Kleve Im Wohnheim wird es nie langweilig

Kleve · Hochschule Rhein-Waal: Ende des Jahres entstehen 90 Plätze an der Flutstraße. Dann leben mehr als 350 Studenten aus über 50 Nationen in drei Wohnanlagen. Das Leben mit so vielen Menschen ist manchmal eine Herausforderung.

 Student Jerome Harrison in seiner Wohnküche. Zusammen mit zwei anderen Studenten wohnt er in einer 3er-Wohngemeinschaft.

Student Jerome Harrison in seiner Wohnküche. Zusammen mit zwei anderen Studenten wohnt er in einer 3er-Wohngemeinschaft.

Foto: Gottfried Evers

Jerome Harrison hat gerade nicht viel Zeit. Gemeinsam mit Freunden, die auch in der Wohnanlage in der Flutstraße leben, will er den Gemeinschaftsraum aufmöbeln. Die Möbel, aus Paletten gezimmert, und der Raum im Erdgeschoss insgesamt sehen von vielen Partys etwas mitgenommen aus. "Wir wollen den Raum neu einrichten. Dabei ist das Motto: So schön und so günstig wie möglich", erklärt er grinsend. Denn viel Geld haben die Studenten nicht.

Während Harrison und seine Freunde zunächst für Ordnung in dem Gemeinschaftszimmer sorgen, müssen draußen noch die letzten Arbeiten erledigt werden. Auf der Baustelle schräg gegenüber ist Endspurt angesagt. Denn Ende des Jahres sollen die neuen Wohnungen, die Platz für 90 Studenten bieten, fertig sein. Da alle Wohnplätze schon vergeben sind, werden dann insgesamt 368 Studenten aus mehr als 50 Nationen in drei Wohnanlagen in der Briener Straße, in der Flutstraße und in der Hafenstraße wohnen. Innerhalb von nur vier Jahren sind die Wohnanlagen eingeweiht worden.

 132 Studenten leben momentan in der Wohnanlage in der Flutstraße. Ende des Jahres werden 90 Wohnplätze dazu kommen.

132 Studenten leben momentan in der Wohnanlage in der Flutstraße. Ende des Jahres werden 90 Wohnplätze dazu kommen.

Foto: Gottfried Evers

Entlang des früher kaum genutzten Spoykanals, wo die Stadtwerke alte Rohre gelagert hatten, hat sich so ein urbanes und internationales Lebensgefühl entwickelt. Junge Menschen aus vielen Ländern sind auf dem Weg zum Seminar oder zum Sport, kaufen ein oder sitzen bei gutem Wetter am Kanalufer oder auf den Plätzen der Stadt. Auf der Straße sind Englisch, Spanisch, Arabisch oder auch Chinesisch zu hören. Rund 40 Prozent der Studenten an der Hochschule Rhein-Waal (HRW) kommen aus dem Ausland.

Seit der Gründung der Hochschule im Jahr 2009 ist die Zahl der Studenten auf rund 6000 gestiegen, 4300 davon studieren am Klever Standort. Und vor drei Wochen haben mehr als 1000 Studenten im Erstsemester angefangen. Durch die Hochschule hat die Stadt Hunderte Neubürger dazugewonnen. Betrachtet man alleine die Innenstadt (mit rund 22.000 Einwohnern), wo sich die meisten Studenten aufhalten, ist Kleve längst zu einer Studentenstadt geworden.

Gleichzeitig fehlt Kleve vieles, was traditionelle Uni-Städte haben: Eine alternative Kunst- und Kulturszene, Cafés und Kneipen - Treffpunkte studentischen Lebens. Umso wichtiger sind die Wohnheime, erklärt Harrison. 2013 ist er aus Bergisch Gladbach nach Kleve zum Studieren gezogen - er macht einen Bachelor in International Relations - und gehörte zu den ersten Mietern in der Wohnanlage an der Flutstraße. "Hier habe ich sehr viele Leute kennengelernt. Denn viele waren wie ich neu in Kleve und hatten gerade mit dem Studium angefangen", erzählt Harrison.

In der Wohnanlage wohnt er zusammen mit zwei Studenten in einer möblierten Dreier-Wohngemeinschaft, die jeweils nach Geschlechtern getrennt sind. Jeder hat sein eigenes Zimmer und Bad, eine große Wohnküche teilen sie sich. Kochen und putzen müssen sie selber. "Das Schöne am Wohnheim ist, dass ganz spontan Leute zusammenkommen", erzählt er. Und zwar nicht nur in den WGs, sondern auch in dem Gemeinschaftsraum. "Eigentlich jede Woche treffen sich hier Bewohner für eine Geburtstagsfeier oder eine Party", sagt Harrison.

Dabei sei das Zusammenleben mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen schon manchmal eine Herausforderung. Da gebe es unterschiedliche Befindlichkeiten und auch schon mal Stress zwischen Bewohnern . Harrison engagiert sich als Tutor und hilft Studenten aus seinem Wohnheim bei Problemen. Zusammen mit anderen organisiert er eine Halloween-Party oder eine Weihnachtsfeier. Damit gerade die neuen Bewohner Anschluss finden und auch um etwas studentisches Leben nach Kleve zu bringen.

(RP)
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