Kreis Kleve Im Sommer lockt das Abenteuer

Kreis Kleve · Ferienfreizeiten in der Region gibt's schon ewig mit den immer gleichen Konzepten. Trotzdem büßen sie nichts an Reiz ein, der Andrang ist riesig. Und viele, die vor ein paar Jahren noch Teilnehmer waren, sind heute als Betreuer dabei.

 Antonina Milinkovic (vorne) schlägt Heringe ein. Mit beim Zeltaufbau dabei sind Martina Deselaers und Yvonne Kuypers.

Antonina Milinkovic (vorne) schlägt Heringe ein. Mit beim Zeltaufbau dabei sind Martina Deselaers und Yvonne Kuypers.

Foto: Markus van Offern

Ein lautes, metallenes Geräusch schwirrt durch die Luft. Antonina Milinkovic schwingt den Hammer, um einen der Metallheringe in den Boden zu rammen. 14 Kinderzelte stehen schon, die der Betreuer müssen noch aufgebaut werden. In einem davon wird auch die 18-Jährige aus Weeze übernachten, am Rand des Waldes, nicht weit vom Holländer See in Geldern entfernt. Fünf Wochen lang findet dort das Sommercamp Castra Nova statt, das die Pfadfinder anbieten.

Das Besondere sei die Flexibilität, erklärt Lagerleiter Michael Krenn. Von einem Tag bis zu den kompletten fünf Wochen können Kinder im Alter von acht bis 16 Jahren ihre Ferien im Zeltdorf am Holländer See verbringen. "Eine ziemlich bunte Mischung", nennt Krenn die jungen Urlauber. Bewusst wird auf Internationalität Wert gelegt.

 In 16 Tagen per Fahrrad ans Meer - es braucht Mut für diese Tour.

In 16 Tagen per Fahrrad ans Meer - es braucht Mut für diese Tour.

Foto: Thomas Binn

Die Deutsche Pfadfinderschaft steht hinter dem Lager. Dank der Unterstützung des Dachverbands dürfen in diesem Jahr zehn Kinder aus Flüchtlingsfamilien kostenlos am Ferienabenteuer teilhaben. Antonina weiß genau, was die Kinder erwartet. Denn 2010 ist sie selbst als Teilnehmerin das erste Mal dabei gewesen. Da sie im Sommer Geburtstag hat, feierte sie ihren Jubeltag oft im Kreise vieler neu gewonnener Freunde.

"Es ist eine schöne Zeit, die ganzen Ausflüge, die wir zusammen machen, das Zusammensein, die Atmosphäre, das alles zusammen ergibt ein total tolles Gefühl", schwärmt die 18-Jährige. Einen bedeutenden Unterschied zwischen Teilnehmer- und Betreuersein hat sie jetzt schon bemerkt. "Viel weniger Schlaf", sagt sie lachend. Und dann werden weiter Zelte aufgebaut.

Über mangelndes Interesse können sich auch die Organisatoren der Amelandfahrt der Pfarrgemeinde in Rees nicht beklagen: Knapp hundert Anmeldungen gab es in diesem Jahr für die Fahrt zur niederländischen Insel. Allerdings war die Anzahl der Plätze auf 65 begrenzt. 32 Mädchen und 33 Jungen zwischen neun und dreizehn Jahren werden ab 6. August für zwei Wochen nach Ameland im Ferienlager Quartier beziehen. Auf dem Plan stehen Kutterfahrt, Wattwanderung, selbst gestaltete Abendshows.

"Viele Kinder fahren mehrmals mit und bringen auch ihre Geschwisterkinder mit, sobald die alt genug sind", erzählt Christoph Dahmen, der die Fahrt in diesem Jahr organisiert und selbst schon viele Male auf Ameland war, unter anderem als Leiter. "Dass unsere Fahrt so gut angenommen wird, liegt mit Sicherheit auch daran, dass sie verglichen mit anderen Ferienfreizeiten relativ günstig ist. Die Idee hinter der Fahrt ist, dass wir vor allem auch Kindern von alleinerziehenden Eltern die Möglichkeit bieten wollen, in den Urlaub zu fahren."

Betreuer zu finden, fällt den Organisatoren allerdings immer schwerer. "Das hängt mit dem verkürzten Abitur zusammen", erklärt Christoph Dahmen. "Durch G8 fehlt uns eine komplette Oberstufe. In diesem Jahr habe ich zum Glück sofort meine Betreuer zusammengehabt, denn wir fahren relativ spät in den Ferien, und so ist es auch Studenten möglich, mitzufahren, weil sie dann auch Semesterferien haben." Er selbst studiert ebenfalls: Sonderpädagogik in Paderborn.

Der Verein "Zielpunkt Meer" aus Kevelaer organisiert im 15. Jahr Abenteuer-Radtouren für bis zu 30 Kinder ab der vierten Schulklasse bis zur See. Und auch "Zielpunkt Meer" kann der Nachfrage nach Plätzen nicht mehr gerecht werden. Bei der letzten Anmeldeaktion im Dezember ging fast die Hälfte der interessierten Kinder leer aus.

Die Verantwortlichen des Vereins bedauern das sehr, denn es erfordert Mut, sich zu der 16-tägigen Tour anzumelden. "Dann haben sich die Kinder durchgerungen mitzufahren und bekommen keinen Platz", sagt Thomas Binn, Ideengeber und Gründer der Initiative. Wenn zur Anmeldung mehr Kinder kommen, als Plätze da sind, wird gelost. Es ist den Betreuern wichtig, das so transparent wie möglich zu gestalten. In diesem Jahr radelt der Trupp von Kevelaer aus 650 Kilometer Richtung Helgoland.

Den wachsenden Zuspruch erklären sich die Organisatoren gerade damit, dass das Konzept seit 15 Jahren unverändert ist: Gemeinsam ein Ziel erreichen, ohne großes Programm, und alles gemeinsam machen. Das geht voll auf, sowohl für die Kinder, als auch für die Betreuer, die das Projekt seit Jahren begleiten.

(RP)
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