Kleve Hundertwasserhaus spaltet die Gemüter

Kleve · Ein Hundertwasserhaus auf dem Minoritenplatz - dieser Vorschlag des Klever Arztes Gert Schumacher wurde im Herbst vergangenen Jahres kontrovers diskutiert.

 Die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt.

Die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt.

Foto: Gottfried Evers

Umgesetzt wurde er bislang noch nicht, stattdessen wurde weiter um die Bebauung des Filetstücks gerungen. Vergangenen Mittwoch hat der Rat mehrheitlich den Bebauungsplan für den Platz beschlossen. Ein Hundertwasserhaus wäre demnach durchaus möglich. Grund genug für die Zukunftswerkstatt, sich mit dem Thema erneut zu befassen.

Marieta Schumacher ist die Witwe des Ideengebers Gert Schumacher. Sie berichtete den Diskussionsteilnehmern von der Resonanz, die sie erfahren hat - ihr Mann war wenige Tage nach der Veröffentlichung seiner Idee verstorben.

"Ich war überwältigt vom Zuspruch aus der Klever Bevölkerung. Mein Mann hatte mir prophezeit, dass ich auch mit Häme und Spott leben müsste, doch dazu kam es nicht. Stattdessen gab es sehr viel positive Resonanz. Ich wurde überall angesprochen. Das hätte ich nie erwartet." Bürgermeisterin Sonja Northing begrüßt die Diskussion um das Hundertwasserhaus. "Nach Sontowski ist der Weg ja frei für neue Ideen", sagte sie.

Für ein öffentliches, von der Stadt Kleve zu errichtendes Gebäude sehe sie allerdings "keine Mehrheit". Die Stadt habe "genügend andere Projekte", wie etwa die Schulen, die Priorität hätten. Harald Kunde, Museumsdirektor im Kurhaus Kleve, ist kein Fan von Hundertwasserhäusern. "So etwas trägt nicht ewig. Hundertwasser ist tot. Das erste Haus in Wien war toll.

Für Kleve 2017 wäre das aber nicht die richtige Entscheidung. Ich wünsche mir einen Architekten, der zeitgenössisch baut wie etwa Peter Zumthor", so Kunde. Jochen Koenen von der Zevens GmbH sagt ganz klar: "Wir können uns eine bauliche, bezahlbare Lösung mit Hundertwasser in Kleve nicht vorstellen. Dafür wird es keinen Investor geben."

Viel Begeisterung für ein Hundertwasserhaus ist hingegen bei den Vertretern der Kinderzukunftswerkstatt des Konrad-Adenauer-Gymnasiums zu spüren. Jana Neyenhuisen und Jil Verhoeven haben sich mit ihrem Lehrer Wolfgang Tyssen das Hundertwasserhaus in Essen angesehen und sind entzückt. "Das ist einzigartig, sieht gut aus und hat uns mit seinen Formen und Farben in eine andere Welt geführt", sagt Jana Neyenhuisen. "Für die Klever Jugend wäre es toll, einen Treffpunkt in einem Hundertwasserhaus zu haben", ergänzt ihre Mitschülerin Jil Verhoeven.

Lehrer Wolgang Tyssen betont: "Die Kinder sollten in Kleve angehört werden. Wir brauchen ein Gebäude für sie, das nicht nur funktional und Grau in Grau ist." Dirk Posdena vom Fachbereich Planen und Bauen der Stadt Kleve findet, dass man mehr auf den Inhalt schauen muss. "Wir müssen das Haus mit Funktionen belegen. Dazu gehört sicherlich auch Wohnen", sagt Posdena. Aus seiner Sicht würde sich ein kleines Hundertwasserhaus gut in den Minoritenplatz einfügen. "Touristisch wäre das auf jeden Fall eine große Nummer". Das sieht auch Marieta Schumacher so: "Durch das Hundertwasserhaus in Magedburg werden jedes Jahr 20.000 Besucher geführt. In Kleve wird das auch gelingen, dann wird sich die Kaufkraft erheblich erhöhen."

Architekt Gunnar Ader hat "ein Problem mit der Hundertwasser-Gestaltung. Es geht ja in erster Linie um Fassaden. Aber ein Haus würde Klever bereichern im Sinne von ausgefallener Architektur. Wichtig ist, dass wir auf die Inhalte achten." Kaufhof-Chefin Astrid Vogell von der Händlervereinigung Klever Citynetzwerk hat gemischte Gefühle zum Hundertwasserhaus. "Die Innenstadt muss attraktiv bleiben. Es wäre gut, wenn wir etwas bekämen, das Menschen anzieht. Aber man muss nicht zwingend am Hundertwasserhaus festhalten", sagt sie.

Außerdem rät Vogell dazu, keine Parkplätze zu opfern, und sie spricht sich gegen Verkaufsflächen auf dem Minoritenplatz aus. "Wir haben in Kleve eine Verkaufsfläche von 2,38 Quadratmeter pro Einwohner. Das liegt weit über dem deutschen Durchschnitt. Gerade die Randbereiche sind heute schwierig zu vermarkten", sagt Vogell.

Northing schlägt einen Kompromiss vor: eine Hundertwasser-Toilette auf dem Marktplatz Linde statt ein Hundertwasserwasserhaus auf dem Minoritenplatz. Aber auch dieser Vorschlag war ebenso umstritten wie das Hundertwasserhaus.

(RP)
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