Kranenburg "Herr Steins, Sie zerstören meine Heimat"

Kranenburg · Die Bürgerinformation zur Windkraft in Kranenburg zog mehr als 200 Bürger in den Katharinenhof. Drei Stunden lang wurden kontroverse Ansichten zu dem Projekt ausgetauscht. Viele sehen die Riesen-Masten kritisch.

 Bürgerversammlung im Katharinenhof: Der Widerstand gegen den Windpark war groß.

Bürgerversammlung im Katharinenhof: Der Widerstand gegen den Windpark war groß.

Foto: Gottfried Evers

Es war sehr groß, das Interesse am Thema "Windpark im Reichswald". 200 Bürger waren in den Kranenburger Katharinenhof gekommen, um sich ein Bild davon zu machen, was die Gemeinde zusammen mit dem Landesbetrieb Wald und Holz sowie dem Wiesbadener Unternehmen ABO Wind im Staatsforst plant. Doch galt es auf den Weg in den Katharinenhof zunächst ein Spalier der deutsch-niederländischen Bürgerinitiative "Gegenwind" zu durchschreiten, die sich seit geraumer Zeit gegen den Bau der gigantischen Windkraftanlagen (137 Meter Nabenhöhe) entlang des Kartenspielerweges stark macht.

"Herr Steins, Sie zerstören meine Heimat", war auf einen der Protestschilder zu lesen. Eine Aussage, die Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins so nicht stehen lassen wollte. "Auch wenn ich mich zwischenzeitlich klar für die Windkraft im Reichswald positioniert habe, will ich nicht Ihre Heimat, die im Übrigen auch meine ist, zerstören. Im Gegenteil. Nach den Vorkommnissen in den Atomkraftanlagen setze ich vermehrt auf regenerative Energien", richtete sich Steins unter anderem an den Gegner der, wohlgemerkt geplanten Errichtung der zwölf Windkraftanlagen im Reichswald.

Verwirrend daher die Aussage der ABO Wind auf ihrer Hochglanzbroschüre, dass sie von der Gemeinde Kranenburg und dem Landesbetrieb Wald und Holz beauftragt worden sei, einen Windpark im Reichswald zu errichten. Denn von Errichtung kann derzeit wohl kaum die Rede sein. Schließlich steckt das Genehmigungsverfahren, noch am Anfang. Auch wenn sich der Rat mehrheitlich für den Windpark ausgesprochen hat, sind noch zahlreiche öffentliche Belange zu berücksichtigen. Den Ausführungen von ABO-Wind-Planungsleiter Georg von Aretin zufolge, konnte man den Eindruck gewinnen, als würden die Anlagen 2017 bereits ans Netz gehen.

Schrecklich nannten zahlreiche Besucher die Visualisierung der Windkraftanlagen entlang des Kartenspielerweges. Kaum einer, besonders auch die niederländischen Gäste, konnten sich mit den riesigen Anlagen anfreunden. "Der Rundfunksender in Kleve ist 112 Meter hoch. Durch seinen rot-weißen Anstrich können sie ihn über Kilometer aus allen Richtungen sehen. Die geplanten Windkraftanlagen sollen 200 Meter hoch werden. Soweit zum Thema Visualisierung", sagte der Kranenburger Arthur Hebben. "Wir haben den Reichswald nach dem Krieg wieder aufgeforstet und zu dem gemacht, was er heute ist. Ein Juwel in Sachen Naherholung. Diese Planung ist eine Verschandelung der Gegend", erklärte Förster a.d. Werner Kruck, der jahrelang im Forthaus Nergena im Reichswald gewohnt hatte und eigens aus Höxter angereist war. "In Höxter sind gut 50 Prozent der Fläche mit Windkraftanlagen versehen. Es muss nicht jede Gemeinde über Windkraftanlagen verfügen", schloss Kruck unter großem Beifall.

(RP)
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