Kleve Jungs, wie schafft man das Abitur mit 1,0 ?

Kleve · Für die Abiturienten aus dem Kleverland beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Wir haben zwei, die besonders gut abgeschnitten haben, nach ihrem Erfolgsrezept in der Schule und ihren Zukunftsplänen nach der Schule gefragt.

 Marius Tacke

Marius Tacke

Foto: Marc Cattelaens

Heute ist der letzte Schultag vor den Sommerferien - zumindest für die meisten Schüler. Denn die Abiturienten haben schon etwas länger frei. Gefreut haben werden sich viele, dass die Schulzeit vorbei ist. Die einen, weil das Abschlusszeugnis gut ausgefallen ist, die anderen, weil die Zeit der Benotungen erst einmal vorbei ist. Zu Ersteren gehören Marius Tacke und Leonard Gertlowski. Die zwei Gymnasiasten gehören zu den besten Abiturienten Kleves, haben jeweils einen Abiturschnitt von 1,0 hingelegt. Aber wie schafft man das? Und was haben sie jetzt vor?

Marius Tacke befindet sich heute schon nicht mehr in Kleve. Gestern packte er seine Sachen und machte sich auf in den Norden - gen Hamburg, seinem neuen Lebensmittelpunkt für die kommenden Jahre. Der ehemalige Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums ist einer von drei Abiturienten Kleves, die die allgemeine Hochschulreife mit einem Schnitt von 1,0 - also mit der Bestnote - abgeschlossen haben. Wenn er auf seine Zeit am "Stein" zurückblickt, spürt er vor allem Dankbarkeit. "Ich habe unglaublich viel gelernt, was mir sicherlich auch im Berufsleben helfen wird", sagt er. Ohne seine beiden Leistungskursfächer Mathematik und Physik hätte er, so sagt Tacke, beispielsweise nicht den Weg eingeschlagen, den er nun geht. Denn in Hamburg wird er bald nicht nur studieren, sondern direkt auch arbeiten. "Ich werde Mechatronik an der Technischen Uni studieren und dann in den Semesterferien bei einem mittelständischen Unternehmen arbeiten." Als fertiger Ingenieur kann er dann, so sieht es die Vereinbarung mit dem Unternehmen vor, dort sofort arbeiten.

Ein Überflieger, der nicht mehr hätte lernen müssen, sei er aber nicht gewesen. Und dass er nach drei Jahren Oberstufe mit einem 1,0-Abitur abschließt, sei schon gar nicht geplant gewesen. "Unser Lehrer sagte uns damals, dass die besten Abiturienten nach Düsseldorf ins Ministerium eingeladen werden. Das fand ich schon cool, es wäre aber vermessen, das als Anspruch zu nennen. Wenn ich viel gelernt hatte, war aber natürlich mein Ziel, eine gute Note zu bekommen", sagt Tacke. Die gab es nicht immer. Die erste Lateinklausur in der Oberstufe war eine 4-. "Es ging um Dichtung, da fehlt mir ehrlich gesagt die Fantasie für", sagt Tacke. Auch Sprachen wären ihm schwerer gefallen, als Mathe oder Physik. Letzten Endes hat es aber zu 837 von 900 Punkten gereicht. An seinem Gymnasium ist er zwar der Einzige mit Bestnote, fünf weitere hätten aber mit einem Durchschnitt von 1,1 abgeschlossen. So habe es während seiner Schulzeit auch keine Probleme mit den Mitschülern gegeben, deren Noten weniger gut ausfielen. "Meine Freunde haben sich immer für mich gefreut und auch sonst gab es viele positive Rückmeldungen", sagt er.

Seine Freunde und die Schulzeit im Allgemeinem wird er vermissen: "Nicht unbedingt den Unterricht, aber das Drumherum. Schule war nie nur ein Ort zum Lernen", sagt er etwas wehmütig. Besonders die Arbeit in der Schülervertretung werde ihm in Erinnerung bleiben. "Wir haben Partys organisiert, uns in der Flüchtlingsklasse engagiert und allgemein viel Zeit auf dem Schulgelände verbracht", sagt er. Umso mehr freut er sich darüber, dass einer seiner besten Freunde bald ebenfalls in Hamburg studiert. Bis es soweit ist, wohnt Marius Tacke aber erstmal in einer WG mit einem Studien- und Arbeitskollegen, der ebenfalls im Unternehmen anfängt.

 Leonard Gertlowski

Leonard Gertlowski

Foto: Marc Cattelaens

Weniger weit weg zieht es Leonard Gertlowski. Der 18-Jährige will ab Oktober ein Wirtschaftsingenieurs-Studium mit Schwerpunkt Maschinenbau in Aachen beginnen. Dazu hat er bereits ein sechswöchiges Praktikum in einer Klever Schlosserei absolviert. Auch der Schüler des Konrad-Adenauer-Gymnasiums hatte Mathe und Physik als Leistungskurs; Letzteres war auch sein absolutes Lieblingsfach. Mit insgesamt 843 Punkten hat er Kleves bestes Abitur hingelegt. Abgehoben wirkt er deshalb aber nicht. "Ich bin wie jeder andere auch; spiele gern Fußball, treffe Freunde und gehe feiern", sagt er.

Auch neben dem Abistress hatte er immer Zeit für seine Freunde und Hobbys, wobei er von sich selbst sagt, dass ihm mancher Lernstoff vielleicht auch einfacher gefallen sei, als anderen. Als Streber galt er deshalb unter seinen Mitschülern aber nicht. "Es war keiner dabei, der mir das nicht gegönnt hat, im Gegenteil", sagt er. Gute Noten hatte er schon immer, auch in der Unterstufe, sagt er. Schlechteste Note: "Eine 2- in Englisch." Ob ihn das geärgert habe? "Nein, zu mehr hat es dann halt nicht gereicht. Und man muss ja auch sagen, dass das eine absolut gute Note ist." Ganz ohne Fleiß käme ein solcher Abi-Schnitt aber nicht zustande. "Hätte ich mich nicht oft hingesetzt und gelernt, wäre das Abi deutlich schlechter ausgefallen", ist er sich sicher.

Als Ansporn einen guten Abschluss zu machen galt in gewisser Weise immer sein großer Bruder, erzählt Leonard Gertlowski. "Er hat ein paar Jahre vor mir Abi gemacht und hatte auch eine 1,0 - ihn wollte ich immer schlagen", sagt er über den brüderlichen Spaß-Wettkampf. Der dürfte übrigens auch in Aachen weitergehen, denn sein Bruder studiert dort auch Wirtschaftsingenieurswesen.

Entsprechend groß ist die Vorfreude auf das, was nun kommt: das Studium. "Ich freue mich auf etwas Neues, eine neue Stadt", sagt er. Zumal er nun selbst entscheiden könne, was er lerne. "Bodenturnen oder Skifahren werde ich beispielsweise nicht vermissen."

Ganz ohne Wehmut wird er Kleve aber nicht verlassen. "Ich habe viele Freunde in der Schule gewonnen, die einem natürlich auch fehlen werden, daher denke ich gerne an diese Zeit zurück."

(maxk)
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