des Hauses Jan-Joest-Straße 50 kräftig die Säge angesetzt wurde. Aber Eingeweihte sehen in der Aktion mehr: Sie gehen davon aus, dass dies die Vorbereitungen zum Abriss des dort stehenden Gebäudes sind. Denn die Eigentümerin will das Haus zugunsten einer Neubebauung aus dem Weg haben. Die Stadt Kalkar als Untere Bauaufsicht versuchte das durch Eintragung in die Denkmalliste zu vermeiden, doch der Bauausschuss entschied anders: kein Eintrag in die Denkmalliste, kein Bestandsschutz.

 Frank Sundermann, Kalkarer Stadtbaurat.

Frank Sundermann, Kalkarer Stadtbaurat.

Foto: Cattelaens

Darum geht es: Das betreffende Haus, das auf der linken Seite der Straße zum Schulzentrum liegt, stammt laut Gutachten aus der Zeit um 1830 und stellt in den Augen der Landschaftsverbands-Denkmalpflege "ein für Kalkar wichtiges Element im Denkmalbereich des historischen Ortskerns" dar. Auch, wenn das Haus etwas abseits der Mitte liegt, trage es "erheblich zum historischen Stadtbild bei und ist als solches Teil der hoch bedeutenden Stadtbaugeschichte von Kalkar."

Sowohl nach einer ersten Bestandsaufnahme, erst recht nach einer umfassenden Sichtung durch den Denkmalpfleger schloss sich die Stadt der Erkenntnis an, dass das Gebäude mit seinen "leicht biedermeierlichen Formen" und dem opkamer-ähnlichen Zuschnitt des Inneren denkmalwürdig ist. Andere Ausstattungsdetails wie die Schmuckfliesen im Flur oder die Jahreszahl "1927" über der Tür künden von Umbauphasen, die vom früheren Wohnen und Arbeiten in dem Haus erzählen, also auch für Kalkars Siedlungsgeschichte relevant sind.

Die Eigentümerin und der Architekt sehen etwas anderes im Vordergrund: den sehr schlechten baulichen Zustand des Gebäudes. Unwidersprochen blieb nämlich die Feststellung, das Wohngebäude sei nicht mehr standfest. Eine Sanierung würde so teuer, dass sie 30 bis 40 Prozent über den Kosten für einen Neubau läge. Zudem seien in den 50-er und 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Umbauten durchgeführt worden, die zum Verlust der Denkmaleigenschaft geführt hätten. Zu sehen ist heute ein verputztes anderthalbgeschossiges Haus mit einem späteren Anbau auf einer verwilderten Fläche, die Platz für mehrere Häuser bietet. Genau die will die Eigentümerin bauen.

Und jetzt? Frank Sundermann, Kalkars Stadtbaurat, macht sich keine Illusionen: Mit dem Beschluss des Bau- und Denkmalausschusses werde der Abbruchantrag, der bei der Stadt und dem Kreis Kleve vorliege, wohl genehmigt werden müssen. Zwar könne das Fachamt für Landschaftspflege beim LVR das Ministerium anrufen und sich um einen Ministerentscheid bemühen, aber das sei doch eher graue Theorie. Vermutlich gibt es Projekte von größerem öffentlichen Interesse.

(RP)
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