Kleve Himmel und Erde verbunden

Kleve · Der barocke Altar mit den Figuren der Heiligen Martinus und Ludgerus an den Seiten ist für Pater Bogdan Anzorge SVD der größte Schatz in der St. Martinus-Kirche Pfalzdorf.

GOCH-PFALZDORF Pater Bogdan Anzorge SVD, im Gocher Land kurz Pater Dan genannt, kennt aus seiner polnischen Heimat wunderschöne Barockkirchen, beispielsweise in Krakau oder in Tschenstochau, wo er 1955 geboren wurde. Um so mehr freut es ihn, regelmäßig samstags und sonntags in der Pfarrkirche St. Martinus in Pfalzdorf, in der sich ein herrlicher Barock-Hochaltar befindet, die Eucharistie feiern zu können. "Die Leichtigkeit der Gesichter, die einfache Fröhlichkeit und der Optimismus, den dieser Altar ausstrahlt, gefallen mir", sagt der Ordensmann, der als Steyler Missionar unter anderem zehn Jahre in Kenia wirkte.

Unarroganter Glanz

Kein Wunder, dass dieser Hochaltar sein Kirchenschatz ist. "In unserer Zeit, die manchmal auch in der Kirche viele schwere Spuren hinterlässt, tut mir dieses Licht und dieser klare, unarrogante Glanz sehr gut", unterstreicht der Seelsorger, der als Vicarius Cooperator in der Seelsorgeeinheit "Gocher Land" seinen Schwerpunkt in Pfalzdorf, Asperden und Hülm hat. Der Bau der katholischen Kirche in Pfalzdorf ist indirekt der durch Napoleon angestoßenen Säkularisation zu verdanken. Dieser erlaubte in seiner späteren, glaubensfreundlicheren Regierungsphase den Pfalzdorfer Katholiken, alles "Brauchbare", darunter Steine und Bauwerk, aus dem stillgelegten Zisterzienserinnenkloster Graefenthal nach Pfalzdorf zu transportieren, um damit dort ein Gotteshaus zu errichten. Die Kirche wurde 1811 geweiht. In den Jahren 1971/72 wurde das Gotteshaus abgerissen, und es entstand der heutige Sakralbau. Die vielen kunsthistorisch wertvollen, meistens barocken Einrichtungsgegenstände, darunter der Hochaltar vom Ende des 17. Jahrhunderts, wurden in die neue Kirche integriert. "Auf besondere Weise vereinigt die heutige St.-Martinus-Kirche in Pfalzdorf alte und neue Ausdruckselemente", sagt Pater Dan, "bereits diese Kombination ist beachtlich". Gemäß der barocken Spiritualität "die Extreme als Dynamik und Spannung des Lebens" zeigt der Hochaltar dem Betrachter bereits "ein Stückchen Himmel": Viel Gold, leichte, "erlöste" majestätische Säulen, leuchtende Gesichter der Heiligen – sie werden als St. Martinus und St. Ludgerus umgedeutet – sowie Putten- und Engelsdarstellungen. Der Tabernakel im unteren Bereich des aufstrebenden Hochaltares schafft mit der Eucharistie, mit dem "Brot der Engel", die Verbindung zum alltäglichen Leben. "Hier am Altar vollzieht sich schließlich auch das tägliche Messopfer, das Himmel und Erde verbindet", sagt der Steyler Missionar, der von 2002 bis 2007 Pfarrverwalter der Gocher Arnold-Janssen-Kirche war. Jetzt, in der Fastenzeit, ist das herrliche Altargemälde mit einem violetten Tuch verhangen, bald wird es wieder sichtbar sein.

(RP)
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