Niederrhein IHK-Präsident Burkhard Landers fordert mehr Verlässlichkeit

Niederrhein · Mit Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin hatte die Duisburger Industrie- und Handelskammer einen der renommiertesten Philosophen der Bundesrepublik zu Gast, der als Kulturstaatsminister im Kabinett Schröder tätig war und seit 2004 an der Ludwig-Maximilian-Universität in München lehrt. Er nahm sich des Themas an: "Akademisierungswahn - zur Krise beruflicher und akademischer Bildung", ein Problem, dass die IHK zur Genüge kennt. "Wir wissen mit Blick auf die Demografie heute schon, dass wir in unseren Unternehmen mehr Facharbeiter benötigen als Hochschulabsolventen. Eine Trendumkehr ist uns auch als IHK sehr wichtig, weil wir die Lehrlingsausbildung mit den Betrieben organisieren", sagte Kammerpräsident Burkhard Landers zu Beginn. Eine Trendumkehr "ist uns auch als IHK sehr wichtig, weil wir die Lehrlingsausbildung mit den Betrieben organisieren". Landers hatte wie gewohnt im Theater am Marientor viele Hände zu schütteln. Denn die Zahl der Gäste war groß. Vertreter der Wirtschaft und des Handels aus Duisburg und vom Niederrhein nutzten das erste Zusammentreffen im neuen Jahr zum Meinungs- und Gedankenaustausch.

Burkhard Landers sprach in seiner Rede all denen Lob aus, die im vergangenen Jahr dabei geholfen haben, den großen Flüchtlingszustrom erfolgreich zu managen. Sein Dank galt auch jenen Unternehmen, die Spenden gesammelt, Sprachkurse finanziert oder Praktika und Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt hatten. Alleine mit der Hilfe bei der Wohnungssuche, einem Sprachkurs oder der Krankenversicherung sei es nicht getan, Integration verlange mehr und fordere "auch dann noch unser Engagement, wenn die Aufmerksamkeit wieder anderen Themen gilt". Die IHK werde in Kürze Willkommenslotsen einsetzen, "die Ihnen bei allen Fragen zur Flüchtlingsthematik Rat und Hilfe anbieten", wandte er sich an die IHK-Mitglieder.

Kritisch ging Landers mit der Energie- und Umweltpolitik der Bundesregierung ins Gericht. Der aktuelle Kurs zum Beispiel bei der CO2-Vermeidung sei wirtschaftlich nicht zu verkraften. In Deutschland seien die Energiepreise wegen der staatlichen Steuern und Abgaben ohnehin schon in der Spitzengruppe der EU. Nach dem Atomausstieg und dem Einstieg in die erneuerbaren Energien folge nun mit dem Kohlausstieg die nächste Energiewende. "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht überheben und die Wirtschaftlichkeit unseres Industriestandortes ruinieren", mahnte Landers. Und an die Kommunen gewandt, forderte er mehr Verlässlichkeit. "Schon heute müssen wir befürchten, dass die Gewerbesteuer oder die Grundsteuer in kurzen Abständen weiter erhöht werden und wir zusätzliche finanzielle Lasten zu schultern haben." Diese Unsicherheiten lähmten oder verhinderten gar Investitionen. "Es gibt bereits namhafte Betriebe, die unseren Niederrhein wegen allzu hoher Standortkosten meiden oder ganz verlassen. Als IHK werden wir daher nicht aufhören, langfristige Lösungen zu fordern!" In den kommenden Monaten werde die IHK die Stadtspitzen einladen, um gemeinsam gesicherte Perspektiven für Finanzen und Steuern zu entwickeln.

(RP)
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