Kreis Kleve Karl Leisner starb heute vor 70 Jahren

Kreis Kleve · Tod im Waldsanatorium Planegg. Papst Johannes Paul II. sprach den in Rees geborenen und in Kleve aufgewachsenen Märtyrer 1996 selig. Heute beginnt um 19 Uhr im Dom zu Xanten eine Gedenkmesse.

 Diese Büste des Märtyrers Karl Leisner vor der Klever Stiftskirche hat der Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim geschaffen.

Diese Büste des Märtyrers Karl Leisner vor der Klever Stiftskirche hat der Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim geschaffen.

Foto: Evers

Heute vor 70 Jahren, am 12. August 1945, starb im Waldsanatorium Planegg bei München der Märtyrer Karl Leisner im Alter von 30 Jahren. Er wurde am 28. Februar 1915 in Rees geboren und wuchs in Kleve auf. Im Schlusssatz seiner letzten Tagebucheintragung am 25. Juli 1945, dem Fest des heiligen Jakobus, verzeiht er allen, unter denen er gelitten hatte, mit dem Satz: "Segne auch, Höchster, meine Feinde!"

Während Karls Bruder Willi in Berlin keine Nachricht über das Befinden seines Bruders erreicht hatte, machten sich seine Schwestern auf den Weg nach Planegg. Am 10. August sahen sie ihren Bruder nach fast sechs Jahren wieder. Überglücklich sagte er: "Jetzt müsst Ihr mir etwas Schönes erzählen, nochmal Klever Dialekt sprechen und herzlich lachen." Mit letzter Kraft genoss er das gemeinsame Wiedersehen. Gegen 12 Uhr sagte er: "Kinderkes - ich muss leiden wie der Heiland am Kreuz!" Danach konnten sie sich nicht mehr mit ihm unterhalten, so schwach war er.

Karl wollte beim Sterben mit seinem Freund Otto Pies allein sein. Als er am Sonntag, 12. August 1945, morgens gegen 5 Uhr unruhig wurde, betete Otto Pies mit ihm die Sterbegebete und reichte ihm ein Kreuz zum Kuss. Dann wurde Karls Atem kurz und flach.

Da seine Mutter und seine Schwestern in der Nähe waren, holte die Nachtwache, Schwester Juvenalis, sie an das Bett des eben Verstorbenen. Trotz der Trauer, den Sohn und Bruder verloren zu haben, herrschte Erleichterung darüber, dass sein Leidensweg zu Ende war.

Etwa 14 Tage vor seinem Tod hatte Karl zu seiner Mutter gesagt: "Mutter, ich muss Dir etwas sagen, doch Du darfst nicht traurig sein. Ich weiß, dass ich bald sterben werde, doch ich bin froh dabei." Die Schwestern des Waldsanatoriums legten Karl ein rotes Messgewand an. Damit deuteten sie sein Märtyrertum an, denn letztlich war er wegen seiner Glaubensüberzeugung gestorben. Als Bischof Clemens August Graf von Galen von Karls Tod erfahren hatte, schrieb er: "Sehr geehrter Herr Leisner! Zum Tode Ihres lieben Sohnes, des hochwürdigen Herrn Karl Leisner, möchte ich Ihnen, Ihrer Frau und Ihren Kindern, meine herzliche Teilnahme aussprechen - oder eigentlich meinen Glückwunsch: denn ich glaube sicher, Sie haben dem Himmel einen Heiligen geschenkt!"

Während der Viktortracht 1966 in Xanten wurde Karls Leichnam in Kleve exhumiert und in der Krypta des Xantener Domes beigesetzt. Karl Leisner wurde mit Prälat Bernhard Lichtenberg, dem Dompropst von St. Hedwig in Berlin, am 23. Juni 1996 von Papst Johannes Paul II. im Olympiastadion in Berlin seliggesprochen. Es gab kaum einen geeigneteren Ort für diese Feier. Im Olympiastadion hatte Adolf Hitler 60 Jahre zuvor die Jugend der Welt zusammengeführt, in ihrem Idealismus verführt und missbraucht, hier sollte das "Tausendjährige Reich" immer wieder beschworen werden.

Schon die Priesterweihe im KZ Dachau war ein großes Contra gegenüber dem Größenwahn Adolf Hitlers. Die Seligsprechung an diesem Ort aber stellte die Krönung dieses Contra dar. So empfanden es vor allem die noch lebenden Leidensgenossen von Karl Leisner. Heute ist ab 19 Uhr im Dom zu Xanten eine Gedenkmesse mit dem emeritierten Weihbischof Heinrich Janssen.

(stw)
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