Kleve-Rindern Josef Hintzen - der Buchhändler als Fotograf

Kleve-Rindern · Es ist der schnurgerade Horizont, der das Auge festhält und die Gedanken zur Ruhe kommen lässt. Schneebedeckte Felder, vereinzelte Zäune zeichnen ein zufälliges Muster, über der feinen Linie in der Ferne nur zwei Zentimeter Himmel. Diese niederrheinische Winterlandschaft hat Josef Hintzen fotografiert. Das Museum Arenacum in Rindern zeigt ab Sonntag, 26. November, (bis 25. Februar) etwa 50 Fotografien, die der Klever vorwiegend in den 70er und 80er Jahren gemacht hat. 2017 ist Josef Hintzen 91jährig verstorben.

 Roland Verheyen und Helmut Berghaus

Roland Verheyen und Helmut Berghaus

Foto: Markus van Offern

Neben dem großen Thema Landschaften waren es auch alte Häuser, die ihn interessierten. Bauernhöfe, historische Giebel, die Kirche in Rindern sind wiederkehrende Motive, jedoch jede Ansicht ist unterschiedlich. Auch die Landschaftsaufnahmen sind vielfältig. Neben den großen Panoramen finden sich Einzelheiten, die der Fotograf bei seinen Streifzügen durch die Natur entdeckte, zum Beispiel ein kleiner See mit der Spiegelung des Lichts genau in der Mitte, eine beinahe symmetrische Anordnung. Und Variationen des niederrheinischen Horizonts: dunkle Wolken über dem Drusus-Deich, unendliche Felder, Höfe in der Ferne.

Der Sohn von Hubert und Paula Hintzen, die im Jahre 1925 die gleichnamige Buchhandlung in Kleve gründeten, wollte eigentlich Förster werden, wie seine Tochter Barbara Michels erzählt. Dann aber absolvierte er doch eine Buchhändlerlehre und übernahm in den 1960er Jahren das elterliche Geschäft zusammen mit seinen Brüdern Paul und Otto. Die Liebe zur Fotografie entdeckte er, als er in den 1970er Jahren an Fotokursen von Fritz Getlinger teilnahm. Sein Labor war auf dem neusten Stand der Technik. Manchmal habe er nächtelang darin gearbeitet und am nächsten Morgen müde im Geschäft gestanden. "Wenn er an einer Sache dran war, vergaß er alles um sich herum", sagt Michels - und erzählt, wie sie einst auf einem Spaziergang etwas in der Ferne sah, das sie nicht deuten konnte. Als sie näher kam erkannte sie ihren Vater auf einer Treppenleiter mitten auf einem abgemähten Maisfeld. Er wollte eine ganz bestimmte Perspektive festhalten. Auch Architektur faszinierte ihn. Fotografien von Industriegebäuden, alten und neuen, finden sich in der Ausstellung.

15 Jahre lang war Josef Hintzen im Ausschuss des Museums Arenacum tätig. "Er war immer da und bereit zu helfen, sogar nach seinem 90. Geburtstag noch", sagt Museumsleiter Roland Verheyen. Der Marscamulus-Stein aus Rindern sei sein Lieblingsstein gewesen. Der Hobby-Winzer benannte auch seinen Wein nach ihm: "Roter Camulaner". Bernd Schappert, ein befreundeter Winzer von der Mosel, wird daher zur Ausstellungseröffnung Wein und Sekt beisteuern. Sprechen werden Roland Verheyen, Bürgermeisterin Sonja Northing und Helmut Berghaus, der Josef Hintzen kennenlernte, als sie gemeinsam die Getlinger Kurse besuchten. Eine langjährige Freundschaft entstand durch die gemeinsame Leidenschaft für die Fotografie. Eröffnung ist am morgigen Sontag um 11:30 Uhr. sonntags 14 bis 17 Uhr (Info: 02821-3370 oder 02821-18315).

(RP)
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