Mit Skateboards und Fahrrädern Jugendliche verfolgen Kamera-Dieb quer durch Kleve

Kleve · Sie beobachteten einen Taschendieb und zögerten nicht lange: Neun Freunde im Teenageralter haben in Kleve eine Verfolgungsjagd quer durch die Unterstadt hingelegt – mit Skateboards und Fahrrädern. Nach 45 Minuten war der Dieb gestellt. Ihre Belohnung haben die Kids direkt investiert.

 Mike mit seinen Freunden René, Jan und Jaques (v.r.) auf dem Skateplatz an der Van-den-Bergh-Straße. Mit weiteren Freunden haben sie am Freitag einen Dieb in der Klever Unterstadt gestellt.

Mike mit seinen Freunden René, Jan und Jaques (v.r.) auf dem Skateplatz an der Van-den-Bergh-Straße. Mit weiteren Freunden haben sie am Freitag einen Dieb in der Klever Unterstadt gestellt.

Foto: van Offern, Markus

Sie beobachteten einen Taschendieb und zögerten nicht lange: Neun Freunde im Teenageralter haben in Kleve eine Verfolgungsjagd quer durch die Unterstadt hingelegt — mit Skateboards und Fahrrädern. Nach 45 Minuten war der Dieb gestellt. Ihre Belohnung haben die Kids direkt investiert.

Weil ihnen ihre Skateranlage an der Van-den-Bergh-Straße zu klein und zu langweilig geworden war, trafen sich Mike und seine Freunde am vergangenen Freitag auf dem Hochschulgelände, um dort ein paar Runden mit dem BMX und dem Skateboard zu drehen. Zum Glück, wird sich ein 40-Jähriger gedacht haben, der sich dort ebenfalls aufhielt und eine teure Kamera dabei hatte. Denn diese wurde ihm samt Tasche dort geklaut.

"Wir haben gesehen, dass ein Mann auf einem Fahrrad an ihm vorbeifuhr und die Tasche mit der Kamera geklaut hat", sagt Mike. Der 14-Jährige und seine Freunde haben nicht lange überlegt und sind dem Dieb hinterhergefahren. Was folgte, war fast schon eine filmreife Verfolgungsjagd, wie auch die Polizei bestätigt. "Wir haben laut gerufen, doch er ist immer weitergefahren", sagen die Jugendlichen. Bereits nach kurzer Zeit ist dem offenbar völlig überraschten Dieb dann aber die Tasche aus seinem Fahrradkorb gefallen, als er über eine Bodenwelle fuhr. "Ein paar von uns haben sie dann aufgehoben und dem Opfer zurückgebracht", sagt Mike.

Damit gaben sich die Freunde — insgesamt waren es neun — aber nicht zufrieden. Ein Teil der Gruppe verfolgte den Mann weiter und konnte ihn zwischenzeitlich sogar stellen, als er sein Rad anschloss. Zu Fuß setzte er die Flucht dann jedoch fort und die Gruppe verlor ihn kurzzeitig aus den Augen. "Als wir ihn dann wieder gesehen haben, hatte er auf einmal ein anderes Fahrrad", sagt Freund René.

Laut Polizei hat der Mann, bei dem es sich um einen 26 Jahre alten Klever handelt, angegeben, das Mountainbike unverschlossen vor einem Geschäft gefunden und dann mitgenommen zu haben. "Wir sind ihm quer durch die ganze Klever Unterstadt hinterhergefahren bis er geschnappt wurde", sagen Mike und seine Freunde. Denn nach rund 45 Minuten Verfolgungsjagd touchierte der Klever einen anderen Fahrradfahrer, stürzte und ergab sich seinen Verfolgern. Mike und seine Freunde hielten ihn anschließend so lange fest, bis er von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde.

20 Burger als Belohnung

"Dem 26-Jährigen wurde dann eine Blutprobe entnommen und seine Personalien wurden festgestellt", sagte ein Sprecher der Kreispolizei. Inzwischen sei er wieder auf freiem Fuß. Ob der Fall vor Gericht landet, ist noch nicht klar. "Uns wurde aber gesagt, dass wir noch eine Aussage machen müssen", sagt der 14-jährige René. Die Kamera des Mannes hat das Ganze derweil wohl unbeschadet überstanden. Für Mike und seine Freunde gab es von dem dankbaren Fotografen eine Belohnung von 30 Euro, die auch sofort investiert wurden. "Wir sind dann direkt zu McDonalds gefahren und haben für die ganze Truppe 20 Burger gekauft", sagt Mike. Ironie der Geschichte: Wäre die Stadt der Forderung der Jugendlichen nach einer neuen, moderneren Skateranlage nachgekommen, hätte das Opfer seine Kamera wohl nicht mehr zurück bekommen. Das hindert die Gruppe aber nicht daran, sich weiter für eine neue Anlage einzusetzen.

"Das wäre schon super, wir kennen hier inzwischen alle Tricks und können nichts mehr lernen", sagt der 14-jährige Mike. Bis dahin wird die Truppe wohl des Öfteren wieder auf das Hochschulgelände ausweichen.

(maxk)
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