Euregio Rhein-Waal und RP präsentieren 25 Jahre Interreg Hochwasser kennt keine Grenzen

Niederrhein · Beim Projekt "Viking" arbeiteten Deutschland und die Niederlande eng im Katastrophenschutz zusammen. Es ging vor allem darum, für Sicherheit der Rheinanlieger zu sorgen. Dazu gab es ganz konkrete Konzepte, etwa zur Evakuierung.

 Um auf Hochwasser vorbereitet zu sein, gab es das Projekt "Viking" zusammen mit den Niederlanden.

Um auf Hochwasser vorbereitet zu sein, gab es das Projekt "Viking" zusammen mit den Niederlanden.

Foto: van Offern

Seit den beiden Extrem-Hochwassern in den 90er Jahren steht die Sicherheit oben auf der Tagesordnung. Die Deiche werden verstärkt, neue Schleusen gebaut, und dem Fluss wird Raum verschafft. Den Berechnungen zufolge müssen wir in der jetzigen Situation einmal in 1250 Jahren eine Katastrophe erwarten. Dies könnte also noch etwas dauern, aber es kann uns auch schnell treffen.

Sicher ist: Wasser hält sich nicht an Grenzen. Was in den Niederlanden passiert, hat Folgen für das Nachbarland und umgekehrt. Zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beim Hochwasserschutz haben sich die Provinz Gelderland und das Land Nordrhein-Westfalen in dem Euregio-Programm "Viking" die Hand gereicht. Innerhalb dieses Programms wurden unterschiedliche Methoden entwickelt, mit denen bei Hochwasser die Wasserverwaltungen und die Katastrophenschützer besser miteinander arbeiten können. Außerdem soll "Viking" einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Informationseinrichtung liefern.

Eine enorme Aufgabe, denn in den Deichkreisen der Provinz Gelderland und der beteiligten Kreise des Landes Nordrhein-Westfalen (Euregio Rhein-Waal) wohnen in 56 Kommunen immerhin rund 1,3 Millionen Menschen. Das Gebiet umfasst fünf Sicherheitsregionen, und hier operieren sechs Wasserverbände. Bei Hochwasser müssen Katastrophenschützer und Wasserverwaltungen zusammenarbeiten. Und sie müssen auf der Grundlage derselben aktuellen Information kommunizieren. Im Jahr 1995 kam es vor, dass ein Bericht der Wasserbehörde (Waterschap) über die mangelnde Stabilität eines bestimmten Deiches erst nach 14 Stunden die richtigen Leute erreichte.

Eben dieser Informationsfluss sollte mit "Viking" verbessert werden, auch über die Grenze hinweg. Dabei ging es um konkrete Fragestellungen. "Wichtig war einmal, herauszufinden: Wohin fließt das Wasser, wenn der Deich bricht", erläutert Ulrich Rassier, der für den Kreis Wesel an dem Euregio-Projekt teilnahm. Und da Wasser nun einmal nicht von der Grenze gestoppt wird, war klar, dass nach einem Deichbruch das Wasser auch von den Niederlanden nach Deutschland laufen wird.

Entstanden ist ein Überflutungsatlas, der zeigt, zu welchem Zeitpunkt eine bestimmte Örtlichkeit für Mensch und Tier zu gefährlich wird. Aufgrund dieser Daten ist ein Evakuierungskonzept erarbeitet worden, das ausrechnet, wie viel Zeit noch für die Rettung bleibt. Die Überschwemmungsszenarien dienen hierbei als Ausgangspunkt.

Eine Evakuierung stellt eine komplexe Operation dar, bei der Polizei, Feuerwehr, die Organisationen für die Krankentransporte, Kommunen und Provinz eng miteinander zusammenarbeiten müssen. Schließlich muss innerhalb kürzester Zeit eine große Anzahl von Menschen und Tieren ein Gebiet verlassen. Für solche Aktionen werden sehr viele und vor allem detaillierte Informationen benötigt: Wie viel Zeit bleibt noch? Um welches Gebiet geht es? Um wie viele Menschen? Um wie viele Tiere? Über welche Wege können sie das Gebiet verlassen?

Die Evakuierungsplanung selber ist in den Katastrophenschutzplan integriert worden. "Er kann damit auch für andere Szenarien genutzt werden", erläutert Rassier.

Um zu überprüfen, wie die entwickelten Konzepte im Ernstfall funktionieren, gab es mehrere gemeinsame Übungen. Dabei handelte es sich um simulierte Szenarien, die quasi am Reißbrett den Katastrophenfall durchspielten.

"Das grenzüberschreitende Interreg-Projekt ,Viking' hat zur Erstellung und Fortschreibung von Evakuierungsplänen sowie zur Vernetzung der handelnden Personen geführt", sagt Kleves Landrat Wolfgang Spreen. "Für den Kreis Kleve, der mit den Niederlanden den Rhein und 137 Kilometer gemeinsame Grenze hat, ein wichtiges Vorhaben. Der eigentliche Nutzen des Projekts kommt insbesondere bei einer Katastrophe zum Tragen: Der kontinuierliche Austausch führt dazu, dass sich in der Krise die Beteiligten kennen", ergänzt er.

Im Oktober 2006 wurde "Viking" zum "innovativsten Sicherheitsprojekt im Sicherheitsbereich" ausgerufen. Die Provinzverwaltung Gelderland durfte während der Abschlusskonferenz des landesweiten Diskussionszyklus "Katastrophenschutz und Krisenkontrolle" im Namen aller Teilnehmer den Innovationspreis "Sicherheit 2006" in Empfang nehmen.

(RP)
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